Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
überhaupt hierher mitgebracht? Das ist ... nicht unser Brauch.«
    »Es hatte wohl mit dem seltsamen Ort zu tun, an dem wir ihn gefunden haben. Aber um ehrlich zu sein, es war hauptsächlich deshalb, weil ihn meine Opalia partout mit nach Hause nehmen wollte und ich sie nicht davon abbringen konnte.« Leises Lachen ging durch den Raum, aber nur kurz, denn die Sache, um die es hier ging, war viel zu ernst. »Wir haben ja, wie die meisten von Euch wissen, keine Kinder.«
    Sard räusperte sich wieder. »Gibt es noch irgendetwas außer der zeitlichen Abfolge, das Euch zu der Vermutung bringt, dass ein Zusammenhang besteht zwischen dem, was sich laut den Behauptungen dieses Arztes dort oben in der Burg abspielt, und dem fremden Kind, das Ihr mitgebracht habt?«
    Chert musste kurz nachdenken. »Nun ja, Flint hat den Stein gefunden, von dem Chaven sagt, dass er benutzt wurde, um den Prinzen Kendrick zu ermorden. Das könnte natürlich Zufall sein, aber bei einem Kind, das den Weg zu den Dachlingen gefunden hat, nachdem sie seit Generationen niemand mehr gesehen, geschweige denn mit ihnen gesprochen hatte ...«
    »Ich verstehe, was Ihr meint«, sagte der älteste Vorsteher nickend. Er machte eine Armbewegung zu seinen Nachbarn hin, wobei er aussah wie eine auf dem Rücken gelandete Schildkröte, die sich wieder umzudrehen versucht. »Hat jemand von meinen Mitvorstehern noch irgendetwas zu fragen oder zu sagen?« Er kniff die alten, fast blinden Augen zusammen und sah die Oberhäupter des Feuerstein- und des Wassersteinhauses an, aber die schüttelten die Köpfe. Nur Ätzkalk Zinn, der Vorsteher des Metallhauses, wollte noch etwas sagen.
    »Ist der Arzt anwesend, Brüder?«, fragte er. »Wir können uns doch keine Meinung allein auf der Grundlage von Hörensagen bilden.«
    Eines der jüngeren Ratsmitglieder öffnete die Saaltür und winkte. Chaven kam herein. Er hielt die verbundenen Hände vor dem Körper zusammengelegt, den Kopf gesenkt und die Schultern gekrümmt, obwohl die Tür des Ratssaals eine der wenigen in der Funderlingsstadt war, durch die er aufrecht durchpasste. Als er die Größe des Raums sah, blieb er stehen. Dann blickte er auf den Glimmerboden und erschrak sichtlich vor dem scheinbaren Abgrund zu seinen Füßen.
    »Das ist ein Spiegel«, sagte Chert von seinem Platz auf dem Zeremonialstein aus. »Keine Angst.«
    »Einen von dieser Größe habe ich noch nie gesehen«, sagte Chaven, halb zu sich selbst. »Großartig. Wundervoll!«
    »Ihr könnt jetzt hinabsteigen, Chert Blauquarz«, krächzte Sard. »Chaven von Ulos, nehmt seinen Platz auf dem Stein ein. Wir haben einige Fragen an Euch.«
    Der Arzt war so fasziniert von dem Glimmerspiegel zu seinen Füßen, dass er fast gegen das Ratsmitglied auf dem äußersten Platz stieß, aber schließlich stand er auf dem Zeremonialstein am Rand der runden Fläche, die hohen Steinsessel der Vorsteher zu seiner Linken und die Steinbänke der Ratsmitglieder zu seiner Rechten.
    Während Chaven wiederholte, was bereits gesagt worden war, dachte Chert nicht ohne schlechtes Gewissen, wie gut es doch war, dass der Arzt nicht die ganze Geschichte kannte. Da Chaven so besessen vom Thema Spiegel schien, hatte Chert beschlossen, ihm nicht die ganze Sache mit Flints Spiegel zu erzählen, und auch den Zunftmitgliedern hatte er nichts davon gesagt, wie er unter der Brennsbucht hindurchgewandert war, zu den Zwielichtlern drüben im besetzten Südmarkstadt. Chert hatte immer noch keine Ahnung, was das alles zu bedeuten hatte, aber er fürchtete, wenn er Zinnober und den anderen erzählte, dass er den Leisen, wie sie manchmal schönfärberisch genannt wurden, etwas gegeben hatte, etwas, das der Junge von jenseits der Schattengrenze mitgebracht hatte, würde die Zunft doch befinden, dass der Junge hier in ihrer Mitte ein unzumutbares Risiko für die Funderlingsstadt darstellte.
    Und das wäre mein Ende,
dachte er.
Meine Frau würde nie wieder mit mir sprechen. Und ich,
ging ihm auf,
würde den Jungen schrecklich vermissen.
    »Euch ist wohl klar, Chaven Makaros«, sagte der Wasserstein Vorsteher Travertin, »dass Ihr, indem Ihr hierher kamt, unsere gesamte Stadt in einen Hader mit den gegenwärtigen Herrschern von Südmark verwickelt habt.« Er sah den Arzt streng an. »Bei uns gibt es das Sprichwort:
›Wenig Gutes kommt von oben‹,
und das, was Ihr getan habt, bestätigt für mich die Richtigkeit dieser Worte.«
    Selbst mit gesenktem Kopf überragte Chaven die Vorsteher um ein ganzes

Weitere Kostenlose Bücher