Das Silmarillion
guttat, wenn sie ohne Ordnung zusammen wohnten, und dass die Menschen ihre eigenen Fürsten haben müssten, und so wiesen sie den Menschen besondere Gebiete zu, wo sie nach eignem Gutdünken leben könnten, und ernannten Häuptlinge, um diese Länder frei zu regieren. Im Krieg waren die Menschen Bundesgenossen der Eldar, doch zogen sie unter eignen Anführern aus. Viele der Edain aber genossen die Freundschaft der Elben und lebten unter ihnen, solange man es ihnen nur irgend gewährte; und ihre jungenMänner nahmen oft eine Zeitlang in den Heeren der Könige Dienst.
So kam Hador Lórindol, Hathols Sohn und Enkel Magors, des Sohnes von Malach Aradan, in seiner Jugend in Fingolfins Haus und wurde ein Liebling des Königs. Daher übertrug ihm Fingolfin die Herrschaft über Dor-lómin, und in diesem Lande versammelte er die meisten aus seinem Volke und wurde der mächtigste Häuptling der Edain. In seinem Hause wurde nur elbisch gesprochen, doch geriet auch die eigene Sprache nicht in Vergessenheit, und aus ihr wurde die gemeinsame Sprache von Númenor. In Dorthonion aber wurde die Herrschaft über das Volk Beors und das Gebiet von Ladros an Boromir verliehen, Sohn Borons, welcher ein Enkel Beors des Alten war.
Hadors Söhne waren Galdor und Gundor; und Galdors Söhne waren Húrin und Huor; und Húrins Sohn war Túrin, Glaurungs Verderber; und Huors Sohn war Tuor, Vater Earendils des Gesegneten. Boromirs Sohn war Bregor, dessen Söhne Bregolas und Barahir waren; und Bregolas’ Söhne waren Baragund und Belegund. Baragunds Tochter war Morwen, Túrins Mutter; und die Tochter Belegunds war Rían, Tuors Mutter. Barahirs Sohn aber war Beren der Einhänder, welcher von Lúthien, Thingols Tochter, Liebe errang und von den Toten heimkehrte; von ihnen stammten Elwing, Earendils Weib, und alle späteren Könige von Númenor.
Sie alle wurden verstrickt in das Schicksal der Noldor, und sie verrichteten Großes, dessen die Eldar in der Geschichte ihrer alten Könige noch immer gedenken. Und in jenen Tagen verstärkte die Kraft der Menschen die Streitmacht der Noldor, und hoch gingen die Hoffnungen; Morgoth wurde dicht eingeschlossen, denn Hadors Volk scheute weder Kälte noch weite Märsche und ging zuweilen bis hoch in den Norden, um von dorther des Feindes Bewegungen zu verfolgen. Die Menschen aus allen drei Häusern gediehen und mehrten sich, doch am größten war unter ihnen das Haus Hadors des Goldscheitels, der mit den Elbenfürsten auf gleichem Fuße stand. Sein Volk war von großer Leibeskraft und hohem Wuchs, kühn, standhaft und wachen Sinnes, schnell erzürnt und schnell erheitert, mächtig unter den Kindern Ilúvatars in der Jugend der Menschheit. Gelbhaarig und blauäugig waren sie zumeist; anders dagegen Túrin, dessen Mutter Morwen war, aus dem Hause Beors. Die Menschen aus diesem Stamme hatten dunkles oder braunes Haar und graue Augen, und von allen Menschen sahen sie den Noldor am ähnlichsten und waren bei diesen die beliebtesten, denn sie waren wissbegierig, feinhändig, begriffen schnell und behielten lange und waren eher zum Mitleid als zum Spott geneigt. Ihnen ähnlich waren Haleths Waldleute, doch von kleinerem Wuchs und weniger neugierig auf Wissenschaft. Sie machten nicht viele Worte und liebten keine großen Menschenhaufen, und viele unter ihnen erfreuten sich der Einsamkeit, frei in den Laubwäldern umherwandernd, solange die Lande der Eldar ihnen in ihrer Herrlichkeit neu waren. Doch in den Reichen des Westens waren ihre Tage gezählt und unglücklich.
Die Lebensjahre der Edain wurden nach menschlichen Maßen länger, seit sie nach Beleriand gekommen waren; schließlich aber starb Beor der Alte, nachdem er dreiundneunzig Jahre gelebt, vierundvierzig davon im Dienste König Felagunds. Und als er tot war, von keiner Wunde und keinem Leid, sondern nur vom Alter geschlagen, da sahen die Eldar zum ersten Male das rasche Verlöschen des Menschenlebens und den Tod aus Müdigkeit, den sie selbst nicht kannten; und sie trauerten sehr um den Verlust ihrer Freunde.Beor aber hatte zuletzt sein Leben willig fahren lassen und war in Frieden gegangen; und die Eldar stellten sich manche Fragen über das merkwürdige Schicksal der Menschen, denn in all ihrer Wissenschaft stand davon nichts, und welches Ende es nahm, war ihnen verborgen.
Dennoch lernten die Edain von einst rasch alle Kunst und Wissenschaft von den Eldar, die sie nur aufnehmen konnten, und ihre Söhne wurden noch klüger und geschickter, bis sie bei
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