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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Steine zu schleppen und aufeinanderzuschichten, war schwere Arbeit, und es war nass und kalt, aber alle packten gemeinsam an, und zu ihrer eigenen Überraschung war Briony fast schon glücklich.
    Aber was ist das für ein Leben, wenn uns der Eddon-Thron geraubt wurde? Bis zu den Knien im Schlamm wie ein Tagelöhner, mit roten, aufgesprungenen Händen im strömenden Regen eine Steinmauer zu bauen und nichts zu tun, um meine Familie zu retten oder Rache an den Tollys zu üben.
Dennoch, sie hatten Syan, ihr erstes Ziel, erreicht, und sie musste zugeben, dass es ungeheuer erleichternd war, sich nur mit der unmittelbaren Aufgabe zu befassen, an nichts zu denken als die Anforderungen des Augenblicks. Die meisten Menschen in ihrem Königreich arbeiteten jeden Tag so schwer, ging ihr auf. Kein Wunder, dass sie in Scharen herbeiströmten, um die Schauspieler zu sehen. Und auch kein Wunder, dass sie in harten Zeiten unruhig wurden, wenn ihr Leben ohnehin schon so schwer war! Wenn sie ihren Thron je wiedererlangte, würde sie ihren gesamten Hofstaat zwingen, auf den feuchtesten und kältesten Schafsweiden, die sie finden konnte, mit ihr Pferche zu bauen.
    Sie lachte laut auf, und der gutmütige Riese Dowan Birk fuhr erschrocken zusammen.
    »Beim Blute der Drei, Jungel«, fluchte er. »Mach so was nicht — ich dachte, ich hätte einen Stein fallen lassen und dich erschlagen.«
    »Ich werde versuchen, anders zu lachen, wenn ich erschlagen worden bin, damit Ihr's merkt«, sagte sie.
    »Hör dir den an«, rief Birk dem jungen Feival zu. »Hat genauso eine spitze Zunge wie Meister Kennit, unser Tim.«
    »Hoffen wir für ihn, dass sich seine Zunge nicht an so vielen verderbten Orten herumgetrieben hat wie die von Kennit«, sagte Feival schnippisch. »Und nicht halb so viele gotteslästerliche Sachen gesagt hat.«
    »Und wenn der Junge sechs Leben hätte«, rief Kennit, »könnte er in allen zusammen nicht so viel fluchen, wie ich es jeden Morgen tue, wenn ich aufwache und mir Kopf und Blase vom Bier des letzten Abends schier platzen und ich merke, ich bin immer noch Teil dieser elenden Bande von Dieben, Dummköpfen und männlichen Huren.«
    »Was höre ich da?« Finn Teodorus, der unter Berufung auf sein Alter und seine Leibesfülle mehr Zeit mit Ruhepausen als mit Arbeit zuzubringen schien, stieß sich von der Mauer ab. »Ist das unser geliebter Kennit, der wieder mal mit den Hufen gegen sein hübsches Stallabteil donnert wie ein Esel? Aber wenn wir die Tür aufreißen würden, würde er dann weglaufen? Oder würde er sich uns zu Füßen werfen und betteln, ihm wieder Halfter und Arbeitsgeschirr anzulegen?«
    »Das ist eine schiefe Metapher«, knurrte Kennit. »Keiner hält einen Esel in einem hübschen Stallabteil, es sei denn, er wäre so reich, dass er sich selbst wie ein Esel aufführen kann.«
    »Außerdem«, sagte Feival, »wird es niemand je schaffen, Kennit für irgendetwas Nützliches einzuspannen.«
    »Es sei denn, eines Tages wird irgendwo jemand gesucht, der einen Fluss von Bier austrinken kann, um eine Stadt zu retten, so wie Hiliometes die Flut ausgetrocknet hat«, sagte Pedder Makswell.
    »Ihr redet zu viel und arbeitet nicht genug«, beschwerte sich seine Schwester. »Je schneller wir fertig sind, desto eher kriegen wir unsere Mahlzeit und ein trockenes Plätzchen zum Schlafen.«
    »Einen Stall nämlich«, sagte Feival. »Was keinem gefallen wird außer unserem Ersten Esel, Meister Langohr Kennit.«
    »Ruhe, oder ihr werdet spüren, was ein rechter Huftritt ist«, sagte Kennit finster.
    Briony arbeitete weiter, belustigt und für den Moment zwar durchgefroren, aber glücklich.
     
    »Also«, sagte sie zu dem rotgesichtigen jungen Schauspieler Pilney. »Versuch's noch mal. Denk dran, das hier ist jetzt kein Stock mehr, sondern ein Schwert. Damit prügelt man nicht auf den Gegner ein, man benutzt es als verlängerten Arm.« Sie scharrte ein Stück Fußboden vom Stroh frei, damit sie einen besseren Stand hatten, und hob dann ihren eigenen Stock. »Und wenn du so auf jemanden einhackst, dann macht der andere
das.«
Sie schlug seine Waffe zur Seite, führte ihren Stock unter seinem plumpen Ausfall hindurch und bohrte ihn ihm in die Rippen.
    »Wo hast du das gelernt?«, fragte er staunend.
    »Mein ... mein früherer Herr. Er war ein guter Schwertfechter.«
    »Setzt euch zu mir, Kinder«, rief Finn Teodorus. »Ihr könnt euch später gegenseitig totschlagen.«
    Die meisten Mitglieder der Truppe saßen schon im komfortablen

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