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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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und Barrick dachte, dass jeder Ast, der ihm ins Gesicht schlug, dem hinter ihm sitzenden Gyir erspart blieb.
Ich begreife überhaupt nichts. Ich will nur wissen, wer dieser Kettenjack ist und warum er Euch so beunruhigt. Wovor hat der Vogel solche Angst? Reiten wir denn nicht weg von Nordmark, wo dieser Kerl lebt?
    Doch, aber Kituyik ist ein Mächtiger, und wie alle seiner Art herrscht er über ein großes Gebiet. Auch in Eurem Volk gibt es doch wohl Räuberherrscher, die kein anderes Gesetz akzeptieren als ihre eigene Stärke, oder?
    Früher hat es das gegeben.
Barrick dachte zuerst an die berüchtigten Grauen Scharen, aber dann kam ihm jener Abenteurer in den Sinn, der seinen Vater gefangen hielt — Ludis Drakava, der sogenannte Protektor von Hierosol.
Ja, auch bei uns gibt es solche Leute.
    Nun. So einer ist Kituyik. Wie der Vogel schon sagte, er hat sich die zerstörte Sonnländerstadt von Nordmark genommen — obwohl sie natürlich uns gehörte, bevor sie euer war. Das ist eine sehr alte Stadt.
    Die Qar lebten in Nordmark?
    So heißt es. Das war lange vor meiner Zeit. Es gibt gewisse Kraftorte, die die Leute anziehen. Orte wie ...
Hier waberte ein weiteres bizarres Gedankengebilde durch Barricks Kopf, ein schattiges Bild von Licht, dem matten Gold eines Falkenauges, das tief unter Wasser schimmerte, vermischt mit etwas Grellblauem, so gewunden und in sich verschlungen wie eine Weinranke.
In den alten Zeiten lebten die Kinder des Steins dort allesamt in Frieden, und ihre Straßen führten unter der Erde in alle Richtungen — manche behaupten, sogar bis zu der Festung, in der Ihr geboren wurdet ...
Gyirs Worte klangen jetzt anders; soweit Barrick es beurteilen konnte, war die Stimme in seinem Kopf plötzlich kontrolliert und verhalten.
Aber das alles tut nichts zur Sache. Es ist ganz einfach — wir schlagen einen möglichst weiten Bogen um Kituyiks Heimstatt.
    Aber was ist mit diesen ... diesen Wesen, von denen der Vogel behauptet, dass sie hinter uns her sind? Nachtmänner und Langschädel?
    Jetzt war Gyirs Ton abschätzig.
Die Langschädel fürchte ich nicht, solange ich eine Waffe trage. Und keiner der Traumlosen würde freiwillig in Kituyiks Dienste treten — wenn die Welt inzwischen nicht gänzlich auf dem Kopf steht. Sie haben ihr eigenes Land und verfolgen ihre eigenen Ziele.
    Die Traumlosen — Barrick zitterte schon bei dem bloßen Namen.
Müssen wir auch ihr Land durchqueren?
fragte er.
    Irgendwann muss jeder, der nach Qul-na-Qar reisen will, diesem großen Dolch des
Volkes,
dieser Stadt der schwarzen Türme, das Land der Traumlosen durchqueren.
Einen Augenblick war da fast schon so etwas wie Freundlichkeit in Gyirs Gedanken — fast, aber doch nicht ganz.
Doch keine Angst, Junge. Viele überleben die Reise.
Er hielt kurz inne. Als er weiter sprach, waren seine Gedanken düster.
Aber natürlich hat es auch noch keiner von Eurem Volk versucht.

11

Ein bisschen Arbeit
    Onyena gebar drei Kinder: Zmeos, den gehörnten Schlangenwurm, Khors, den Mondherrscher, und Zuriyal, genannt die Gnadenlose. Lange wusste niemand von den dreien. Doch Sveros war ein despotischer Herrscher, und so schlossen seine anerkannten Söhne Perin, Erivor und Kernios einen Bund, um ihren Vater vom Thron zu stürzen. Sie kämpften mit großem Mut, und schließlich siegten sie und schickten den Tyrannen zurück in die Leere des Nichtseins.
    Der Anbeginn der Dinge,
Buch des Trigon
    Der Himmel über Hierosol war strahlend blau an diesem milden Wintertag. Die Wolken türmten sich so hoch und weiß wie die fernen Gipfel des Sarissa und seiner Nachbarberge. Die tausend Segel im riesigen Hafen von Nektarios schienen die Reflektion dieser Wolken, als ob die Bucht ein großer, grüner Spiegel wäre.
    Das kleine Boot des Hafeninspektors, das längsseits des viel größeren Handelsschiffs festgemacht hatte, löste schon wieder die Leinen und brachte den kleinen Beamten zurück zu der im Gebäudelabyrinth hinter der hohen Ostmauer des gewaltigen Hafens gelegenen Amtsstube des Hafenmeisters, wo alle rechtmäßigen (und auch viele zwielichtige) Hafengeschäfte abgewickelt wurden. Das Handelsschiff hatte sich ordnungsgemäß der Inspektion — einer ziemlich oberflächlichen, wie Daikonas Vo fand — unterworfen und durfte jetzt zu dem ihm zugewiesenen Liegeplatz fahren.
    Vo hielt nicht viel von den Maßnahmen des Hafenmeisters gegen den Schmuggel und hatte den Verdacht, dass der Besuch des Beamten eher einem rituellen Tauschgeschäft —

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