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Das Sonnentau-Kind

Das Sonnentau-Kind

Titel: Das Sonnentau-Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Luepkes
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gesund und munter ihre Kunstwerke im Moormuseum platzieren?
    Es war heiß. Die Klimaanlage gab ihr Bestes. Doch da Wencke darauf bestand, die Fenster heruntergekurbelt zu lassen, um alles um sich herum mitzubekommen, konnte selbst die moderne Ausstattung seines Wagens nichts daran ändern, dass die Temperaturen im Wageninneren unangenehm hoch waren und die Ledersitze bereits an klebriges Lakritz erinnerten.
    Neben ihnen hatte inzwischen auch Britzke seinen Wagen abgestellt. Er blieb ebenfalls sitzen und wischte sich den Schweiß von der Stirn und den Enden des Schnurrbartes. Seine Begleiterin, eine Kollegin von der Streife, trank gierig aus einer Mineralwasserflasche.
    Stillstand, dachte Axel Sanders. Die Autos parken, die Luft steht, und in diesem Fall kommen wir auch keinen Millimeter voran.
    Wencke hatte keine genaue Wegbeschreibung erfahren. Sie schien zu verzweifeln, denn der Handyempfang war im Umkreis von mehreren Kilometern gestört. Sooft Wencke auf ihrem Gerät herumtippte, nichts geschah. Auch der Polizeifunk im Zivilwagen streikte. Es war ja irgendwie verständlich, dass in einem hauptsächlich von Vögeln, Mäusen und Fischen bewohnten Gebiet das Funknetz nicht so eng gewebt war, aber dass sie sich hier in einem Loch von der Größe Aurichs zu befinden schienen, ausgerechnet in diesem Moment, das war ärgerlich. Und vielleicht sogar bedrohlich.
    Axel Sanders wagte nicht, noch einmal den Rückweg vorzuschlagen. Es hatte ihm vorhin eine mehr als bissige Bemerkung eingebracht. Er ahnte, der Grund für ihre mangelnde Einsicht, dass sie hier zurzeit nichts ausrichten konnten, lag an Wenckes unübersehbarer Angst. Wenn sich der Verdacht bestätigte, dass Aurel Pasat einer Menschenhändlerbande auf die Schliche gekommen war, die behinderte Kinder zum Betteln nach Deutschland schmuggelte und allem Anschein nach hier im Moor eine Art Lager unterhielt, wenn all diese ungeheuerlichen Vermutungen der Wahrheit entsprachen, dann war dieser Einsatz eine Spur zu heiß für eine leichtsinnige junge Frau wie Anivia. Wencke wollte hierbleiben, in der Nähe, auch wenn man nicht in der Lage war, den Begriff Nähe genau zu lokalisieren. Es blieb noch die Hoffnung, dass lediglich das gestörte Mobilnetz schuld war, dass man seit so langer Zeit keine Rückmeldung von ihr bekommen hatte. Doch selbst Axel ahnte, Anivia meldete sich aus einem anderen Grund nicht.
    «Was hat Strohtmann denn genau gesagt, Wencke? Wo könnte dieser Schuppen sein? Versuche dich zu erinnern, denn je schneller wir diesen Ort finden, desto eher weißt du, ob deine Sorgen berechtigt sind oder nicht.»
    «Ich habe keine Ahnung, … Südufer, mehr war nicht zu verstehen …»
    Selten hatte Axel seine Kollegin so zerstreut erlebt. Er suchte nach einer Lösung, einem Ausweg, meine Güte, er strengte sich wirklich an. Er wünschte sich, eine Spur zu finden, denn er ahnte, dass er es war, der sie in diese Sackgasse gelotst hatte.
    Axel lehnte sich aus dem Fenster und gab Britzke ein Zeichen, dass er seine Autoscheibe herunterlassen sollte. «Britzke, tu mir den Gefallen und fahr mit dem Wagen nochmal in Richtung Bundesstraße, da hat man wieder Empfang. Frag Strohtmann nach dem genauen Weg, okay?»
    «Mach ich. Und das Mädchen?» Er zeigte auf Teresa, die auf seiner Rückbank eingeschlafen war.
    «Lass sie sitzen. Wenn sie wirklich in den letzten zwei Tagen von Rumänien hierher getrampt ist, hat sie ein Recht auf eine kleine Pause, egal, was sie ausgefressen hat.»
    Britzke und die Streifenpolizistin schnallten sich wieder an, wendeten umständlich auf dem schmalen Weg und fuhren davon.
    «Und wir?», fragte Wencke.
    Axel Sanders’ Schultern wollten schon hilflos in die Höhe schnellen, doch dann begriff er, dass diese Geste wirklich nicht das war, was Wencke in diesem Moment aufbauen würde. «Schauen wir uns um. Am Südufer befinden wir uns ja bereits, vielleicht können wir dieses Lager ja entdecken. Ostfriesland ist platt, und die Vegetation hält sich in Grenzen. Wenn die zeitgemäße Telekommunikation versagt, versuchen wir es halt mal wieder wie unsere Vorfahren mit offenen Augen und Ohren.»
    Endlich lächelte Wencke, wenn auch nur dünn. Dann drehte sie sich zu den Kindern um. «Kennt ihr euch in dieser Gegend ein bisschen aus? Seid ihr schon einmal hier gewesen?»
    «Ja!», sagten beide Kinder unisono.
    Das Mädchen setzte sich aufrecht hin: «Mit dem Aurel. Er hat einen Freund getroffen, der Vögel zählt. Mit dem sind wir hier rumgelaufen und

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