kann ich nicht machen.« Nathan zog sein Handy aus der Hosentasche und stellte fest, dass es schon nach neun war. Er wusste nicht, wo die Zeit geblieben war.
»Es ist gefährlich, hier so spät abends noch rauszugehen. Mir wäre es lieber, wenn du bleiben würdest.« Mrs Johnson duldete keinen Widerspruch. »Ruf deinen Onkel an, ich werde selbst mit ihm sprechen.«
Nathan rief zu Hause an und reichte das Telefon weiter. Er prüfte alle reflektierenden Flächen im Raum, doch er konnte John Montoya nirgends entdecken. Tatsächlich konnte er sich nicht erinnern, wann er den Officer das letzte Mal gesehen hatte. Aber andererseits schienen auch keine anderen Verlorenen Seelen in der Nähe zu sein, weshalb er davon ausging, dass John nach wie vor sein Versprechen hielt.
Dann plötzlich fühlte er sich schuldig, weil er hier herumsaß und mit Aristotle und Irby X-Box spielte, anstatt… ja, was eigentlich? Im Moment war er mit seiner Weisheit am Ende.
Kurz darauf kam Mrs Johnson zurück, um ihm sein Handy wiederzugeben. »Alles in Ordnung, du kannst heute Nacht hierbleiben. Dein Onkel scheint ein netter Mann zu sein.«
»Danke.« Nathan steckte sein Handy wieder ein.
»Nichts zu danken. Es gefällt mir, dass Irby sich mit anständigen Jungs anfreundet statt mit solchen, die sich überall da rumtreiben, wo sie nichts zu suchen haben.«
Irby schnitt eine Grimasse.
»Du hast eben nicht nur wegen mir das Gesicht verzogen, junger Mann, stimmt’s?«
Nathan konnte nicht glauben, dass Mrs Johnson Irbys Gesichtsausdruck gesehen hatte. Offensichtlich war sie auch gut darin, Gesichter auf reflektierenden Oberflächen zu erkennen.
»Nein, Mom. Wegen dem Controller.« Gereizt schüttelte Irby das Gerät. »Er ist irgendwie verklebt und ich werde immer wieder abgeschossen.«
»Du wirst immer wieder abgeschossen, weil Nathan besser ist als du. Ich hab euch beobachtet.«
Nathan lächelte und Aristotle lachte laut heraus.
Irbys Zimmer war klein, deshalb ließ Mrs Johnson sie ihre Betten auf dem Fußboden im Wohnzimmer aufschlagen. Irby hatte eine schöne Sammlung Science-Fiction- und Zombiefilme, aber sie trafen sich in der Mitte und einigten sich auf Pitch Black – Planet der Finsternis mit Vin Diesel. Nathan mochte den Film und die Monster waren eindeutig gruselig. Dumm war nur, dass sie ihn an die Seelengeier erinnerten.
»Hey, Irby. Kann ich mal deinen Computer benutzen?«
Erstaunt sah Irby ihn an. »Deiner ist viel besser als meiner. Warum willst du meinen benutzen?«
»Ich muss mal ins Internet.«
Aristotle grinste und setzte sich auf. »Hast du eine Freundin, Nathan? Hast du sie vor uns verheimlicht?«
Nathan wurde ein bisschen rot. »Haha. Ich muss meiner Cousine mailen. Alyssa ist in so einem Projektkurs, in dem sie ungelöste Fälle noch mal überprüfen. Mordermittlungen, die zu den Akten gelegt wurden, versteht ihr?«
»Alter, jeder weiß, was ungelöste Fälle sind.« Irby machte eine antreibende Geste. »Red schon weiter.«
»Ich will ihr die Fotos von den beiden Sicherheitsleuten schicken. Vielleicht kann sie rausfinden, wer sie sind.«
»Wieso sollte sie das können, wenn du es nicht kannst?«
»Ihre Mutter arbeitet im Büro der Staatsanwaltschaft und Alyssa beschäftigt sich gerade mit genau diesem ungelösten Fall in ihrem Projektkurs. Vielleicht kann Tante Jennifer rausfinden, wer die beiden sind.«
Irby sah beunruhigt aus. »Okay, aber wenn die Staatsanwaltschaft bei mir an die Tür klopft, sag ich meiner Mom, dass du es warst.«
»Man wird uns nicht auf die Art erwischen.« Nathan bekam Irbys Laptop und legte schnell einen neuen E-Mail-Account an:
[email protected].
»Fällst gleich mit der Tür ins Haus, hm?«, fragte Irby.
»Ich will nur, dass es gleich ins Auge sticht.«
»Das wird es.« Aristotle beobachtete ihn interessiert.
Nachdem er den Stick eingesteckt hatte, verfasste Nathan eine kurze Mail.
1.Wer sind diese beiden Männer?
2.Warum waren sie in dem Wartungstunnel, in dem Officer John Montoya getötet wurde?
3.Hat John Montoya sie dabei erwischt, wie sie dort Diebesgut verkauft haben?
Nathan hackte sich wieder in Alyssas Webseite ein, auf der die Unterlagen zu den Ermittlungen in den ungelösten Fällen abgelegt waren. Er öffnete die Mailverlinkung und sendete seine Mail an alle auf der Liste. Dann kopierte er die Fotos zu den Informationen über John Montoya auf die Webseite.
Er fand, dass es langsam an der Zeit war, auch den Polizeibericht zu lesen,