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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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bei jedem Wort seine Schädelknochen erschütterte, erhob sich Vansen langsam. Ihm tat alles weh, als wäre er durchgeprügelt worden, aber wenn er schon sterben sollte, dann wollte er im Stehen sterben, als ein Soldat von Südmark. Der staubige Stein zu seinen Füßen war voller roter Kleckse; er fasste sich ans Gesicht und stellte fest, dass ihm Blut aus der Nase rann.
    Ich mische mich ein? Ihr betretet unbefugt mein Land, kleiner Kobold, und behauptet dann, ich mischte mich in eure Angelegenheit ein?
Der einäugige Riese rekelte sich lässig auf seinem Steinthron. Seine ausgestreckten Beine waren länger als Vansens ganze Person, und der schöne, aber verwüstete Kopf hatte die Größe einer Tempelglocke. Kituyik grinste auf eine kleine Gestalt herab, die vor ihm stand — Gyir, das Sturmlicht.
    Ich bin im Auftrag des Königs unterwegs,
sagte Gyirs Stimme.
    Große Drei,
dachte Vansen,
ich kann ihn verstehen!
Das verblüffte ihn fast noch mehr als alles andere.
Ich höre ihn in meinem Kopf, genau wie der Prinz!
    Er drehte sich um und wollte es Barrick sagen, aber zu seinem Entsetzen lag der Junge reglos auf der Seite, und Blut lief ihm aus Ohren und Nase. Vansen warf sich neben ihm auf die Knie und war nur geringfügig erleichtert, als er fühlte, wie Barricks Brust sich hob und senkte.
    »Er ist verletzt!«, rief Vansen. »Helft ihm, Gott, oder was Ihr auch immer sein mögt — Euer Gebrüll hat ihm das angetan!«
    Kituyik lachte laut und ausgiebig; das Geräusch polterte in Vansens Kopf herum und krachte gegen seine Schädelwände wie ein loses Fass im Laderaum eines sturmgebeutelten Schiffs.
Helft ihm! Du gefällst mir, kleiner Sterblicher — du bist höchst unterhaltsam! Doch wie die Fliege auf dem Pferderücken, die sagt, wo es langgehen soll, hast du eine falsche Vorstellung von deiner eigenen Bedeutung.
Er richtete sein eines Auge auf Gyir.
Und zu dir, Sklave der Feuerblume, ich verstehe nicht, wie sich einer der Verhüllten einfach überrumpeln lassen konnte — noch dazu von Langschädeln
Das Gottmonster lachte belustigt, und einige Gefangene in dem großen Raum lachten mit, wenn auch nicht so herzhaft wie ihr Herr.
Aber das ist ohnehin nicht von Bedeutung. Ihr werdet Teil meines großen Werks sein.
Kituyik grinste, wobei er die ganze Grässlichkeit seines verwüsteten Munds und seiner zersprengten Zähne entblößte. Er strich über die Ketten auf seiner Brust und versetzte die daran hängenden Köpfe ins Schwingen.
Und selbst wenn ihr mir nicht wesentlich helfen könnt, werdet ihr doch zumindest, wie ich euch bereits versprach, dekorative Zwecke erfüllen.
    Der Riese erhob sich jetzt erstmals, und obwohl Ferras Vansen gedacht hatte, er sei bereits übersättigt mit unfassbaren Dingen, war dies doch ein verblüffender Anblick: Kituyik war so groß, dass sein mächtiger Kopf in der Düsternis der Höhle emporzusteigen schien wie der pockennarbige Mond, über die Reichweite der Fackeln und Laternen hinaus, bis sich der größte Teil im Schattendunkel befand und nur die verwüstete untere Hälfte noch sichtbar war.
    Bringt sie weg,
grollte der Halbgott. Eine Schar von Gestalten eilte von den dunklen Rändern des riesigen Raums herbei — die Wächter-Folger, mannsgroß und massiger als die Langschädel, mit spitzen Knochenfortsätzen, die aus ihrem verfilzten Fell ragten, und kleinen Schweinsäuglein, glimmend wie Kohlen.
Übergebt sie dem Grauen und sagt ihm, er soll sie sicher verwahren, bis ich sie brauche.
    Gyir ging in Kampfstellung, als ihn die rotäugigen Kreaturen umringten, und hätte sich sicher gewehrt, aber eins der affenähnlichen Wesen hatte sich hinter ihn geschlichen. Es drosch Gyir mit seiner mächtigen Faust auf den Hinterkopf, und das Sturmlicht wurde zu Boden gezogen und weggeschleift.
    Vansen war zu schwach, um Widerstand zu leisten. Er konnte nur mit einer Hand nach Barricks regloser Gestalt greifen, als sie von den borstigen, übelriechenden Kreaturen aus Kituyiks Thronsaal getragen wurden. Während sie roh durch eine endlose Abfolge lichtloser Stollen befördert wurden, kämpfte er mit den schweren Handeisen und tat sein Bestes, den Prinzen festzuhalten, damit sie nicht getrennt würden, so wie eine Mutter, die mit ihrem Kind in einen Fluss gefallen ist, noch immer eine Hand in die Kleider des Kleinen krallt, wenn sie schon längst nicht mehr atmet.

    Auch mitten in seinem eigenen Haus, in der Festung, die seiner Familie aus den Händen der Götter selbst zuteil geworden war, konnte

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