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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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die am meisten zu verlieren hatte, wenn sie aus irgendeinem Grund verhaftet oder eingesperrt würden. Sie sah sich nach irgendeiner Fluchtmöglichkeit um, aber es war hoffnungslos. Die Ordnungshüter hatten sie bereits umzingelt.
    Einer mit dicklichem Gesicht und einer Offiziersschärpe über dem Waffenrock trat vor. »Ihr Mitglieder der Schauspieltruppe namens ›Makswells Mimen‹ seid hiermit im Namen Seiner Majestät des Königs festgenommen.« Der Hauptmann entdeckte Dawet und blickte ihn finster an. »Ah, auch du, Bursche. Mir wurde befohlen, nach einem dunklen Südländer Ausschau zu halten, und jetzt hab ich dich.«
    »Ihr wärt gut beraten, Eure Zunge zu hüten, Hauptmann«, sagte Dawet mit untergründiger Schärfe, machte aber keinen Versuch, sich zu widersetzen.
    »Festgenommen?« Finn Teodorus' Stimme schnappte über. »Aber was wird uns denn vorgeworfen?«
    »Spionage, das weißt du sehr gut«, entgegnete der Hauptmann. »Jetzt werdet Ihr die Gastfreundschaft Seiner Majestät genießen, die Euch wahrscheinlich weniger zusagen wird als die des guten Bedoyas. Und ich rate Euch, keinen Gedanken an eine waghalsige Flucht zu verschwenden — das hier ist kein Theaterstück. Dort draußen steht noch eine halbe Fünfzigschaft.«
    »Spionage?« Briony wandte sich an Dawet. »Wovon spricht er?«, flüsterte sie.
    »Sagt
nichts«,
zischte er Briony leise zu. »Was auch passiert und was auch immer sie Euch erzählen. Sie wollen Euch nur hereinlegen.«
    Sie senkte den Kopf und ließ sich mit den anderen zu einem Häuflein zusammentreiben. Estir Makswell und der junge Pilney weinten, andere vielleicht auch, aber das war schwer zu sagen, weil es angefangen hatte zu regnen.
    »Ich fürchte, ich kann nicht mitkommen«, sagte Dawet laut.
    Briony drehte sich zu ihm, weil sie dachte, er spräche mit ihr. Er war ein Stück von den anderen zurückgetreten, stand jetzt mit dem Rücken zu einer der Hofmauem, und in seiner behandschuhten Hand blitzte plötzlich ein Messer. »Was tut Ihr da?«, rief sie, aber Dawet sah sie nicht einmal an.
    »Lass den Unsinn, schwarzer Mann«, schnarrte der Hauptmann. »Selbst wenn du Hiliometes persönlich wärst, könntest du's nicht mit so vielen gleichzeitig aufnehmen.«
    »Ich schwöre beim feurigen Haupte des Zosim Salamandros, Ihr habt den Falschen ergriffen«, sagte Dawet. Einer der Bewaffneten trat auf ihn zu, aber der Tuani hatte das Messer so schnell erhoben und zum Wurf ausgeholt, dass der Soldat erstarrte wie von einer Schlange gebannt.
    Der Hauptmann seufzte. »Du schwörst also beim heiligen Salamander, ja?« Er musterte Dawet wie eine Hausfrau, die entscheiden muss, ob sie ein teures Stück Fleisch kaufen soll, das doch nur in den Eintopf wandern wird. »Ihr beiden, ihr habt ja gehört, was er sagt.« Er winkte zwei Bewaffnete herbei, die mit angriffsbereit gesenkten Piken in der Nähe standen. »Übernehmt ihr das. Ich habe Besseres zu tun als hier meine Zeit zu verschwenden.«
    Die beiden schwer gepanzerten Männer stürzten vor, und Briony entfuhr ein halberstickter Schreckensschrei. Dawet, der mit seinem Messer gegen die Piken der Wachsoldaten eindeutig im Nachteil war, täuschte einen Wurf an, drehte sich um, sprang hoch und schaffte es irgendwie über die Hofmauer. Die beiden Soldaten zögerten nur einen Augenblick und rannten dann durch den Hinterausgang des Hofs. Weitere Wachsoldaten setzten zur Verfolgung an, aber der Hauptmann hielt sie mit einer Handbewegung zurück.
    »Die beiden sind schlaue Kerle«, erklärte er seinen Leuten. »Keine Sorge, die werden mit diesem xandischen Dummkopf schon fertig.«
    »Wenn der Galgenvogel nicht gerade fliegen kann wie Strivos persönlich, dann habt Ihr recht, wenn Ihr ihn einen Dummkopf nennt«, gluckste der Wirt Bedoyas vergnügt. »Das da draußen ist nämlich eine Sackgasse.« Briony wollte ihn ins feiste Gesicht schlagen.
    Doch zu ihrer Überraschung tauchten die beiden Soldaten kurz darauf wieder auf — ohne Dawet. Sie lächelten nervös, als ob sie ihr eigenes Versagen amüsierte. »Er ist weg, Hauptmann. Einfach weg.«
    »Entkommen also?« Der Hauptmann nickte grimmig. »Darüber unterhalten wir uns später.« Die übrigen Bewaffneten stießen Briony und die anderen Schauspieler in die Kolonne zurück und führten die Gefangenen aus dem Hof und in Richtung des Kerkers im großen Palast mitten in der Stadt. Als ob es noch nicht reichte, dass sie den Thron verloren hatte, lag jetzt auch noch ihr bescheidenes zweites Leben als

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