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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Handvoll Perlen auf einer mürben Schnur.

    Ferras Vansen merkte gar nicht, wie der verwundete Elbe zu sich kam. Stundenlang hatte die Kreatur nur wie tot dagelegen, aber plötzlich glommen ihm die roten Augen aus dem monströsen Gesicht entgegen.
    Vansen spürte einen Druck hinter der Stirn, eine schmerzhafte Präsenz, die in seinem Kopf summte wie eine gefangene Hornisse. Er wich einen Schritt zurück und fragte sich, welchen Zauber dieses Schattenwesen gegen ihn einsetzte, aber die scharlachroten Augen weiteten sich, und das Summen verstummte jäh, hinterließ nur die vage Spur einer Frage, wie eine Stimme, die man in den letzten Momenten des Schlafs gehört hat.
    »Ich kann es ihm nicht genau sagen«, sagte Prinz Barrick. »Ihr?«
    »Sagen ...? Was?« Vansen musterte den Elben, der immer noch dalag, den Kopf auf eine Satteltasche gebettet, und matt und schwach wirkte. Wenn er sie anzuspringen gedachte, verstellte er sich bestens.
    »Habt Ihr ihn nicht gehört?« Jetzt schien Barrick verwirrt. Er verzog das Gesicht und rieb sich den Schädel, als ob er Kopfschmerzen hätte. »Er sagt, er will wissen, warum wir ihn gerettet haben — unseren Feind. Aber ich weiß nicht, warum — ich kann mich kaum erinnern.«
    »Ihr habt gesagt, wir müssten es tun, Hoheit — wisst Ihr nicht mehr?« Vansen hielt inne. Irgendwie wurde auch er in diesen Wahnsinn hineingezogen, gerade jetzt, da er es sich nicht leisten konnte, seinen klaren Verstand einzubüßen — hier, jenseits der Schattengrenze. »Aber was soll das heißen: ›er sagt‹? Er hat nichts gesagt, Prinz Barrick. Er ist gerade erst zu sich gekommen und hat kein Wort gesagt.«
    »Doch, hat er, wenn ich auch nicht alles verstanden habe.« Barrick beugte sich vor und sah den Fremdling forschend an. »Wer seid Ihr? Warum kenne ich Euch nicht?«
    Der Zwielichtler starrte zurück. Wieder spürte Vansen diesen Druck hinter der Stirn, und seine Ohren begannen zu schmerzen, als hätte er zu lange die Luft angehalten.
    »Aber das habt Ihr doch sicher gehört.« Barrick hatte die Augen geschlossen, als lauschte er faszinierender Musik.
    »Hoheit, er hat nichts gesagt! Bei Perin Himmelsvater,
er hat ja gar keinen Mundl«
    Die Augen des Prinzen öffneten sich jäh. »Trotzdem spricht er, und ich höre ihn. Er heißt Gyir, das Sturmlicht. Er ist mit einer Botschaft auf dem Weg zum König seines Volkes, das wir das Elbenvolk nennen. Fürstin Yasammez, seine Herrin, schickt ihn.« Barrick schüttelte den Kopf. »Bis eben kannte ich ihren Namen nicht, aber sie ist auch meine Herrin.
Yasammez.«
Für einen Moment verdüsterte sich sein Gesicht, als erinnerte er sich an einen schrecklichen Schmerz. »Ich müsste sie lieben, aber ich tue es nicht.«
    »Sie
lieben?
Von wem sprecht Ihr? Von dem Drachenweib, das den Feind geführt hat? Diesem stachligen Scheusal mit dem weißen Schwert? Die Götter mögen uns bewahren, Prinz Barrick, sie muss Euch verhext haben!«
    Der rothaarige Junge schüttelte wieder den Kopf, diesmal vehement. »Nein. Das ist nicht wahr. Ich weiß nicht, woher ich es weiß, und ... und nicht mal,
was
ich weiß, aber ich weiß, dass das nicht stimmt. Sie hat mir Dinge enthüllt. Ihr Blick hat mich gefunden, und sie hat mir eine Aufgabe auferlegt.« Er wandte sich der Kreatur zu, die er Gyir genannt hatte und die sie mit dem glimmenden Blick eines gefangenen Fuchses beobachtete. Einen Moment lang klang Barrick wieder wie er selbst. »Sagt, warum hat sie mich erwählt? Was will sie, Eure Herrin?«
    Es kam keine Antwort, die Vansen hätte hören können, nur wieder der Druck in seinem Kopf, aber diesmal sanfter.
    »Aber Ihr steht hoch in ihrem Vertrauen«, sagte Barrick, als führte er eine ganz normale Unterhaltung. »Ihr seid ihre rechte Hand.«
    Wie auch immer die Antwort lauten mochte, die der junge Prinz zu hören glaubte, sie befriedigte ihn nicht. Er wedelte ärgerlich mit der Hand, drehte sich wieder zum Feuer und sagte nichts mehr.
    Ferras Vansen starrte das unmögliche Wesen an. Gyir, wenn das denn wirklich sein Name war und nicht nur ein Hirngespinst des Prinzen, schien nicht in der Lage, sich zu bewegen, geschweige denn einen Fluchtversuch zu unternehmen. Aus dem wulstigen Schnitt in der Stirn der Kreatur sickerte immer noch Blut, und da waren noch weitere hässliche Wunden, die Vansen für Bisse der seltsamen Eidechsenaffen hielt, aber der Mann aus Dalerstroy konnte sich trotzdem nicht vorstellen, ein Auge zuzutun, während dieses Monstrum gleich auf der

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