Das Spiel
für die Truppe ein?«, herrschte ihn Pedder an. »Wen wollen denn all diese Leute sehen?«
»Oh, Euch natürlich.« Finn zog ein Gesicht, als spräche er mit einem kleinen Kind. »Und Ihr habt ja ganz recht, den Jungen zu vergattern. Sonst würde bald in ganz Syan umgehen, dass Pedder Makswell im Stück über den Tod der Götter, nachdem er seinen Erzwidersacher gerade aufs Grausigste erschlagen hatte, mit Blut bespritzt warl Wer würde auch nur ein Kupferstück dafür bezahlen, eine so lächerliche Farce zu sehen?«
»Ihr wollt mich verspotten. Nun gut. Dann werdet
Ihr
in Zukunft Perins stolze Rüstung putzen.«
»Noch besser, Makswell«, rief Nevin Kennit, »wir stecken Euch in einen Metzgerskittel, das würde Eurer Fecht- und Eurer Schauspielkunst gerecht!«
»Ruhe!«, überschrie Teodorus die Empörung und Erheiterung. »Ich würde gerne mit den Ansagen fortfahren. Es gibt ein paar Änderungen: Feival, im ersten Akt, wenn Zosim zu Perin kommt, um ihm die Befestigungsanlagen von Khors' Burg zu erklären, sagst du da bitte ›Gehüllt in glänzend Kristalle von Eis‹ statt ›In glänzende Kristalle von Eis gehüllt‹? Das kommt mit dem Versmaß besser hin. Ja, und für unseren edlen Perin, das Wort heißt ›Plenilunium‹, nicht ›Publikum‹ — ›Zu spalten mit dem Hieb das Plenilunium‹ — das heißt Vollmond, und ich brauche wohl nicht zu betonen, dass dadurch ein ganz anderer Sinn entsteht.« Über das Gelächter hinweg deklamierte Makswell, jetzt schon wieder besser gelaunt: »Plenilunium, Plenilunium — ich glaube, das Wort hat er nur erfunden, um mich zu ärgern. Dieser dicke Tintenkleckser hat schon manchen Schauspieler in den Wahnsinn getrieben.«
»Gut, gut«, murmelte Teodorus und blickte auf den Zettel mit seinen Notizen. »Weiter: Alle drei Brüder müssen sich der Mondfestung zuwenden, wenn die Trompeten erschallen, das haben wir wahrlich schon besprochen.« Er drehte den Zettel um. »Ah ja, im zweiten Akt muss Khors Zoria richtig packen, wenn sie ihn fliehen will. Pilney, du hast sie da bereits gefangen genommen und in deine Festung geschleppt. Jetzt musst du sie auch wirklich festhalten, als wolltest du sie nicht mehr loslassen — nicht als ob sie nur kurz auf der Straße etwas fallen gelassen hat, das du ihr höflicherweise wieder aufhebst.« Während Pilney rot anlief und vor sich hin murmelte, wandte sich Teodorus an Briony. »Und du, guter Tim: Schüttle ihn nicht ab, wenn er dich ergreift, auch wenn er noch so zaghaft zufasst. Du bist eine jungfräuliche Göttin, kein Gassenheld.«
Jetzt war es an ihr, rot anzulaufen. Shaso hatte sie zu gut trainiert: Sobald eine Hand nach ihrem Arm griff, wehrte sie sie instinktiv ab. Als sie die Szene zum ersten Mal geprobt hatten, hatte sie Pilneys Handgelenk so fest gequetscht, dass er aufjaulte. Sie vermutete, dass das einer der Gründe war, warum er sich von ihr fernhielt.
»Und wo ist Meister Birk? Dowan, ich weiß, dass Euch Eure Knie plagen, aber wenn Volios von Zmeos erschlagen wird, dann bebt die Erde — so heißt es in den Göttergeschichten. Da könnt Ihr Euch nicht so vorsichtig zu Boden lassen.«
Der Riese verzog das Gesicht, nickte aber. Er tat Briony leid. Vielleicht konnte sie irgendwo ein paar Stoffreste auftreiben und ihm daraus Polster für seine großen, knochigen Knie machen.
Teodorus fuhr mit seinen Änderungen fort: In der Szene zu Beginn der Belagerung sollten die Gänge der Beteiligten anders sein, um zu kaschieren, dass Feival und Kennit hastig aus den Kostümen Zmeos' und Zuriyals in Rüstungen schlüpfen und von der Garderobe aus wieder erscheinen mussten, um unter Perins Führung die Mondfestung anzugreifen. Er änderte auch ein paar Textzeilen von Feival im vierten Akt, wo er als Zuriyal auftrat, die Göttin, die Zoria bewachte, während ihre Brüder Zmeos und Khors gegen Perin und die Belagerer kämpften.
Teodorus wollte ferner in Khors' Sterbeszene durch eine kleine Umgewichtung die Aufmerksamkeit von Pilney ablenken, der die Eigenschaft hatte, immer dann besonders leise zu werden, wenn er besonders laut und dröhnend spielen sollte. Er übertrug gerade den Hauptteil des Texts Kennit (der ihn, wie Teodorus sich ausdrückte, »melken würde wie eine Marrinswalker Kuh«), als Bedoyas in dem Gässchen erschien und von Teodorus wissen wollte, ob sie jetzt dieses elende Stück endlich aufrühren würden, oder ob das Ganze nur ein neuer und besonders abgefeimter Trick sei, ihn zu bestehlen.
»Mögen Zosim,
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