Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1
»Mit wem habt ihr gesprochen?«
»Mit Tommy Mertz.«
Irby blickte sie finster an. »Mann, Tommy weiß überhaupt nichts. Der Kerl is ’n Loser.«
Du musst ihm die Sache schmackhafter machen, Nathan. Mach ihm klar, dass Ärger im Anmarsch ist, und zeig ihm, wie er da wieder rauskommen kann. Selbst wenn es die Polizei nicht interessiert, ob er in jener Nacht im Tunnel war, seine Mutter interessiert es ganz bestimmt.
Nathan fand, dass dieser Winkelzug schon an Erpressung grenzte, doch er glaubte, dass es funktionieren könnte.
»Tommy weiß, dass du in der Nacht damals im Tunnel warst.« Nathan hielt Irbys Blick stand. »Wir könnten auch deiner Mutter erzählen, was du da vorhattest.«
»Warum solltet ihr das machen?«
»Weil wir glauben, dass die beiden Sicherheitsleute etwas mit Johns Tod zu tun haben könnten, und wir brauchen Infos.«
Irby zog eine Grimasse. »Alter, das ist höchstens ein Grund mehr, es meiner Mutter nicht zu erzählen. Sie will ganz bestimmt nicht, dass ich irgendwas damit zu tun habe.«
»Ja, sie würde dir wahrscheinlich Hausarrest aufbrummen. Und deine Kommandozentrale hier unten dichtmachen.« Nathan ließ seinen Blick vielsagend über den Schreibtisch schweifen. »Sieh mal, ich will hier nicht als fies oder unfair rüberkommen…«
»Ja, klar, aber du bist nah dran.«
»…ich suche nur nach Antworten. Ich muss wissen, ob du mir weiterhelfen kannst.«
Irby dachte über seine Lage nach, während er Nathan anstarrte. »Du bist nicht aus der Gegend hier.«
»Nicht aus diesem Viertel, aber aus der Nähe.«
Irby warf einen Blick auf Nathans Rucksack. »Hast du da einen Laptop drin?«
»Ein Netbook.«
»Cool! Kann ich mal sehen?«
Irby lächelte und streckte die Hand aus.
Nathan zögerte kurz, holte dann aber das Netbook hervor und gab es ihm.
Irby stellte es auf den Schreibtisch, schaltete es ein und rieb sich begeistert die Hände. »Das ist super. So eins hab ich noch nie in der Hand gehabt.« Sein Blick flog über den Bildschirm, als er sich die Inhalte ansah. »Du hast hier Hackerordner drauf.«
»Cracks. Ich hab ein paar Cracks drauf.«
Irby sah ihn an und strahlte. »Nur Leute, die sich ernsthaft damit beschäftigen, kennen den Unterschied zwischen Hackern und Crackern. Hast du irgendwelche Tricks auf Lager?«
»Ich bin nicht ganz schlecht.«
Irby wandte sich wieder dem Bildschirm zu und zuckte mit den Schultern. »So doll kann’s nicht sein, das Zeug, mit dem du hier arbeitest, ist kläglich.«
»Ich hab nicht vor, mir das Cracking zur Gewohnheit zu machen.«
»Manche von uns machen das. Es ist dieser Urbex-Sache ziemlich ähnlich. Sich einschleichen, umsehen, alles so lassen, wie es ist, und wieder raus. Das ist wie ein Trip, Alter.«
»Je eher wir wissen, wer diese Typen sind, die dir den Arm gebrochen haben, desto eher sind wir hier weg.« Aristotle trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den Schreibtisch.
Seufzend wandte Irby seine Aufmerksamkeit wieder dem Netbook zu. Seine Finger flogen nur so über die Tastatur, während er Nathans Ordner und Spiele durchsah.
»Die Typen waren gefährlich«, sagte er dann. »Echt hardcore. Die haben noch nicht mal mit der Wimper gezuckt, als sie mir den Arm gebrochen haben.«
»Warum haben sie dich aus dem Tunnel verjagt?«
Irby zuckte die Achseln. »Weiß nich’. Vielleicht hat John Montoya sie erwischt.«
Nein. Johns Spiegelbild war auf dem Bildschirm zu erkennen, er sah nachdenklich aus. Aber wenn die Typen da unten waren, dann hatten sie auch einen Grund dazu.
Nathan dachte nach. »Und was wäre, wenn sie gar nicht wegen Diebesgut im Tunnel waren? Tommy hat gesagt, sie hatten schon eine Kids-Gang. Könnten sie vielleicht nach was anderem gesucht haben?«
»Na ja, es könnte sein, dass sie dort eine Leiche ablegen wollten.« Irby war immer noch auf das Netbook fixiert. »Die beiden sahen aus wie Typen, denen so was zuzutrauen wäre.« Er wandte sich Nathan zu. »Ich mein ja nur. Aber eins ist klar: Die haben’s ernst gemeint. Sie haben mich weggeschickt, ich hab nur kurz gezögert und schon haben sie mit dem Knüppel so hart zugeschlagen, dass mein Arm gebrochen war. Entweder schrecken sie vor nichts zurück, oder sie hatten in der Nacht vor irgendwas verdammt große Angst.«
Frag ihn, ob er sie beschreiben kann.
Nathan fragte nach.
»Mehr als das, Kumpel. Ich hab Fotos von ihnen. Bevor sie uns entdeckt haben, haben ich und die anderen Nachtspinnen sie nämlich beobachtet.« Irby suchte nach einem
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