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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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verändert hätten, weit mehr, als sie es sich je vorstellen könnten.
    Aber unsere Veränderungen sind nicht äußerlich.
Er ließ die Hand sinken.
In der Regel jedenfalls.
    Barrick schüttelte den Kopf, überschwemmt von so vielen nicht ganz verständlichen Gedanken, dass er sie am liebsten aus seinem Kopf wedeln wollte wie Mücken.
Ihr ... ihr wart einmal sterblich? Euer Volk?
    Wir Qar
sind
sterblich, im Gegensatz zu den Göttern,
erklärte Gyir mit einem Hauch von Belustigung.
Aber falls Ihr meint, dass wir einmal so waren, wie Ihr seid, wäre es wohl besser zu sagen, dass Euer Volk — das dem unseren vor langer Zeit in diese Lande folgte, die Ihr für die ganze Welt haltet —, dass also Euer Volk weitgehend so geblieben ist wie in den Frühesten Tagen. Wir aber nicht. Wir haben uns in vielen, vielen Dingen verändert.
    Worin? Warum?
    Das Warum ist leicht zu beantworten,
sagte Gyir.
Die Götter haben uns verändert. Bei den heiligen Platten, wisst Ihr wirklich so wenig über uns?
    Barrick schüttelte wieder den Kopf.
Wir wissen nur, dass Euer Volk uns hasst. Jedenfalls hat man mich das gelehrt.
    Dann hat man Euch nichts Unwahres gelehrt.
    Gyirs Gedanken hatten jetzt etwas Hartes, Grimmiges, das Barrick vorher nicht gefühlt hatte. Zum ersten Mal seit Beginn ihres Gesprächs wurde ihm wieder bewusst, wie anders Gyir war — nicht nur in seinen Ansichten, sondern in seinem ganzen Sein. Barrick fühlte jetzt die Anspannung und die Wut des Elbenkriegers wie gedämpfte Trommelschläge unter den unausgesprochenen, aber dennoch erkennbaren Worten, und er begriff, dass der Gesichtslose daran dachte, wie Barricks Volk am wirksamsten niederzumetzeln wäre und mit welcher Begeisterung er, Gyir, dabei mittun würde.
    Nur sehr wenige aus meinem Volk würden es nicht als Ehre ansehen, mit den Zähnen im Fleisch von Euresgleichen zu sterben, Junge. Euch Sonnländern, wie wir euch nennen, seit wir uns unter den Schutz des Mantels zurückgezogen haben.
Erschrocken über den Grimm in Gyirs Gedanken drehte er sich zu dem Elben um. Er hatte das unbehagliche Gefühl, dass Gyir, hätte er einen Mund gehabt, in diesem Moment breit gegrinst hätte.
Aber fürchtet Euch nicht, kleiner Vetter. Ihr wurdet von der Fürstin Yasammez selbst erwählt. Ihr habt nichts Böses zu fürchten — zumindest nicht von mir.
    Seit Beginn der Reise hatte Barrick versucht, irgendetwas über diese Yasammez herauszubekommen, doch ohne Erfolg. Vieles von dem, was Barrick rätselhaft war, hielt Gyir für zu trivial, als dass es einer Erklärung bedürfte. Und der Rest war voller Qar-Begriffe, die in Barricks Kopf keine Worte, sondern nur verschwommene Bilder ergaben. Yasammez war mächtig und alt, soviel erfuhr er, aber das hätte er sich auch aus den diffusen Erinnerungsfetzen zusammenreimen können, die immer noch wie Spinnweben in seinem Kopf hingen. Außerdem stand Yasammez offenbar im Zentrum irgendeines Konflikts zwischen dem Herrscherpaar der Elben, das Gyir in Gedanken als König und Königin bezeichnete, wenn diese Bezeichnungen auch mehr als unklar waren — es kam ihm so vor, als ob alle diese Personen mehrere Namen und Titel gleichzeitig führten, die sich zum Teil auch noch widersprachen. So hatte Barrick etwa gefühlt, wie Gyir den König in Gedanken einmal als kürzlich erst gekrönt bezeichnete, dann aber wieder als alterslos, als blind und gleichzeitig als alles sehend.
    Schon die einfacheren Dinge waren schwer genug zu verstehen.
Ihr wolltet mir von Kettenjack erzählen. Kituyik. Ist er wirklich ein Gott?
    Nein, nein. Er ist ein Kind der Götter. Nicht so wie ich oder Ihr oder jedes vernunftbegabte Wesen — er ist ein Götterkind von gewaltiger Macht. Solche wie er gingen zumeist aus der Vereinigung der Götter mit anderen, noch älteren Wesen hervor. Die Götter wandeln nicht mehr auf Erden — das ist der Hauptgrund, warum wir den langen, verlorenen Kampf leben müssen —, dennoch sind offenbar einige Halbgötter wie Kituyik übrig geblieben.
    Barrick holte tief Luft. Er war frustriert. Sie hatten die überwucherte Straße vor Stunden verlassen, weil sie von einem umgestürzten Baum versperrt war. Sie waren weit durch den unwegsamen Wald geritten, ehe sie schließlich die Straße wieder gesichtet hatten, jetzt auf der anderen Seite eines reißenden Flusses. Sie versuchten gerade, sie wieder zu erreichen, und folgten dazu einem Pfad, der kaum mehr als ein Wildwechsel war. Der Regen hatte nachgelassen, aber die Bäume trieften vor Nässe,

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