"Das sind Gefühle, wo man schwer beschreiben kann!"
falschen Seite.
[ Torjubel ]
War früher ein schöner Anlass für den Schützen, seinen liebsten Mitspielern um den Hals zu fallen und sich knuddeln zu lassen.
Ist heute etwas zutiefst Verabscheuungswürdiges, wenn Spieler wie zum Beispiel die Brasilianer von Real Madrid Choreographien
einstudieren und eine Kakerlake imitieren. Auch das manische Zeigen auf die eigene Rückennummer oder der dankende Blick hoch
zum Schöpfer wirkt unangenehm. Schlimm auch die Babywiege, das über den Kopf gezogene Trikot oder der Sturmlauf zum dritten
Masseur, der das Tor drei Wochen vorher schon prophezeit hat: „Danke, Mann!“ Erlaubt hingegen dreiSalti mit eingesprungenem Kasatschok (weil technisch schwierig) oder der Lauf in die Kurve (weil sozial). Die sympathischste
Art, das eigene Tor zu bejubeln, ist allerdings nach wie vor, zum Vorbereiter des Tors zu eilen und brav danke zu sagen. Ist
doch immer noch ein Mannschaftssport.
[ Torwarttrainer ]
Ungefähr der achte Trainer, den so ein richtiger Bundesligaverein im Tross beschäftigt, hat früher selbst das Tor des Heimatclubs
gehütet und pflegt in der Regel ein besseres Verhältnis zu den Fans als die momentane Nummer eins. Er wird besser bezahlt
als der Direktor der örtlichen Sparkasse und kann, wenn er es klug anstellt, zwölf Cheftrainer überleben, ohne dass irgendjemand
fragt, was
er
denn eigentlich da macht. Er hat früh Feierabend und ist ohne jede Verantwortung, das Einzige, was von ihm erwartet wird,
ist, dass er seinen Schützling mindestens einmal pro Saison als nationalmannschaftsreif an die,BILD‘-Zeitung meldet.
[ Transfer ]
Hat nichts mit dem Bus vom Flughafen zum Hotel zu tun, sondern bezeichnet den banalen Verkauf eines Spielers von Verein A
zu Verein B. Ein solcher Transfer ist meist nicht billig, und wer es schlau anstellt und gut spielt, hat sich nach spätestens drei dieser
Verkaufsbewegungen so gestopft, dass er nie wieder arbeiten muss. So ist wohl der Spruch von Erwin Kostedde zu verstehen,
der nach Karriereende seine Zukunftspläne sinngemäß in einen Satz packte: „Ich will nur noch an der Theke stehen und saufen!“
Schön, wenn man noch Ziele hat.
[ Trikots ]
Geschmacksneutrale Fetzen in vielen changierenden Vereinsfarben, meistens in XX L-Einheitsgrößen angeschafft. Der örtliche Elektrohändler hat sie gestiftet, was dem asymmetrischen Brustaufdruck zu entnehmen ist, selbst
die Hosen sind schon mit Verbraucherinformationen besetzt. Werden von Bundesligavereinen in großer Zahl an Fans verramscht,
das heißt dann Mörtchendeising.
[ T V-Beweis ]
Früher, als die Fernsehkameras noch nicht jedes popelige Spiel aus dem Zweitliga-Mittelfeld überwachten, konnten sich die
gröberen Gesellen der Fußballersippschaft noch den ein oder anderen ungesühnten Griff in die Weichteile des Gegenspielers
erlauben, oder auch mal eine Kopfnuss, wenn es sein musste. Heutzutage aber wird sogar eine Rotzattacke mit Musikbegleitung
in Superzeitlupe aufbereitet, weil immer ein aufmerksamer Kameramann zur Stelle ist. Und wenn der zuständige Schiedsrichter
– wie meistens – nichts von dieser heimtückischen Aktion mitbekommen hat, petzen die T V-Sender und präsentieren diese unerhörte Begebenheit exklusiv. Reflexhaft tritt dann das DF B-Gericht zusammen und straft den Übeltäter ab. Schöne neue Welt.
[ Vereinskneipe ]
Meist verräucherte und von einem Farbenblinden eingerichtete Lokalität, in der das Bier etwas billiger ist als im Bistro nebenan.
Sie wird von einem Typen geführt, der Günni oder Hoppi heißt und früher mal die Stütze des Vereins war, als der noch in der
obersten Klasse spielte. Diese Zeiten sind heute zwar vorbei, aber völkerballgroße Frikadellen mit Senf gibt’s in der Hammonia-Klause
nach wie vor. Und auch die Skat spielenden Grantler sind noch da,die sich kein Training der ersten Mannschaft entgehen lassen und sich Woche für Woche wundern, dass von den Bratwürsten überhaupt
mal einer den Ball trifft.
[ Viererkette ]
Wird nicht beim Juwelier bestellt, aber oft genauso teuer bezahlt. Spieler nämlich durchblicken diese moderne Verteidigungsformation
höchst selten und kassieren eine Menge Tore nach, ich zitiere den eigenen Trainer, „individuellen Fehlern“. Meistens muss
nur der Ball in die „Schnittstelle der Kette“ gespielt werden, denn wenn die „Laufwege“ der Spieler nicht stimmen, dann fallen
wieder mal „unnötige Treffer in der
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