Das Spiel
Grollen begleitet.
Nett, dass meine Sippe mir so eifrig beispringt.
Chert konnte nur hoffen, dass das Schweigen der übrigen Mitglieder der großen Quarzsippe eine vorurteilsfreiere Haltung signalisierte.
»Fremde in den Mysterien?« Blutstein schüttelte schockiert den Kopf. »Großwüchsige, die sich hier in der Funderlingsstadt vor ihren rechtmäßigen Gebietern verstecken? Was hast du da für einen Wahnsinn über uns gebracht, Chert?«
»Eure Besorgnis ist zur Kenntnis genommen worden«, sagte Zinnober, aber es klang, als meinte er das Gegenteil. Als Vertreter der Quecksilberfamilie und einer der maßgeblichsten Männer des gesamten Metallhauses — die meisten glaubten, dass er eines Tages den alten Ätzkalk Zinn im Amt eines der vier Vorsteher ablösen und es damit zum höchsten Ehrenposten im Gemeinwesen der Funderlinge bringen würde — war er ein wertvoller Verbündeter. Außerdem war er gerecht und verständig. »Vielleicht«, sagte er jetzt, »sollten wir erst mal abwarten, ob jemand von den anderen Ratsmitgliedern oder von unseren werten Vorstehern Fragen hat, ehe wir hier mit Worten wie Schande und Tradition um uns werfen.«
Schlack, der Vertreter der Gneisfamilie, seit sein Vater in den Rang eines Vorstehers erhoben worden war, erhob sich. Sein hageres Gesicht war mürrisch und besorgt. »Ich möchte wissen, warum Ihr jetzt auch noch diesen Oberirdler aufgenommen habt, Chert Blauquarz. Der Rest entzieht sich meinem Verständnis, aber das ist doch wohl simpel genug. Er ist ein Verbrecher, den der Regent des Königs suchen lässt. Wenn er hier gefunden wird, werden wir es alle büßen.«
»Bei allem Respekt, Magister«, sagte Chert. »Der Arzt Chaven ist, wie ich schon sagte, ein anständiger Mann. Und er war einer von König Olins geschätztesten Ratgebern. Wenn er schwört, dass die Tollys Leute ermordet haben, um den Thron an sich zu bringen, und dass sie auch ihn ermorden wollen, um ihn zum Schweigen zu bringen — also, ich bin nur ein Steinhauermeister, ein einfacher Mann, aber die Sachlage scheint mir doch komplizierter, als dass man ihn einfach als Verbrecher bezeichnen könnte.«
»Das ändert aber nichts an der Gefahr, die es für uns bedeutet«, wandte Hyazintha Malachit ein, eins der wenigen weiblichen Zunftratsmitglieder. »Chert, viele von uns kennen Euch als einen braven Mann, aber es ist ein Unterschied, ob man als Einzelner seinem Gewissen folgt, oder ob man die gesamte Funderlingsstadt in einen Streit mit den Herrschern der Burg hineinzieht ...«
Ein Geräusch wie von nassem Schmirgelsand auf Stein unterbrach sie: Vorsteher Sard Smaragdit vom Kristallhaus räusperte sich. Im Unterschied zu den Ratsmitgliedern erhoben sich die Vorsteher nicht, um etwas zu sagen. Der uralte Sard blieb zusammengesunken in seinem Sessel sitzen wie ein Sack Abfallgestein. An der Wand hinter ihm, hoch über seinem Kopf, funkelte der Große Astion, das Siegel der Funderlingsstadt, wie ein im Stein versunkener Stern. »Hier stellen sich zu viele Fragen, um so kreuz und quer vorzugehen«, krächzte Sard. »Was ist das Wichtigste? Das muss zuerst beantwortet werden. Dann werden wir uns Schicht um Schicht weitergraben, bis wir den Felsgrund der ganzen Sache erreicht haben.« Er wedelte mit einem dürren Arm. »Was meinen die Metamorphose-Brüder? Hat dieses ... Eindringen ... in die Heiligen Mysterien die Alten der Erde erzürnt?«
Chert sah sich um, aber niemand in dieser hastig einberufenen Zunftversammlung schien daran gedacht zu haben, einen der Tempelbrüder mitzubringen. »Sie wussten, dass ich in die Mysterien hinunter wollte, um meinen ... um den Jungen zu suchen, und sie wissen auch, dass ich ihn wieder heraufgebracht habe.« Die Metamorphose-Brüder wussten natürlich nicht alles, was dort unten passiert war, und auch der Zunft gedachte Chert nicht die ganze Geschichte zu erzählen, denn, wie Opalia immer sagte, man konnte auch zu viel Vertrauen in seine Mitbürger haben. »Sie wussten, dass der kleine Dachling ein Stück mit mir gehen würde. Das Einzige, was sie zu beunruhigen schien, war, dass das alles irgendwie zu einem Traum passte, den der alte Bruder Sulfur gehabt hatte.«
»Bei allem, was er vergessen hat«, sagte Travertin, ebenfalls einer der Vorsteher und fast so alt wie Sard, »weiß Sulfur immer noch mehr über die Alten der Erde als Ihr alle zusammen.«
»Ja, danke, Bruder Vorsteher«, krächzte Sard. »Fahren wir fort. Chert Blauquarz, warum habt Ihr diesen Oberirdlerjungen
Weitere Kostenlose Bücher