Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Sonnentau-Kind

Das Sonnentau-Kind

Titel: Das Sonnentau-Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Luepkes
Vom Netzwerk:
immer Dennis, sein Vater musste den Notruf direkt in den Apparat brüllen, um die Lautstärke zu übertönen. Was rief der Junge denn da? In einer Tour, er konnte sich nicht beruhigen: «Mama, der schwarze Mann, der schwarze Mann!»
    Wencke dachte, der Junge hat einen Schock, der Arme, er sieht Gespenster. Hier ist eine blutende Frau, das ist schlimm, wirklich, aber …
    Doch als sie wieder aufblickte, in die andere Richtung schaute, dort, wo kein Ausgang war, sondern diese Pritsche aus Holz und Stroh, da sah auch sie etwas. Ein Gespenst. Einen schwarzen Mann.
    Ein dunkler Junge saß in der Ecke. Die Beine an den Körper gezogen, wippte er vor und zurück und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf das, was sich vor ihm abspielte.

An Axel Sanders schnittigem Sportwagen Wencke links, Axel rechts
    «Ja. Gut. Zugegeben, du hattest recht.»
    «Wie bitte? Ich habe dich nicht richtig verstanden!» Wencke lehnte sich gegen seinen Wagen, hatte die Arme verschränkt und drehte ihm demonstrativ den Rücken zu. Doch auch ohne dass er in ihr Gesicht blicken konnte, wusste er, dass aus ihren Augen Kampflust mit einem nicht unwesentlichen Teil Genugtuung blitzte.
    Sie tat so, als beobachtete sie die Sanitäter, die in diesem Moment die Türen des Krankenwagens schlossen, die schwerverletzte Annegret Helliger immer im Visier.
    Er holte Luft. «Du hattest recht! Hinter dieser Sache scheint mehr zu stecken als ein gewöhnlicher Selbstmord aus Liebeskummer und Verzweiflung. Woher auch immer du diese Idee hattest …»
    «Du solltest mich inzwischen gut genug kennen, um meine Intuitionen ernst zu nehmen. Wissenschaftler behaupten sogar, dass das Bauchgefühl einem Menschen oft bessere Tipps gibt als der Verstand. Langjährige Experimente beweisen …» Jetzt drehte sie sich um und konnte sich ein kleines Augenzwinkern nicht verkneifen. Dann wurde sie wieder ernst. «Hättest du mir mehr getraut, dann müsste Sebastian Helliger nicht um seine Frau und die beiden Kinder nicht um ihre Mutter bangen. Der Notarzt hat gesagt, die Kopfverletzungen seien lebensgefährlich. Man könne froh sein, wenn Frau Helliger jemals wieder …»
    «Ist ja gut, Wencke, ich weiß es jetzt.»
    Als der Krankenwagen mit Blaulicht auf die Straße rollte, wurde dahinter Sebastian Helliger sichtbar. Bleich und verzweifelt schaute er dem Auto hinterher. Als das Martinshorn einsetzte, zuckte er zusammen. Wencke hatte seine Visitenkarte gehabt, ihn bei der Arbeit erreicht, und er war so schnell wie möglich aus Großheide herbeigeeilt. Seitdem stand er in völlig desolatem Zustand immer irgendwo herum, zu einer klaren Aussage nicht in der Lage, auch nicht zu sonst irgendetwas. Er tat Axel Sanders leid. Und Wencke spürte das mal wieder, ritt darauf herum, wollte ihn, Axel, für das Elend verantwortlich machen.
    Der Wagen von der Spurensicherung fuhr rasant auf den Parkplatz und hätte den versteinerten Moorkönig fast gerammt. Am Steuer saß diese Dunkelhaarige, eine attraktive Kollegin, kompetent noch dazu.
    Sobald die Mannschaft diese seltsame Grashütte, den Tatort, in Beschlag genommen hatte, wollte er mit Wencke nach Aurich auf das Revier, wo dieses burschikose Mädchen aus Rumänien bereits wartete. Ein verschrecktes Kind, Teresa war ihr Name. Laut Wencke wurde sie in ihrer Heimat bereits wegen Mordes gesucht. Alles sah danach aus, als habe sie auch diese Bluttat hier im Moormuseum begangen.
    Die Teestubenbesitzerin hatte ausgesagt, dass sie die Begegnung zwischen Annegret Helliger und der Fremden, die aus der Entfernung ohne weiteres für einen Jungen gehalten werden konnte, beobachtet hatte. Die Helliger hatte zuvor erzählt, dass sie mit einem jungen Mann verabredet gewesen sei, deswegen sei ihr das Treffen nicht verwunderlich erschienen. Sanders hatte gleich Greven im Büro darauf angesetzt, diesen Burschen irgendwie ausfindig zu machen. Schließlich schien er bislang noch nicht zur Verabredung gekommen zu sein.
    Sonst hatte die Teestubenfrau nicht allzu viel bemerkt, es seien an dem Morgen schon einige Leute in der Teestube und im Museum gewesen, Familien, Senioren und eine Schulklasse, da sei ihr niemand besonders aufgefallen. Aber sie habe auch nicht die ganze Zeit aus dem Fenster geschaut.
    Im Grunde genommen lag es also nahe, dass diese merkwürdige Teresa mit dem alten Holzwerkzeug, welches früher zum Torfstechen benutzt wurde, zugeschlagen hatte. Das Warum war Gegenstand des anstehenden Verhörs. Es würde ein Leichtes sein, aus dem Mädchen die

Weitere Kostenlose Bücher