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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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viel, und viel wusste er auch nicht, denn die Väter seines Volkes hatten wenig über ihre Vergangenheit gesprochen, und ein Stillschweigen lag auf ihrem Gedächtnis. »Ein Dunkel liegt hinter uns«, sagte Beor, »und von ihm haben wir uns fortgewandt, und nicht einmal in Gedanken wollen wir dorhin zurückkehren. Dem Westen sind unsere Herzen zugewandt, und wir glauben, dass wir dort Licht finden.«
    Später jedoch hieß es unter den Eldar, als die Menschen beim Aufgang der Sonne in Hildórien erwachten, da seien die Späher Morgoths auf der Hut gewesen, und sogleich hätte er Nachricht erhalten. Die Sache schien ihm so wichtig, dass er selber insgeheim unter einem Schatten sich aufmachte und aus Angband nach Mittelerde kam, Sauron mitdem Oberbefehl über das Heer zurücklassend. Von seinen Geschäften mit den Menschen wussten die Eldar zu jener Zeit noch gar nichts, und auch später erfuhren sie nicht viel; dass aber ein Dunkel auf den Herzen der Menschen lag (wie der Schatten des Sippenmords und Mandos’ Spruch auf den Noldor), das erkannten sie deutlich selbst in dem Volk der Elbenfreunde, die ihnen als Erste begegneten. Zu verderben oder zu vernichten, was immer Neues und Schönes entstand, war stets Morgoths heißester Wunsch, und ohne Zweifel war dies auch der Zweck bei diesem Unternehmen: durch Furcht und Lügen die Menschen zu Feinden der Eldar zu machen und sie von Osten her gegen Beleriand ins Feld zu führen. Doch dieser Plan reifte nur langsam und konnte nie ganz ausgeführt werden; denn die Menschen (so heißt es) waren zuerst nur sehr wenige an Zahl, während die wachsende Stärke und Einigkeit der Eldar Morgoth Sorgen machten; und so kehrte er zurück nach Angband und ließ fürs Erste nur einige Diener bei den Menschen, solche ohne viel Macht und List.
    Felagund nun erfuhr von Beor, dass es noch viele andere Menschen gab, die dachten wie sie und gleichfalls nach Westen zogen. »Auch andre aus meinem Volk haben das Gebirge überschritten«, sagte er, »und sie sind nicht fern von uns; und die Haladin, ein Volk, von dem wir uns in der Sprache unterscheiden, liegen noch in den Tälern an den Osthängen und warten auf Kundschaft, ehe sie sich weiter vorwagen. Und noch andre Menschen gibt es, deren Sprache der unseren ähnlicher ist und mit denen wir zuweilen Umgang hatten. Sie waren uns auf dem Marsch nach Westen voraus, doch haben wir sie überholt, denn sie sind ein zahlreiches Volk und bleiben doch zusammen; deshalb kommen sie nurlangsam voran. Sie werden alle von einem Häuptling regiert, den sie Marach nennen.«
    Nun waren die Grünelben von Ossiriand über die Ankunft der Menschen verdrossen, und als sie erfuhren, dass sich ein Fürst der Eldar von jenseits des Meeres unter ihnen befinde, schickten sie Boten zu Felagund. »Herr«, sagten sie, »wenn du über die Neuankömmlinge Macht hast, so gebiete ihnen, dass sie den Weg zurückgehen, den sie gekommen, oder aber weiterziehen. Denn wir wünschen nicht, dass Fremde den Frieden dieses Landes brechen, wo wir leben. Baumfäller und Tierjäger sind diese Leute; deshalb sind wir unfreund mit ihnen, und wenn sie nicht abziehen, so wollen wir ihnen zu Leid tun, was wir nur können.«
    Darauf sammelte Beor auf Felagunds Anraten all die wandernden Sippen und Familien seines Volkes, und sie zogen über den Gelion fort und ließen sich in den Landen von Amrod und Amras nieder, an den Ostufern des Celon südlich von Nan Elmoth, nahe an der Grenze von Doriath; und der Name dieses Landes war fortan Estolad, das Lager. Als aber Felagund, nachdem ein Jahr vergangen war, wieder in sein eigenes Land heimkehren wollte, erbat Beor die Erlaubnis, mit ihm zu kommen, und solange er lebte, blieb er im Dienste des Königs von Nargothrond. So kam er zu seinem Namen, Beor, denn zuvor hatte er Balan geheißen, und Beor bedeutete »Vasall« in der Sprache seines Volkes. Die Herrschaft über sein Volk übertrug er Baran, seinem ältesten Sohn; und er kehrte nicht mehr nach Estolad zurück.
    Bald nach Felagunds Aufbruch kamen auch die andren Menschen nach Beleriand, von denen Beor gesprochen hatte. Zuerst kamen die Haladin; doch nachdem sie die Unfreundschaft der Grünelben kennengelernt hatten, zogen sie nachNorden und ließen sich in Thargelion nieder, dem Land von Caranthir, Feanors Sohn. Dort hatten sie eine Zeitlang Frieden; und Caranthirs Volk kümmerte sich wenig um sie. Im nächsten Jahr führte Marach sein Volk übers Gebirge; dies waren große und kriegerische Leute,

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