Das soziale Tier
langsamer, als es normalerweise der Fall ist. Wenn jemand in der Nähe die Musik hört und die Melodie noch erkennen kann, spielen sie noch nicht langsam genug. 5 Im Spartak Tennis Club führen Schüler Ballwechsel ohne Ball aus. Sie arbeiten so an einzelnen Aspekten ihrer Spieltechnik. 6
Benjamin Franklin brachte sich das Schreiben auf folgende Weise bei: 7 Er las einen Essay im Spectator, dem bestgeschriebenen Magazin seiner Zeit. Anschließend machte er sich auf einem anderen Blatt Papier Notizen zu jedem Satz des Essays. Dann vermischte er die Notizen und nahm sie sich nach ein paar Wochen wieder vor. Schließlich versuchte er die Notizen in der richtigen Reihenfolge zu ordnen und auf diese Weise den ursprünglichen Essay zu rekonstruieren. So brachte er sich selbst das Strukturieren bei. Als er bemerkte, dass sein Wortschatz nicht an den der Spectator -Autoren heranreichte, wechselte er zu einer anderen Technik. Er übersetzte jeden Essay, Satz für Satz, in Dichtung. Ein paar Wochen später versuchte er die Dichtung wieder in Prosa zurückzuverwandeln.
Wie Daniel Coyle in seinem Buch Die Talent-Lüge schrieb: »Jede Fertigkeit ist eine Art von Erinnerung.« Um diese inneren Strukturen zu verankern, bedarf es harter Arbeit und zielstrebigen Bemühens. So gesehen bestätigt die moderne Hirnforschung ein altmodisches Arbeitsethos.
Ausführung
Die Schularbeiten strukturierten Ericas Tagesablauf während ihrer Jahre auf der Highschool. Dadurch wurden innere Anlagen aktiviert. Sie hatte nicht den einen großartigen Lehrer, der ihr Leben veränderte. Stattdessen impfte ihr die Atmosphäre an der Academy fast unmerklich bestimmte Gewohnheiten ein, die sich um Ordnung, Disziplin und Regelmäßigkeit drehten. Erica liebte es, ihr Aufgabenbuch zu ordnen. Sie liebte es, Checklisten zu erstellen und jede Aufgabe abzuhaken, die sie erledigt hatte. Wenn man sie bei ihrer Abschlussfeier auf der Highschool gebeten hätte, eine ihrer herausragenden Eigenschaften zu nennen, hätte sie gesagt: »Ich bin eine organisierte Person.« Sie war verzweifelt darum bemüht, die Dinge gut und richtig zu machen. Daher fühlte sie sich auch von der Welt der Wirtschaft angezogen; erfolgreiche Menschen streben in jene Milieus, wo den Talenten, die sie besitzen, die höchste Wertschätzung entgegengebracht wird.
Wir alle können auf charismatische Unternehmensführer zeigen, die ihre Führungsrolle wie große Feldwebel ausführen. Aber die meisten Wirtschaftskapitäne sind nicht von dieser Sorte. Die meisten sind jene ausgeglichenen, disziplinierten und entschlossenen Führungskräfte, zu denen auch Erica gehören wollte.
Im Jahr 2008 beendeten Steven Kaplan, Mark Klebanov und Morten Sorenson eine Studie mit dem Titel »Auf welche Eigenschaften und Fähigkeiten es bei Topmanagern ankommt«. 8 Sie stützten sich dabei auf die Ergebnisse detaillierter Persönlichkeitstests von 316 Vorstandschefs und auf die Erfolgsbilanzen der von ihnen geführten Unternehmen. Es gibt nicht einen bestimmten Persönlichkeitsstil, der dazu führt, dass man in einem Unternehmen oder anderweitig erfolgreich ist. Aber die Forscher fanden heraus, dass die Charakterzüge, die am stärksten mit Erfolg korrelieren, Detailgenauigkeit, Beharrlichkeit, Leistungsbereitschaft, analytische Gründlichkeit und die Bereitschaft, Überstunden zu machen, sind. Das heißt die Fähigkeit, zu organisieren und umzusetzen.
Diese Ergebnisse decken sich mit den Befunden einer Vielzahl von Studien, die in den letzten Jahrzehnten durchgeführt wurden. Im Jahr 2001 veröffentlichte Jim Collins einen Bestseller mit dem Titel Good to Great . 9 Er hatte herausgefunden, dass die besten Unternehmensführer keine großartigen Visionäre waren, sondern bescheidene, zurückhaltende, fleißige und entschlossene Persönlichkeiten, die einen Bereich gefunden hatten, in dem sie richtig gut waren und in dem sie sich systematisch zu verbessern suchten. Sie verbrachten nicht viel Zeit mit unternehmensinternen Kampagnen zur Verbesserung der Motivation. Sie verlangten Disziplin und Leistungsbereitschaft.
Im selben Jahr resümierten Murray Barrick, Michael Mount und Timothy Judge hundert Jahre Forschung über die Eigenschaften von Führungskräften. 10 Auch sie fanden heraus, dass Extroversion, Liebenswürdigkeit und Offenheit für neue Erfahrungen nicht besonders eng mit dem Erfolg als Vorstandschef zusammenhängen. Entscheidend sind vielmehr emotionale Stabilität und Gewissenhaftigkeit – also
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