Das Spiel der Dämonen! (German Edition)
Haare.“
Cedric wusste genau, dass die Frau, die er eben in der Diele gesehen hatte unmöglich ein siebzehnjähriges Mädchen war. Die Erscheinung wirkte wesentlich älter und erwachsener und hatte lange schwarze Haare.
Er wollte aber dieses Thema beenden, daher nickte er zustimmend mit dem Kopf.
„Ja, das kann sein“, antwortete er und trank einen Schluck aus dem Krug.
Es klopfte an der Tür. Kurz darauf betrat der Butler den Raum.
„Die Zimmer der Herrschaften wären fertig“, sprach er mit seiner rasselnden Stimme.
Der Schlossherr stand auf.
„Sie hatten sicher eine anstrengende Reise und sollten sich etwas ausruhen.“
Cedric verstand die Aufforderung, nickte mit dem Kopf und stand ebenfalls auf.
„Noch etwas. Hier im Schloss lebt auch mein Onkel Archie. Er ist bereits sehr alt und etwas wirr im Kopf, wenn Sie verstehen, was ich meine. Aber er ist harmlos und tut niemandem etwas.“
Cedric versuchte, alles auf die Reihe zu bekommen. Eine schwarzhaarige Frau in einem grünen Kleid, eine blonde kleine Gemahlin, eine siebzehnjährige Tochter und ein verrückter Onkel. Er musste über die Familienverhältnisse grinsen, das erinnerte ihn an eine amerikanische Gruselserie, die er erst kürzlich im Fernsehen gesehen hatte.
„Hamish wird Ihnen Ihre Zimmer zeigen“, sagte Sir Seton.
Sie drehten sich um und schritten auf den wartenden Butler zu.
„Sir Cedric, ob ich wohl noch ein Wort mit Ihnen sprechen dürfte?“, fragte der Schlossherr.
„Aber gerne“, antwortete Cedric leicht verwundert.
William blieb stehen und blickte Cedric fragend an. Mit einer Handbewegung deutete er William an, dass dieser bereits vorgehen soll.
Dann drehte er sich um und blickte neugierig zum Hausherrn.
Sir Seton wartete, bis sie allein waren.
„Ich möchte Ihnen gerne etwas zeigen.“
„Großartig“, antwortete Cedric leicht verdutzt.
Er folgte ihm hinaus in die Diele, wo William und der Butler gerade die Galerie erreichten. Der Schlossherr ging auf eine Tür zu, die im hinteren Teil der Diele neben der Treppe lag und öffnete sie. Dahinter befand sich ein langer, kaum beleuchteter Korridor, der steil nach unten führte.
Je weiter sie hinabgingen, desto mehr sträubten sich die Haare im Nacken von Cedric. Der Gang endete an einer dicken Eichentür, die heftig knarrte, als Sir Seton sie öffnete. Er nahm eine Kerze und beleuchtete einen angelaufenen, silbernen Kerzenständer, der gleich neben der Tür auf einer altertümlichen Holzkommode stand. Er zündete die Kerzen an und deutete Cedric an, dass er eintreten sollte. Der Raum wirkte wie eine Art Verlies, war etwa dreieinhalb Meter im Quadrat groß, hatte Steinwände und keine Fenster.
An der Wand hing ein Gemälde.
Im matten Licht konnte Cedric gerade noch erkennen, dass es sich um eine wunderschöne Frau mit schwarzen langen Haaren handelte.
Sir Seton trat neben Cedric und gab ihm den Kerzenständer. Er hielt ihn etwas nach oben, damit er die Frau betrachten konnte.
„War das die Frau in dem grünen Gewand, von der Sie erzählten?“
Cedric nickte zustimmend mit dem Kopf, denn auf dem Bild war genau die Frau abgebildet, die mit ihm in der Diele gesprochen hatte.
„Das ist meine verstorbene Gemahlin Lilias Drummond“, sagte der Schlossherr. „Sie können also bestätigen, dass es die gleiche Frau war, die sie getroffen haben?“
„Ja, sie ist es eindeutig“, bestätigte Cedric nochmals.
„Danke“, antwortete Sir Seton mit einer niedergeschlagenen und bedrückten Stimme. Sie verließen gemeinsam den kleinen Raum.
„Wir sprechen morgen weiter“, verabschiedete sich der Hausherr am Fuß der geschwungenen Treppe und wünschte noch eine gute Nacht.
Cedric drückte sich an der Ritterrüstung vorbei und sprang in Windeseile die Stufen empor. Oben bog er links in den Korridor ein, der an einer Reihe geschlossener Türen vorbeiführte.
Dann gelangte er zu einer Wand, an der sich der Korridor T-förmig teilte. Sir Seton hatte ihm eine detaillierte Beschreibung gegeben, wie er in sein Zimmer im Ostflügel käme. Er sollte sich an dieser Kreuzung nach links wenden.
Genau in diesem Augenblick begannen die Scherereien!
Etwa sechs Meter weiter endete der Korridor vor einem breiten Treppenabsatz. Er konnte von hier aus entweder einen schmalen, matt beleuchteten Gang entlanggehen oder die Treppe nach oben steigen oder die Stufen abwärts gehen.
Er fluchte leise vor sich hin, denn er konnte sich nicht mehr erinnern, ob der Hausherr bei seiner
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