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Das Skandalbett (II)

Das Skandalbett (II)

Titel: Das Skandalbett (II) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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wird, obwohl alle Menschen sagen, sie seien giftig.

    Annette kletterte mit einem langen Schritt auf den Kai. Dort drehte sie sich um und rief Inger zu, sie solle sich beeilen. Dann rannte sie mit weit ausgreifenden Schritten in Richtung auf die schmalen Gassen der Stockholmer Altstadt zu, der >Gamla Stan<.
    Inger beeilte sich und holte Annette im Laufen ein, aber jetzt war alle Intimität wie weggeblasen, und die Freundin ging in mürrischem Schweigen weiter.
    Sie brauchten nur ein paar Häuserblocks zu gehen, bis sie bei dem Haus ankamen, in dem das Fest gefeiert wurde, und als sie davor standen, konnten sie mit einem Mal hören, dass sie hier wohl richtig waren.
    Bis auf die Straße drangen Musik und Gelächter, und unten in der Tür begegneten sie dem ersten Teilnehmer an diesem Fest. Oder, richtiger gesagt, sie sahen ihn. Er war auf dem Steinpflaster zusammengesunken und saß jetzt an die Hauswand gelehnt da. Sein Kopf war auf die Brust herabgesunken. In der Hand hielt er mit unsicherem Griff eine halb leere Weinflasche.
    Vorsichtig stiegen sie über seine ausgestreckten Beine weg und tauchten in dem dunklen Loch unter, das zu den Treppen führte. Völlig finster war es natürlich nicht. Hier und da waren Kerzen aufgestellt worden, und in deren Lichtschein vermochte man Hinweisschilder zu lesen, die mit Pfeilen und anderen bizarr gemalten Zeichen den Weg wiesen - wenn es überhaupt Zweifel geben konnte.
    Als sie im zweiten Stock ankamen, wurde plötzlich eine Tür aufgemacht, und eine Woge aus Lärm und Licht spülte über sie hinweg, während gleichzeitig ein hoch gewachsener Mann ins Treppenhaus taumelte.
    Als er die beiden Mädchen entdeckte, hielt er inne und versuchte sie mit seinem benebelten Blick zu fixieren, während er sich zugleich bemühte, das Gleichgewicht zu halten.
    »Was seid ihr denn für süße kleine Schnuckelchen«, brabbelte er und stärkte sich mit einem kräftigen Schluck aus der Flasche. »Kommt mal näher, damit ich euch richtig ansehen kann, ihr Hübschen.«
    Er winkte ihnen zu, und als sie schon nahe bei ihm waren, streckte er eine Hand aus und griff nach ihnen.
    »Nein, Finger weg, lass das«, fauchte Annette und versuchte sich zu befreien.
    Der Mann grinste nur und zog Annette an sich, um sie zu küssen. Er hatte gerade die Augen geschlossen und den Mund gespitzt, als hinter ihm eine Hand erschien und ihn an der Schulter packte.
    »So, jetzt mach, dass du wegkommst«, kam es wütend aus der Dunkelheit.
    Keines der Mädchen hatte Zeit zu sehen, was eigentlich geschah, aber plötzlich wurde der Mann von Annette weggerissen und wie ein nasser Waschlappen an die Wand geworfen.
    Nach einem verblüfften Ausruf, einer Mischung aus Schmerz und Wut, verstummte er plötzlich. Sein Blick wurde glasig, und nach einigen Sekunden verdrehte er die Augen, bevor er mit einem blöden Grinsen zu Boden sank, wo er auf dem schwarzweißen Steinplattenmuster sitzen blieb.
    Inger hatte die Szene fasziniert beobachtet und fuhr zusammen, als aus der Dunkelheit wieder die fremde Stimme ertönte:
    »So, jetzt könnt ihr reinkommen.«
    Inger riss die Augen auf, um zu sehen, wer dieser Fremde war, aber erst als sie Annette durch die Wohnungstür folgte, konnte sie erkennen, dass sich jemand zwischen den Schatten bewegte, und dann trat ein hoch gewachsener, bärtiger junger Mann ins Licht.
    Als Inger ihn näher sah und entdeckte, wie geschmeidig er sich bewegte, wurde ihr klar, dass es seine starken Finger gewesen waren, die sich unbarmherzig in die Schultern des anderen Mannes gekrallt und diesen weggestoßen hatten.
    Inger betrachtete den prachtvollen Bart, und als der Fremde sie ansprach, brach sie in Lachen aus. Der Bart war so üppig, dass er sich ein paar Mal bewegte, bevor ein Wort zu hören war. Es war, als sähe man einen Film, in dem Bild und Ton nicht synchronisiert sind.
    »Hej, ich heiße Bernt, und ich spiele hier heute Abend den Gastgeber.«
    Inger nannte ihren Namen und gab ihm die Hand.
    Während der Hausherr anschließend Annette begrüßte, hängte Inger ihren Mantel auf und versuchte dann, vom Inneren der Wohnung einen ersten Eindruck zu bekommen.
    Das Wenige, was sie mit einem ersten schnellen Blick erfassen konnte, zeigte ihr sofort, dass alle Anwesenden schon ganz munter in Fahrt waren. Sie sah ein Paar neben dem anderen nach den heißen Rhythmen einer Rocknummer an der Tür vorbeiwirbeln.
    Aber wenn sie nicht allzu viel von dem erkannte, was drinnen vorging, so konnte sie umso mehr hören.

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