Das Spiel
wie ein ungezogenes Kind, das eine ganze Schale Süßigkeiten verschlingt. Es hat ihn verwirrt, und er hat vergessen, wie man sich benimmt.«
»Diese nördlichen Lande können einen jungen Mann leicht vergiften«, sagte Shaso und schaffte es, gleichzeitig grimmig dreinzuschauen und Pilze in sein Schälchen zu löffeln.
»Gewiss, gewiss«, sagte dan-Mozan lächelnd. »Aber junge Männer sind in dieser Hinsicht immer anfällig, ganz egal, wo sie sich befinden. Nach seinem Jahr hier wird er nach Tuan zurückkehren, ein anständiges Mädchen heiraten und wieder zu sich selbst finden. Jetzt lasst uns unser Essen segnen.« Er murmelte ein paar Worte.
»Nach Tuan zurückkehren«, sagte Shaso düster. Er wirkte trotz der frühen Stunde müde und ausgelaugt. »Es gab Zeiten, da ich mir genau das wünschte, aber es ist nicht mehr mein Tuan. Wie sollte es, wenn es jetzt zu Xis gehört?« Er schürzte die Lippen, als wollte er verächtlich ausspucken, besann sich dann aber eines Besseren. Effir dan-Mozan, der schon ein Gesicht gemacht hatte, als fürchtete er um seine schönen Teppiche, lächelte jetzt wieder, wenn auch trauriger als vorher.
»Ihr habt recht, Edler. Wenn auch einige von uns Unwürdigen der Geschäfte wegen Verbindungen dorthin aufrechterhalten müssen, ist es doch nicht mehr das Land, das wir liebten, nicht solange diese xixischen Hurensöhne — oh, verzeiht, Hoheit, ich vergaß Eure Anwesenheit — die Schlüssel zu unseren Toren in ihren Händen halten. Aber das wird sich ändern. Alles verändert sich, wenn es die Große Mutter will.« Er setzte ein frommes Gesicht auf und legte für einen Moment die Handflächen aneinander. Dann wandte er sich wieder Briony zu. »Das Essen, Hoheit — ist es nach Eurem Geschmack?«
»Ja ... ja, es ist sehr gut.« Sie hatte langsam gegessen, um vor diesem kleinen, kultivierten Mann nicht allzu gierig zu erscheinen, hatte aber in Wirklichkeit großen Hunger, und das Essen war hervorragend, reich an intensiven, unbekannten Aromen.
»Gut. Nun, Edler Shaso, Ihr wünschtet eine Unterredung, und ich stehe ganz zu Eurer Verfügung. Ich bin selbstverständlich sehr froh, Euch frei zu sehen, und erstaunt über Eure Geschichte.« Lächelnd wandte sich der Kaufmann Briony zu. »Wobei natürlich Eure Tapferkeit ein wesendicher und beeindruckender Teil dieser Geschichte war.«
Da sie den Mund voll hatte, nickte sie nur. Sie war doch diejenige, die Shaso überhaupt erst in den Kerker gebracht hatte, und sie wusste nicht genau, ob sich dieser liebenswürdige kleine Mann nicht über sie lustig machte.
»Ich brauche Informationen«, sagte Shaso, »und ich wollte die Prinzessin dabeihaben, um mir die Mühe zu sparen, alles weiterzugeben.« Er sah ihren wütenden Blick. »Und natürlich ist es ihr Recht, hier zu sein, da sie ja die Erbin ihres Vaters ist.«
»Oh, ja«, sagte dan-Mozan ernst. »Wir alle beten um König Olins baldige, unbeschadete Heimkehr, die Götter mögen ihm Gesundheit schenken.«
»Informationen«, wiederholte Shaso, und in seiner Stimme lag jetzt ein Hauch von Ungeduld. »Eure Schiffe fahren sämtliche Küsten hinauf und hinunter, dan-Mozan, und auch auf den Binnenwasserwegen habt Ihr überall Augen und Ohren. Was habt Ihr gehört, von der Elbeninvasion, vom Autarchen, von irgendwelchen Dingen, die ich wissen sollte? Geht davon aus, dass ich gar nichts weiß.«
»Niemals wäre ich so töricht, so etwas zu unterstellen, Edler Shaso«, sagte dan-Mozan. »Aber ich verstehe, was Ihr meint. Nun gut, ich werde versuchen, es so vernünftig wiederzugeben, wie mir die Mutter vergönnt. Der Norden ist ein einziges Chaos, wegen des seltsamen
D'Schinna-Heeres,
das über die Grenze der Schatten gekommen ist.« Er nickte, als ob das etwas wäre, das er schon lange prophezeit hatte. »Das große Heer Südmarks wurde vernichtet — verzeiht, dass ich das sage, ehrenwerte Prinzessin, aber es ist wahr. Diejenigen, die überlebten, aber die Burg nicht wieder zu erreichen vermochten, haben sich zerstreut. Einige sind südwärts geflohen, nach Kertewall oder Silverhalden — es heißt, die Straßen von Onsilpiashauven seien voller weinender Soldaten. Viele andere ziehen noch weiter nach Settland oder hinunter nach Brenland, in der Hoffnung, dort Schutz zu finden oder sich nach Süden einzuschiffen. Aber sie könnten bald schon erkennen müssen, dass ihnen auch die südlichen Lande keine sichere Zuflucht mehr bieten ...«
Barrick, Barrick ...!
Sie versuchte, ihn sich frei und am
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