Das Spiel
an den Bettpfosten festgemacht. Das Bett im Schlafzimmer des Hauses in Portland hatte keine Querbretter; hätte er dort seinen Herzanfall gehabt, hätte sie die Handschellen mühelos über die Pfosten streifen können. Während er keuchte und sich an den Handschellen zu schaffen machte und dabei das Knie aufreizend da unten an ihr rieb, hatte er geredet. Und dabei hatte er ihr von M und F erzählt und erklärt, wie die Verschlüsse funktionieren. Er wollte Fs, hatte er ihr gesagt, weil die Handschellen für Frauen Verschlussbügel mit dreiundzwanzig Kerben statt siebzehn hatten, wie die meisten für Männer. Mehr Kerben bedeuteten, man konnte die Frauenmodelle enger schließen. Aber an die kam man nur schwer ran, und als sein Freund bei Gericht Gerald gesagt hatte, er könnte ihm günstig zwei Männerhandschellen besorgen, hatte Gerald die Gelegenheit beim Schopf ergriffen.
»Manche Frauen können mühelos aus Männerhandschellen rausschlüpfen«, hatte er ihr gesagt, »aber du hast einen starken Knochenbau. Außerdem wollte ich nicht warten. Und jetzt lass mal sehen …«
Er hatte ihr die Schelle um das rechte Handgelenk gelegt und den Verschlussbügel anfangs schnell zugedrückt, dann aber langsamer, als er sich dem Ende näherte, und er hatte sie bei jeder Kerbe gefragt, ob er ihr wehtat. Es ging prima bis zur letzten Kerbe, aber als er sie gebeten hatte, sie sollte einmal versuchen, ob sie herausschlüpfen konnte, war es ihr nicht gelungen. Ihr Handgelenk war schon weitgehend durch die Öse gerutscht, und Gerald hatte ihr später erzählt, dass nicht einmal das passieren dürfte, aber als sie bis zum Handrücken und Daumenansatz kam und nicht weiter, war sein komisch besorgter Ausdruck verschwunden.
»Ich glaube, die sind prima«, hatte er gesagt. Daran konnte sie sich noch genau erinnern, und noch deutlicher an das, was er danach gesagt hatte: »Mit denen werden wir eine Menge Spaß haben.«
Mit der Erinnerung an diesen Tag deutlich vor Augen, zog Jessie wieder nach unten und versuchte, ihre Hände so klein wie möglich zu machen, damit sie sie durch die Handschellen zwängen konnte. Dieses Mal setzten die Schmerzen früher ein und fingen nicht in den Händen an, sondern in den überanstrengten Muskeln von Schultern und Armen. Jessie kniff die Augen zu, zog fester und versuchte, nicht auf die Schmerzen zu achten.
Dann stimmten ihre Hände in den Chor der Qual ein, und als sie sich wieder der äußersten Grenze ihrer Muskelkraft näherte und die Handschellen sich in die dünne Haut über den Handrücken gruben, fing sie an zu schreien. Hinteres Band, dachte sie mit schräg gelegtem Kopf und zu einem breiten, trockenen Grinsen verzerrten Lippen. Hinteres Band, hinteres Band, hinteres Band, scheißhinteres Band!
Nichts. Unnachgiebig. Und sie begann zu vermuten – stark zu vermuten -, dass hier mehr im Spiel war als Sehnen. Es waren auch Knochen dort, knubbelige kleine Knochen, die unter dem Daumengelenk an der Hand entlang verliefen, ein paar knubbelige kleine Knochen, die wahrscheinlich ihren Tod bedeuteten.
Mit einem letzten Schrei der Qual und Enttäuschung entspannte Jessie die Hände wieder. Ihre Schultern und Oberarme bebten vor Erschöpfung. So viel zum Herausrutschen aus den Handschellen, weil es M-17er und keine F-23er waren. Die Enttäuschung war fast schlimmer als die körperlichen Schmerzen; sie brannte wie Brennnesseln.
»Abgewichste Scheiße!«, kreischte sie in das leere Zimmer. »Abgewichste Scheiße, abgewichste Scheiße, abgewichste Scheiße!«
Irgendwo am See – heute weiter entfernt, wie es sich anhörte – wurde die Motorsäge angelassen, und das machte sie noch wütender. Der Typ von gestern holte noch mehr. Nur ein Schlappschwanz im rot-schwarz karierten Flanellhemd von L. L. Beans, der dort draußen Paul Leck-mich-im-Arsch Bunyan spielte, mit seiner McCullough abdröhnte und davon träumte, wie er am Abend mit seiner Zuckerpuppe ins Bett kroch … oder vielleicht träumte er von Football oder von ein paar Eisgekühlten unten in der Hafenbar. Jessie sah den Bauerntölpel im karierten Flanellhemd so deutlich wie das Mädchen am Pranger, und wenn Gedanken allein töten könnten, wäre der Kopf des Mannes wahrscheinlich noch in diesem Augenblick zu seinem Arschloch rausexplodiert.
»Es ist unfair!«, schrie sie. »Es ist einfach unf…«
Da schnürte ihr eine Art trockener Krampf die Kehle zu, und sie verstummte mit angstverzerrtem Gesicht. Sie hatte die harten Knochensplitter
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