Das Spiel der Dämonen! (German Edition)
sie als angenehm.
„Ich halte es hier nicht aus“, flüsterte sie. „Noch habe ich ausreichend Kraft. Bitte, Andre, lass uns zusammen noch einmal dieses Verlies untersuchen. Ich muss etwas tun.“
Er nickte mit dem Kopf.
„Gut, wenn du möchtest. Solange wir zusammenbleiben, sollten uns die Ratten nichts tun können.“
Er schob den Stein vor der kleinen Höhle zur Seite. Gemeinsam krochen sie aus ihrem Versteck.
„Bleib hier zurück, Serafina“, sagte er. „Ich will nur rasch etwas nachsehen.“
Trotz seiner Bitte setzte sie mechanisch einen Fuß vor den anderen und folgte ihm. Sie konnte nicht allein in der Dunkelheit bleiben.
Serafina merkte, dass der Boden unter ihren Füßen ein wenig bergauf führte. Sie tastete sich nach vorn und stieß mit dem rechten Fuß gegen einen Felsstein, auf den sie schließlich steigen musste.
Sie hörte rechts neben sich ein leises Rauschen, das sich verstärkte und schließlich anhörte, als ob sich ein riesiger Schacht hinter der Felswand verberge.
Serafina schluckte und hielt den Atem an.
Was bedeutete das nun schon wieder?
Vor sich in der Finsternis wurde ein winziger grauer, verwaschener Fleck sichtbar.
„Was geht hier vor, Andre?“, flüsterte sie unwillkürlich.
Serafina sah die schemenhaften Umrisse des Prinzen nur wenige Zentimeter vor sich. Der dunkle, hagere Körper ragte wie ein Felsgestein empor.
„Du hättest nicht nachkommen sollen, Serafina“, flüsterte er. Seine Stimme war kaum wahrnehmbar.
Das Schleifgeräusch zur Rechten der beiden Gefangenen verstärkte sich. Gleichzeitig schwoll das Kreischen und Quieken der Ratten zu enormer Lautstärke an.
„Es ist der Schacht, denn ich gesehen hatte. Der mit den Knochen am Boden, oder?“, fragte sie leise. Ein schrecklicher Verdacht stieg in ihr auf.
„Jetzt stürzen sich die Ratten dorthin, um ihr Fressen zu erhalten, nicht wahr?“
Andre drehte sich zu ihr um.
„Die Soldaten lassen regelmäßig Leichen den Schacht herab. Die Körper sehen meist schrecklich aus, so, als wären sie gefoltert worden.“
Serafina schob sich nach vorn. Prinz Andre legte seine Hand auf ihre Schulter.
„Nicht!“, Er schüttelte den Kopf. „Es ist nicht nötig, dass du dir das ansiehst.“
„Ich habe schon andere Dinge in meinem Soldatenleben vor die Augen bekommen“, erwiderte sie unerwartet scharf und ärgerte sich über ihre eigene Reaktion. Auf der einen Seite ihre Angst und Verzweiflung, die er durch seine tröstenden Worte abzubauen versuchte, auf der anderen Seite der Drang zu wissen, was um sie herum vorging.
Sie schob ihr Gesicht unter den Schacht und blickte nach oben. Ein dickes Seil wurde herabgelassen. Daran baumelte ein blutverschmierter Körper.
Entsetzen packte sie. Kalter Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn.
Der Prinz ergriff ihren Arm und zog sie zurück. Sie pressten sich gemeinsam an den kalten Felsen.
Der Leichnam erreichte den Boden, das Seil wurde gelöst.
Ein eigenartiger Geschmack befiel ihren Gaumen, als sie das Gewimmel der Rattenkörper sah, die sich bereits über den blutverschmierten Körper hergemacht hatten. Sie sah nur noch eine erstarrte Hand in dem Gewirr der dunklen, quiekenden, beißenden und zerrenden Ratten.
Die Hand verschwand, als ein Schwall neuer Nager über den Körper herfiel. Aus allen Richtungen kamen sie. Einige waren irr vor Hunger. Die unheimlichen Ratten schlugen ihre gelben, spitzen Zähne in das aufgedunsene Fleisch der Leiche.
Serafina wandte sich angewidert ab.
Sie hörte den dumpfen Aufschlag, als eine weitere Leiche den Schacht herabgelassen wurde. Der zweite Körper landete zwischen dem Rattenknäul, wonach die Tiere sofort ihr schauriges Mahl begannen.
Wortlos und leichenblass lehnte Serafina an der Felswand.
„Du hättest das nicht ansehen sollen“, murmelte Andre.
„Warum nicht?“, entgegnete sie wieder heftig. Sie war gereizt, unausgeglichen und hätte am liebsten laut aufgeschrien. „So weiß ich wenigstens Bescheid, was auf mich zukommt. Das stumpft ab.“
Sie warf den Kopf herum und schloss die Augen. Ihre Lider zitterten.
Andre begriff, dass sie am Ende ihrer Kräfte war und dass sie dringend Ruhe brauchte.
„Ich bringe dich zurück in die Höhle.“
Er umfasste sanft ihren Arm. Ohne Widerspruch ließ sie es sich gefallen.
„Wir haben eine Zeitlang vor den Ratten Ruhe. Wenn sie gesättigt sind, ziehen sie sich meinen Erfahrungen nach in das Innere des Berges zurück. Sie sind dann träge und schlafen
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