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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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muskulös, und sie fand es erstaunlich, dass sie seinen Anblick genießen konnte, ohne mehr zu wollen.
    Vielleicht bin ich wirklich so ein halber Junge, wie Barrick immer gesagt hat. Vielleicht wollen sich mein Herz und mein Auge ja nicht festlegen lassen, genau wie bei einem Mann.
Auf jeden Fall wollte sie mehr vom Leben als nur einen gut aussehenden Mann an ihrer Seite. In manchen Nächten spürte sie etwas, das ganz anders war als das Sehnen nach ihren verlorenen Brüdern und ihrem Vater: Sie wollte keine bestimmte Person, sie wollte einfach
jemanden,
einen Mann, der sie nur dann umarmen würde, wenn sie es wünschte, einen Mann, der warm und stark war.
    Aber manchmal, wenn ihr solche Gedanken kamen, sah sie ein Gesicht vor sich, das sie überraschte — den gemeinen kleinen Gardehauptmann, den Versager Ferras Vansen. Es war zum Verzweifeln. Auf einen Unpassenderen hätten sich ihre Gedanken doch wohl kaum richten können. Wer wusste denn, ob er überhaupt noch am Leben war?
    Nein,
versicherte sie sich rasch,
er muss noch am Leben sein. Er muss wohlauf und bei Kräften sein und meinen Bruder beschützen.
    Dennoch war es seltsam, dass dieses keineswegs besonders hübsche Gesicht immer wieder vor ihrem inneren Auge erschien — die Nase mit dem sichtlich schon einmal gebrochenen Nasenbein, die Augen, die sie kaum je ansahen, sondern sich meist hinter halbgesenkten Lidern versteckten, während der Soldat zu Boden oder in den Himmel starrte, als wäre ihr Blick ein Feuer, das ihn verbrennen würde ...
    Sie schnappte nach Luft. Konnte es sein?
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Nein — ich meine, doch, Feival, mir geht es gut. Ich habe ... mich nur gerade an etwas gestochen.«
    Es war Wahnsinn, so etwas zu denken. Schlimmer noch, es war vergeblicher Wahnsinn: Wenn Vansen noch lebte, war er verschollen — zusammen mit ihrem Bruder. Dieses gesamte Leben war vorbei und verschwunden, als ob es von einem anderen Menschen gelebt worden wäre — und wenn sie es nicht schaffte, Hilfe für sich und für Südmark aufzutreiben, dann würde auch nie wieder etwas Ähnliches kommen. Jetzt war es ihre Aufgabe, Schauspielerin zu sein, zumindest für heute. Sie war noch nicht einmal eines der anteilberechtigten Mitglieder der Truppe, sondern die Gehilfin des Ersten Jünglings, und sie verdiente sich nichts als ihr Essen in einem Gasthaus in Tessis. So sah es aus. Sie wusste, dass sie sich damit abfinden musste.
     
    »Wir sind nicht mehr in den Markenlanden, also sprecht euren Text laut und kräftig«, forderte Pedder Makswell, als ob das nicht alle längst wüssten. »Wo ist Pilney?«
    Die Schauspieler drängten sich in einem engen Gässchen hinter dem Gasthaus, weil nicht alle in die kleine Garderobe passten und der Hof von Zuschauern gefüllt war, einer Menge Städtern, die ihr Tagwerk beendet hatten und freudig dem Beginn der Kerneia-Festlichkeiten entgegensahen. Das eine Ende des Gässchens war vermauert, das andere durch herumhegenden Bauschutt versperrt, so dass sie ein ziemlich abgeschiedenes Plätzchen für sich hatten, aber einige Bewohner der Häuser, deren Rückseite auf das Gässchen hinausging, lehnten aus den Fenstern, um die Schauspieler in ihren bunten Kostümen zu begaffen. »Wo ist Pilney?«, rief Makswell noch einmal.
    Pilney, noch jünger als Feival Ulian, aber wesentlich schüchterner und nicht halb so hübsch, meldete sich mit erhobener Hand. Der stämmige, rotgesichtige Junge spielte den Mondgott Khors, und obwohl er deshalb bei den Proben ständig mit Briony zusammen gewesen war, hatte er kaum je ein Wort an sie gerichtet, das nicht aus Teodorus' Feder stammte.
    »Also«, erklärte ihm Makswell streng. »Du hast mich bei den letzten beiden Vorstellungen so großzügig mit Blut bespritzt, Junge, dass jedes Mal mein Kostüm ruiniert war — von meiner Schlussverbeugung ganz zu schweigen. Wenn du heute stirbst, dann sei so freundlich und dreh dich ein wenig von mir weg, ehe du die Blase zum Platzen bringst, sonst erliegst du das nächste Mal einer echten Keule und nicht ein paar Klapsen mit einer Gummiattrappe.«
    Die Augen weit aufgerissen, nickte Pilney beflissen.
    »Wenn Ihr damit fertig seid, den Burschen hier einzuschüchtern, Pedder«, mischte sich Finn Teodorus ein, »dürfte ich dann vielleicht ein paar wirklich wichtige Dinge ansprechen?«
    »Es ist ein teures Kostüm«, sprang Estir Makswell ihrem Bruder bei.
    »Ja, das haben wir in unseren Lumpen sehr wohl bemerkt.«
    »Wer steht denn mit seinem Namen

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