Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1
Trotzdem trat die Menge einen Schritt zurück.
Nathan wandte sich Professor Felicima zu. »Was machst du eigentlich hier?« Nathan hasste den scharfen, von der Angst diktierten Ton seiner Stimme.
Seine Mutter lächelte ihn an. Ich wollte dich sehen und mich dafür entschuldigen, dass ich dir gleich bei unserem allerersten Treffen einen Vortrag gehalten habe. Ich möchte einen neuen Versuch starten und dir dabei helfen, das zu lernen, was du wissen musst.
»Wie willst du mir denn helfen? Willst du mir wieder so jemanden wie diesen großen Cop auf den Hals schicken? Wie diesen John Montoya?«
Den habe ich nicht zu dir geschickt. Er ist von sich aus auf dich zugekommen. Ich habe dich nur darin bestärkt, ihn wahrzunehmen und ein Gespräch mit ihm zu führen. Jetzt aber ist deine Hilfe angesagt, viel mehr sogar noch, als du glaubst.
»Bisher war gar nichts angesagt, bisher war ich ein ganz normaler Junge.«
Nathan. Die Stimme seiner Mutter klang jetzt sehr sanft und einfühlsam. Ein normaler Junge warst du nie. Ich weiß, so etwas willst du von deiner Mutter nicht hören, aber es ist nun einmal eine Tatsache, dass du zu Großem bestimmt bist. Du musst es annehmen.
»Das überlass ich gerne jemand anderem. Ich will mein altes Leben zurück.«
Dein Leben hast du nach wie vor. Es wird nur reicher werden, so reich, wie du dir nie hast träumen lassen.
»Ach ja? Ist es nicht eher so, dass du mich dazu antreibst, Großes zu erreichen, nur weil ich deinen Erwartungen nicht entspreche? Vielleicht sollte ich dich daran erinnern, dass ich der Einzige hier bin, der lebt.« Nathan musste um sich schlagen. Wenn er wollte, dass andere ihn in Ruhe ließen, war Angriff immer die beste Verteidigung für ihn.
Ein gekränkter Ausdruck huschte über das Gesicht seiner Mutter und einen Moment lang blickte sie starr aus dem Fenster. Ich weiß, wie du dich fühlst, Nathan. Und ich weiß auch, dass das alles sehr verwirrend für dich ist.
»Tatsächlich? Du weißt also, wie ich mich fühle? Bist du auch von Geistern verfolgt worden, als du in meinem Alter warst? Und hast eine tote Mutter gehabt, die plötzlich in deinem Schließfach in der Schule aufkreuzte, nachdem du sie … noch nie gesehen hattest?«
Nathan, ich bin in dem Glauben aufgewachsen, dass ich eines Tages diejenige sein würde, die das Spiel spielt. Mein Großvater hat es mir beigebracht und mich darauf vorbereitet, gegen Kukulkan mein Bestes zu geben. Wir haben uns beide getäuscht, denn es ist dein Schicksal – aber ich habe Kenntnisse, die ich mit dir teilen kann, um dich darauf vorzubereiten.
»Allerdings, ihr habt euch total getäuscht«, sagte Nathan bitter.
Gib mir ruhig die Schuld, Nathan. Aber ich habe dich gern und kann dir helfen. Nur musst du mir vertrauen.
Seine Mutter setzte sich auf den Platz auf der anderen Seite des Ganges und faltete die Hände in ihrem Schoß. Ich weiß, du hast sehr viele Fragen.
Die hatte er, doch keine davon wollte er ihr stellen.
Ich bin zwar gestorben, sagte seine Mutter, doch der Tod ist nicht das Ende allen Seins. So manches ändert sich und manches beginnt neu. Sie seufzte. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber du hast so viel zu lernen und wenig Zeit, es aufzunehmen. Sie schüttelte den Kopf . Obwohl ich mich auf das Spiel vorbereitet habe, überfordert es mich letzten Endes ebenso wie dich. Kukulkan allein entscheidet, was er preisgeben will. Ich versuche, mehr für dich herauszufinden und es gibt noch andere, die dir helfen wollen.
Genug. Einer von den Toten drängte ärgerlich nach vorne. Sie können nicht seine ganze Zeit in Anspruch nehmen. Wir brauchen ihn schließlich auch.
Sie brauchten ihn? Der Ton, in dem der Mann das sagte, jagte Nathan Angst ein. Aus ihm klang die gleiche gefährliche Besessenheit wie aus der Stimme Gollums aus ›Herr der Ringe‹. Nathan sah ins Fenster, um den Mann besser erkennen zu können.
Er war korpulent und bewegte sich, als sei er von sich selbst äußerst überzeugt. Sein schwarzer Anzug hatte etwas Eigenartiges, sah aus wie ein Beerdigungsanzug, dachte Nathan. Sein graues Haar war schulterlang und er trug einen Vollbart. Er stützte sich auf einen Stock, der vom Kopf eines brüllenden Löwen gekrönt war.
Was immer Ihr Problem sein mag, es kann auf keinen Fall so wichtig wie das meine sein. Eine alte Frau drängelte sich ganz nach vorn an die Spitze der Menge. Ich habe immerhin noch lebende Verwandte, die mich brauchen. An Sie erinnert sich nicht einmal jemand. Die Frau trug
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