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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Denkmaschine nicht abstaubte und diese in Gang setzte.
    Lang, ungemütlich … und möglicherweise schmerzhaft, sagte Goodwife nervös. Aber die Schmerzen wären ein Akt der Buße, oder nicht? Schließlich hast du dir das selbst zuzuschreiben. Ich hoffe, ich werde nicht langweilig, aber hättest du ihn einfach seinen Saft abschießen …
    »Du wirst langweilig, Goody«, sagte Jessie. Sie konnte sich nicht erinnern, ob sie vorher schon einmal laut mit einer ihrer inneren Stimmen gesprochen hatte. Sie fragte sich, ob sie den Verstand verlor. Sie kam zum Ergebnis, dass ihr das so oder so scheißegal war, zumindest vorläufig.
    Jessie machte wieder die Augen zu.

4
     
     
     
    Dieses Mal stellte sie sich hinter den Lidern nicht ihren Körper in der Dunkelheit vor, sondern das ganze Zimmer. Selbstverständlich war sie immer noch der Mittelpunkt, huch, selbstverständlich – Jessie Mahout Burlingame, immer noch ein Pfriemelchen unter vierzig, immer noch hinreichend schlank mit eins fünfundsiebzig und dreiundsechzig Kilo, blaue Augen, rotbraunes Haar (sie übertünchte das Grau, das sich vor fünf Jahren zum ersten Mal zeigte, mit einer Tönung und war sich ziemlich sicher, dass Gerald es nie bemerkt hatte). Jessie Mahout Burlingame, die sich in dieses Schlamassel gebracht hatte, ohne zu wissen, wie oder warum. Jessie Mahout Burlingame, inzwischen wahrscheinlich Witwe von Gerald, immer noch Mutter von niemand und mit zwei Polizeihandschellen an dieses Scheißbett gefesselt.
    Sie ließ den Bildsucher ihres Verstandes auf Letztere zoomen. Eine Furche der Konzentration erschien zwischen ihren geschlossenen Augen.
    Alles in allem vier Handschellen, jedes Paar mit einer fünfzehn Zentimeter langen, gummierten Stahlkette verbunden, jedes hatte M-17 – eine Seriennummer, vermutete sie – in den Stahl der Verschlussplatte gestanzt. Sie erinnerte sich, wie Gerald ihr damals, als das Spiel noch neu war, erzählt hatte, dass jede Handschelle einen Bügel mit Vertiefungen besaß, mit dem man sie einstellen konnte. Außerdem war es möglich, die Kette so weit zu verkürzen, dass die Hände eines Gefangenen schmerzhaft zusammengezogen wurden, Gelenk an Gelenk, aber Gerald hatte ihr die maximale Kettenlänge zugestanden.
    Warum zum Teufel auch nicht?, dachte sie jetzt. Schließlich war es nur ein Spiel … richtig, Gerald? Aber nun fiel ihr ihre anfängliche Frage wieder ein, und sie überlegte sich wieder, ob es für Gerald wirklich jemals nur ein Spiel gewesen war.
    Was ist eine Frau?, flüsterte eine andere Stimme – eine UFO-Stimme – leise aus einem dunklen Brunnen in ihrem Inneren. Ein Lebenserhaltungssystem für eine Fotze.
    Geh weg, dachte Jessie. Geh weg, du bist nutzlos.
    Aber die UFO-Stimme widersetzte sich dem Befehl. Warum hat eine Frau einen Mund und eine Fotze?, fragte sie stattdessen. Damit sie gleichzeitig stöhnen und pissen kann. Sonst noch Fragen, kleine Lady?
    Nein. Angesichts der beruhigend surrealistischen Antworten hatte sie keine Fragen mehr. Sie ließ die Hände in den Handschellen kreisen. Die empfindliche Haut der Gelenke strich über den Stahl, so dass sie zusammenzuckte, aber die Schmerzen waren erträglich, und sie konnte die Hände mühelos drehen. Gerald mochte geglaubt haben, dass der einzige Lebenszweck einer Frau darin bestand, als Lebenserhaltungssystem für eine Fotze zu dienen, oder auch nicht, aber er hatte die Handschellen nicht so eng gestellt, dass es wehtat; dagegen hätte sie sich selbstverständlich schon früher verwahrt (redete sie sich ein, und keine der inneren Stimmen war so gemein, ihr bei diesem Thema zu widersprechen). Dennoch waren sie zu eng zum Herausschlüpfen.
    Oder doch nicht?
    Jessie zog versuchsweise. Die Handschellen rutschten an den Gelenken hoch, während sie die Hände nach unten zog, und dann blieben die Stahlösen fest an den Verbindungen von Knochen und Knorpel hängen, wo die Gelenke die komplexe und erstaunliche Verbindung mit den Händen eingingen.
    Sie zog fester. Jetzt waren die Schmerzen weitaus intensiver.
    Plötzlich fiel ihr ein, wie Daddy einmal die hintere Tür auf der Fahrerseite ihres alten Country-Squire-Kombi zugeschlagen hatte, als Maddy die linke Hand darinhatte, ohne zu wissen, dass sie zur Abwechslung einmal auf seiner Seite herauswollte statt auf ihrer. Wie sie geschrien hatte! Ein Knochen war gebrochen – Jessie konnte sich nicht erinnern, wie er hieß -, aber sie wusste noch, dass Maddy ihren Gips stolz vorgeführt und gesagt hatte: »Und

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