Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1
Memorystick und steckte ihn in eine der USB-Buchsen des Netbooks.
»Und was haben sie gemacht?« Nathan wurde langsam ungeduldig. Jedes Mal, wenn sie kurz vor einem Durchbruch zu stehen glaubten, schien er ihnen zu entgleiten.
»In der Nacht haben sie nur rumgestanden.«
»Haben sie auf jemanden gewartet?«
»Kann sein. Dann haben sie uns entdeckt, weil einer von meinen Jungs ein bisschen zappelig geworden und auf losem Dreck ausgerutscht ist. Da hatte irgendwer gegraben.«
Nathan wurde aufmerksam. »Gegraben? Nach was?«
»Weiß ich nicht genau, aber die Telefongesellschaft hat da neue Kabel verlegt. Aufgerüstet. Kann sein, dass es damit zu tun hatte. Wir haben John aufgenommen, als er mit dem Kerl gesprochen hat, der diese Aufrüstung gemacht hat. Thompson? Thomlinson? So was in der Art.«
Irby durchsuchte die Bilder auf seinem Stick. Die meisten zeigten dunkle Gebäude, Tunnel und Kanalisation, außerdem Jungs und Mädchen, die vermutlich die anderen Nachtspinnen waren.
Dann konzentrierten sich die Fotos auf zwei Typen.
Nathan sah genauer hin.
32
D ie beiden Männer waren schon älter, aber noch nicht so alt wie Nathans Vater oder Onkel. Sie waren vielleicht in den Dreißigern. Der eine hatte kindliche Gesichtszüge und trug einen Schnurrbart sowie lange Koteletten. Der andere hatte rote Haare und Schlupflider, die ihn ziemlich fies aussehen ließen. Beide trugen die gleiche Security-Uniform.
Einige Bilder zeigten die beiden Kerle im Tunnel, andere – aus größerer Entfernung –, wie sie vor Manny’s herumstanden. Bei Tageslicht sahen sie fast noch gefährlicher aus.
»Kennst du die Typen?« Nathan sah Johns Spiegelbild an.
Ich habe sie noch nie gesehen, aber bei Manny’s essen viele Sicherheitsleute, auch von unterschiedlichen Firmen.
»Nein, ich kenne sie nicht.« Irby fühlte sich angesprochen. »Hätte ich jemals ihre Namen rausgefunden, hätte ich sie verklagt. Anonym natürlich, aber ich hätte dafür gesorgt, dass sie Ärger kriegen.«
»Kann ich die Bilder haben?«
Irby nickte und hämmerte auf ein paar Tasten ein. »Sie gehören dir.« Er übertrug die Fotos von dem Stick auf das Netbook.
»Danke. Hängen die beiden immer noch da rum?«
Irby lehnte sich, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, in seinem Stuhl zurück und dachte einen Moment nach. »Nachdem sie mir den Arm gebrochen hatten, hab ich nach ihnen Ausschau gehalten. Ich dachte, vielleicht erwisch’ ich sie bei irgendeiner krummen Sache und kann sie anzeigen, aber ich hab’s nicht geschafft. Nach ein paar Tagen sind sie nicht mehr aufgetaucht.«
»War das, bevor oder nachdem John Montoya ermordet wurde?«
Irby zeigte auf eines der Bilder von den Sicherheitsleuten vor Manny’s. »Die Zeit- und Datumsangaben stimmen. Ich achte immer darauf, dass die Kameras richtig eingestellt sind. Das war zwei Tage, nachdem der Cop ermordet wurde, wenn man nach deinen Zeitungsberichten geht.«
Nathan versuchte, seine Ungeduld zu zügeln. »Hast du Fotos aus der Nacht, in der John Montoya umgebracht wurde?«
»Alter, ich hatte Hausarrest. Meine Mutter hatte rausgefunden, dass ich in der Nacht davor ein leer stehendes Haus ausgekundschaftet hab. Einer von den Sicherheitsleuten hat uns da gesehen und mich erkannt. Das endete damit, dass ich beim Jugendamt gelandet bin. Ich hab für das unerlaubte Betreten Bewährung gekriegt, aber die ist schon vorbei.« Irby zuckte die Achseln. »Ich darf mich zurzeit nur nicht erwischen lassen«, fügte er grinsend hinzu.
»Hast du zufällig rausgefunden, für wen die Typen gearbeitet haben?« Nathan war sicher, dass das Johns nächste Frage gewesen wäre.
Irby wandte sich wieder dem Computer zu und vergrößerte das Foto von den Männern. »Sie arbeiten für eine Wachschutzfirma, die Wright Guard heißt.« Als sie genauer hinsahen, erkannten sie den Aufnäher auf der Schulter des Rothaarigen. Der Name Wright Guard lief über einen römischen Schild.
Aristotle lachte laut los.
Nathan grinste ebenfalls.
»Ja, ich weiß, bescheuerter Name.« Irby zuckte mit den Schultern und grinste. »Für einen Wachschutz, der nach einem Deo benannt ist, sind die beiden unter aller Sau.« Er öffnete eine Website auf seinem Rechner. » Wright Guard betreut eine Menge Wohnkomplexe in nicht ganz astreinen Vierteln.«
Davon hab ich gehört. Die stehen nicht gerade oben auf der Liste, was Wachschutzfirmen angeht. John runzelte unwillig die Stirn.
»Aber du weißt auch nicht, wer diese beiden Kerle sind?«
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