Das Sonnenblumenfeld
und dann den Professor an.
Es sah so aus, als hätte sie noch nicht verstanden, wie ihr geschah.
»Geld her«, sagte der Professor und hielt ihr die schwarze Ledertasche hin.
Die Besitzerin schaute auch die Tasche an.
Dann begann sie zu schreien.
Der Professor bekam einen Schreck und wäre am liebsten abgehauen.
»Um Gottes willen, halt ihr den Mund zu!«, schrie Dummenico.
Aber der Professor hatte einen noch größeren Schrecken bekommen als die Besitzerin und war starr vor Angst.
Dummenico lief zur Besitzerin und scheuerte ihr dermaßen eine, dass ihr fast der Kopf wegflog.
Sie verstummte sofort.
»Noch einen Mucks und ich schlag dir den Schädel auf wie einen Kürbis«, sagte Dummenico.
Dann gab er dem Professor ein Zeichen, an der Tür nachzusehen, ob jemand kam. Der Professor war noch schockstarr und verstand gar nichts mehr.
»Prufessò, die Tür!«, drängte Dummenico.
Der Professor gab sich endlich einen Ruck und ging zum Fenster, um hinauszuspähen.
»Niemand da«, sagte er.
Dummenico ging zur Kasse und wollte sie öffnen. Aber die war abgeschlossen und ließ sich auch mit Gewalt nicht öffnen.
»Los, mach schon«, herrschte er die Besitzerin an und bedrohte sie mit der Pistole.
Die Besitzerin griff sich an den Kopf und kippte um wie eine verfaulte Birne.
»Mimmù, was hast'n du mit der gemacht?«
»Ich hab sie nicht mal angerührt. Die ist vor Angst ohnmächtig geworden.«
»Und jetzt? Hauen wir ab?«, fragte der Professor. Er schwitzte wie ein Schwamm.
»Bist du bekloppt, Prufessò?«
Er beugte sich über die Besitzerin und griff in ihre Rocktaschen, fand aber keinen Schlüssel.
Weil er schwitzte und keine Luft mehr bekam, riss er sich das Tuch vom Gesicht. Da sah er die Kette um den Hals der Besitzerin. Daran hing ein Schlüssel.
Er griff nach der Kette und riss sie ab.
Dann ging er zur Kasse und versuchte den Schlüssel.
»Und?«, fragte der Professor.
Er wäre beinahe wie die Besitzerin der Lottostelle ohnmächtig geworden.
»Dreht sich …«, murmelte Dummenico.
Mit einem Schlag sprang die Kasse auf.
»Scheiße!«, rief Dummenico.
»Leer?«
»Rappelvoll«, antwortete Dummenico.
Und er fing an, das Geld in die Tasche zu stopfen.
Genau in diesem Moment ging die Tür auf und der
Schwarze kam rein, der vor dem Bahnhof seine Limonade getrunken hatte.
Der Professor schloss schnell die Tür hinter ihm. Dann zeigte er auf die Pistole und gab Zeichen, keinen Mucks zu tun.
Schweigend hob der Schwarze die Arme.
Der Schwarze
Der Schwarze war erschöpft von Mühsal und Hitze. Seit fünf Uhr war er auf den Beinen, um früh im Strandclub zu sein. Dort gab es teure Liegen, dort kauften ihm Touristen eher etwas ab.
Er hatte den Zug um sechs genommen, hatte dem Strandwärter fünfzehn Euro gegeben, um reingelassen zu werden, und hatte seine erste Runde gedreht, die vielversprechend gewesen war. Um zehn trank er den ersten Kaffee, dann machte er die zweite Runde. In dem Moment tauchte das Zollauto auf, und er floh über die Felsen, weil sie schon einmal seine ganze Tasche beschlagnahmt hatten. Außerdem war seine Aufenthaltsgenehmigung abgelaufen, er wollte kein Risiko eingehen. In der Eile war er ausgerutscht und hatte sich das Knie aufgeschlagen. Aber seine Waren hatte er in Sicherheit gebracht, und keiner war ihm gefolgt.
Um wenigstens noch irgendwas zu verkaufen, war er am öffentlichen Strand auf und ab gelaufen. Drei Stunden in der brüllenden Hitze für einen Hut für zwei Euro fünfzig.
Erschöpft von Mühe und Hitze, mit geschwollenem Knie, war er zum Bahnhof gelaufen. Er wollte einen Zug nehmen, zurück in sein Zimmer gehen, sich ein
paar Stunden ausruhen und dann den Bus zum Fest von San Vitu Liberatore nehmen. Vielleicht konnte er dort etwas verkaufen.
Während er auf den Zug wartete, bekam er Durst. Er zählte, was er verdient hatte, und kam auf dreißig Euro. Wenn er das Geld für den Strandwärter, das Zugticket und den Rest der Ausgaben abzog, blieben nicht mal zehn übrig.
Der Schwarze dachte, dass zehn Euro sein Leben nicht veränderten, und ging zu dem Automaten, um sich eine Limonade zu ziehen. Während er die Limonade trank, sah er, wie die Besitzerin die Rollläden hochkurbelte. Er dachte drüber nach, sich ein Los zu kaufen, irgendwie hatte er das Gefühl, es war ein Tag, um sein Glück zu probieren. Als er seine Limonade getrunken hatte, stand er auf, ging aufs Klo, um sich zu waschen, und dann in die Lottostelle.
Als er eintrat, sah er die beiden mit
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