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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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hingingen, sah Maeglin immer noch auf Idril und wartete, und Liebe verdunkelte sein Herz. Umso mehr trachtete er, seinen Willen in andren Dingen zuhaben, und er scheute keine Last noch Mühe, wenn es Macht zu gewinnen galt.
    So stand es um Gondolin; und in all dem Glück jenes Reiches, während seine Macht noch dauerte, wurde die dunkle Saat des Unheils gesät.

KAPITEL XVII

    VON DEN ERSTEN MENSCHEN IM WESTEN
    D reihundert und mehr Jahre, nachdem die Noldor nach Beleriand gekommen waren, begab sich Finrod Felagund, Fürst von Nargothrond, in die Lande östlich des Sirion und ging zur Jagd mit Maglor und Maedhros, Feanors Söhnen. Doch bald war er des Jagens müde und zog allein weiter, auf die Berge der Ered Lindon zu, die er in der Ferne schimmern sah. Er hielt sich auf der Zwergenstraße und überquerte den Gelion an der Furt von Sarn Athrad; dann, sich nach Süden wendend, kam er über den Oberlauf des Ascar in den Norden von Ossiriand.
    In einem Tal zwischen den Ausläufern der Berge, unterhalb der Quellen des Thalos, sah er eines Abends Lichter, und von fern hörte er Singen. Dies verwunderte ihn sehr, denn die Grünelben in diesem Lande entzündeten keine Feuer, noch sangen sie des Nachts. Zuerst befürchtete er, eine Bande Orks sei durch die Sperren im Norden gedrungen, doch als er näher kam, merkte er, dass sie in einer nie zuvor gehörten Sprache sangen, die weder die der Zwerge noch die der Orks war. Dann sah Felagund, sich im nächtlichen Schatten der Bäume haltend, in das Lager hinein, und dort erblickte er ein merkwürdiges Volk.
    Dies nun war ein Teil aus der Sippe und dem Gefolge Beors des Alten, wie er später geheißen wurde, eines Häuptlings der Menschen. Nach vielen Altern, die sie von Osten her gewandert waren, hatte er sie schließlich über die Blauen Berge geführt, die Ersten aus dem Geschlecht der Menschen, die Beleriand betraten; und sie sangen, weil sie froh waren und glaubten, allen Gefahren entronnen und nun endlich in ein Land ohne Schrecken gekommen zu sein.
    Lange sah Felagund ihnen zu, und Neigung regte sich in seinem Herzen, doch blieb er zwischen den Bäumen verborgen, bis sie alle in Schlaf gesunken waren. Dann trat er zwischen die Schlafenden und setzte sich an ihr verlöschendes Feuer, an dem niemand Wache hielt; und er nahm eine klobige Harfe zur Hand, die Beor beiseitegelegt hatte, und spielte darauf eine Musik, wie sie die Ohren der Menschen noch nicht vernommen hatten; denn niemand hatte sie noch in dieser Kunst unterwiesen, außer den Dunkelelben in den wilden Wäldern.
    Nun erwachten die Menschen und hörten Felagund zu, wie er spielte und sang, und jeder meinte, ihm träume, bis er sah, dass auch die Gefährten an seiner Seite wach waren; doch sie sprachen oder rührten sich nicht, solange Felagund spielte, so schön und voller Wunder waren die Musik und sein Lied. Weisheit war in den Worten des Elbenkönigs, und die Herzen wurden klüger, die ihm lauschten; denn die Dinge, von denen er sang, die Erschaffung Ardas und das Glück von Aman jenseits der Schatten des Meeres, traten als klare Gesichte vor ihre Augen, und seine Elbensprache verstand ein jeder so gut er’s vermochte.
    So kam es, dass die Menschen König Felagund, der ihnen als Erster von allen Eldar begegnet war, Nóm nannten, was in der Sprache dieses Volkes Weisheit bedeutet, und nach ihm benannten sie sein Volk Nómin, die Weisen. Zuerst hieltensie Felagund sogar für einen der Valar, von denen sie gehört hatten, dass sie weit im Westen wohnten; und dies war (so sagen manche) der Grund ihrer Wanderung gewesen. Felagund aber verweilte unter ihnen und lehrte sie wahrhaftiges Wissen, und sie verehrten ihn und nahmen ihn zum König und waren dem Hause Finarfin hernach stets treu ergeben.
    Nun waren die Eldar sprachenkundiger als alle anderen Völker, und Felagund entdeckte auch bald, dass er jene Gedanken der Menschen, die sie auszusprechen gedachten, in ihrem Geiste lesen konnte, so dass ihre Worte leicht zu verstehen waren. Es heißt auch, diese Menschen hätten lange mit den Dunkelelben östlich der Berge Umgang gehabt und viel von deren Sprache erlernt; und da alle Sprachen der Quendi eines Ursprungs waren, ähnelte die Sprache Beors und seines Volkes der Sprache der Elben in vielen Formen und Wörtern. Nicht lange, so konnte daher Felagund mit Beor sprechen, und dies tat er oft, während er bei ihnen blieb. Fragte er ihn aber nach der Herkunft der Menschen und nach ihren Wanderungen, so sagte Beor nicht

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