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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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bisschen verrückt — natürlich, das musste sie ja wohl sein, wenn sie so ganz allein hier im Wald lebte. »Er ist doch schon vor zweihundert Jahren gestorben.«
    »Ja, ist er, Friede seiner Seele, und keinen Moment zu früh.« Sie richtete sich auf. »Hmmm. Wenn ich gestern gewusst hätte, dass ich Gesellschaft kriege, hätte ich mehr Sumpfdotterblumen gesammelt und vielleicht auch ein paar Kastanien. Aber ich wusste es ja erst heute Morgen.«
    »Was?«
    »Dass du kommen würdest. Hast ja lange genug gebraucht.« Sie zuckte mit den knochigen Schultern. »Es ist aber nicht nur Gregor, es ist dieses Lied — daran ist mehr falsch als richtig. Zosim, der Hilfreiche — lachhaft. Dieser schlangenäugige Gauner hat sich selbst zu diesem und jenem verholfen, aber das war's auch. Und der Schnee. Schierer Unsinn. Khors' Burg war nicht aus Eis oder irgendetwas Derartigem, sie hat nur so geglänzt wegen dem Elbenglas, mit dem sie überzogen war — Elbenglanz nannten sie das Zeug. Und ›Ewigfrost‹!« Sie verzog angewidert den Mund, als hätte sie etwas übel Schmeckendes gegessen. »Er hat einfach die wahre Geschichte genommen und mit dieser Caylor-Geschichte vom Vogelprinzen vermengt — und
das
war schon ein wild zusammengerührter Brei über den Götterkrieg! «
    Briony blinzelte. Wenn diese Frau doch aufhören würde zu reden und sich ans Kochen machte! Nur der wühlende Schmerz in ihrem Magen hielt sie noch halbwegs aufrecht. »Ihr ... Ihr redet, als ob Ihr ... eine Menge ... über den Krieg der Götter wüsstet.«
    Die Alte kicherte, und aus dem Kichern wurde ein prustendes Lachen. Sie lachte, bis sie keuchte und sich neben Briony setzen musste. »Ja, Tochter, darüber weiß ich wirklich eine Menge.« Sie gluckste wieder und wischte sich die Augen. »Das sollte ich wohl auch, Kind. Ich war schließlich dabei.«

20

Ein Stück vom Haus des Mondes
    Ab die Schlacht begann, floh die unschuldige Zoria aus der Feste und machte sich barfüßig, wie sie war, auf die Suche nach ihrer Familie, doch obwohl Zosim sie fand und ihr zu helfen suchte, wurden sie durch einen mächtigen Sturm getrennt, und so irrte Perins jungfräuliche Tochter fernab des Schlachtfelds dahin.

Vor den Mauern der mächtigen Feste Khors' fiel Kernios, der Erdherrscher, durch den Verrat des Zmeos, doch die Tränen seines Bruders Erivor erweckten ihn wieder zum Leben, und er war hinfort für Menschen wie Götter unbesiegbar.
    Der Anbeginn der Dinge,
Buch des Trigon
    Schwester Utta brauchte länger, als ihr lieb war, um die Bücher und Pergamentrollen vom vergleichsweise zugänglichsten Stuhl zu räumen, doch als sie es geschafft hatte, ließ sich Merolanna dankbar auf die Sitzgelegenheit sinken. Als Utta sah, dass der Herzoginwitwe nur ein wenig schwindelig war — kein Wunder, ihr selbst war auch etwas seltsam im Kopf—, räumte sie auch für sich einen Platz frei. Was dadurch nicht gerade erleichtert wurde, dass zu der Fünfzigschaft Miniatursoldaten, die in Habachtstellung auf dem Fußboden versammelt waren, jetzt noch mindestens dieselbe Zahl an winzigen Höflingen gestoßen waren, sodass Schwester Utta praktisch nirgends den Fuß hinsetzen oder irgendetwas ablegen konnte, ohne zunächst zu warten, bis sich die fingerlangen Leutchen von der betreffenden Stelle entfernt hatten. König Olins Studierzimmer sah jetzt aus wie die größte und aufwendigste Puppenstube, die sich ein kleines Mädchen nur erträumen konnte. Und mittendrin saß, so anmutig und majestätisch, als ob sie von normaler Größe wäre und Utta und die Herzoginwitwe nur Däumlingsmaß hätten, Königin Altania auf ihrer Hängeplattform im Kamin.
    Merolanna fächelte sich mit einem Pergamentenbündel. »Wie meint Ihr das — Ihr könnt mir etwas über meinen Sohn erzählen? Was wisst Ihr über meinen Sohn?«
    Utta verstand überhaupt nichts: Sie lebte seit über zwanzig Jahren auf der Burg, und soweit sie wusste, war Merolanna kinderlos. »Seid Ihr wohlauf, Euer Gnaden?«
    Merolanna machte eine abwinkende Handbewegung in ihre Richtung. »Ich verliere gerade den Verstand, soviel steht außer Zweifel, aber ansonsten bin ich wohlauf, ja. Ich kann gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass Ihr hier bei mir seid. Ihr seht und hört doch dasselbe wie ich?«
    »Winzige Leutchen? Ich fürchte ja.«
    Altania hob bekräftigend die Arme, oder vielleicht war es ja auch eine Geste der Entschuldigung. »Verzeiht, wenn dies für Euch als Schreck kam, Herzogin. Ich kann Euch nicht erklären, wie wir

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