Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
sein – wer sonst in dieser Stadt würde versuchen, mit der Nase zu essen, wenn der Mund voll ist? Ich bin Torvald Nom.«
»Setz dich, mein neugewonnener Freund. Kruppe ist heute Morgen großzügig und wird die zweifelhafte Bemerkung hinsichtlich seines Essverhaltens und des Verhaltens seiner natürlichen Körperöffnungen außer Acht lassen. Kruppe bemerkt darüber hinaus, dass du zwar einst ein armer, notleidender Mann warst, jetzt aber schlagartig beeindruckenden Reichtum erlangt hast, so gut gekleidet und gekämmt wie du bist, und dass die Freunde Flamm und Leff schon bald einem gewissen Gareb dem Verleiher einen glückverheißenden Besuch abstatten werden. Und ausgerechnet an diesem Tag vermutet man, dass Gareb sich bei der Rückzahlung der besagten Schuld überaus großzügig zeigen wird.«
Torvald starrte Kruppe an; er war offensichtlich sprachlos vor Bewunderung.
Kruppes linke Hand stieß nach unten, packte ein Plunderstück, das in der Tat versucht haben mochte zu entkommen, und stopfte es sich ganz in den Mund. Er kaute strahlend.
»Du hast das Geld?«, fragte Leff Torvald.
»Was? Oh. Hier.« Er zog eine Börse heraus. »Alles. Kruppe, du bist in dieser Sache Zeuge, also versuche nichts, Leff. Und du auch nicht, Flamm. Bringt es gleich rüber zu Gareb. Lasst euch die Bescheinigung geben, die besagt, dass alles erledigt ist. Dann kommt ihr direkt wieder hierher, und ich werde euch ein Mittagessen ausgeben.«
Flamm schaute mehrere Male von Torvald zu Kruppe und wieder zurück und fragte schließlich Letzteren: »Was war das, was du über Gareb gesagt hast?«
Kruppe schluckte, leckte sich die Lippen und sagte: »Wieso – nur, dass letzte Nacht ein niederträchtiger Dieb in sein Anwesen eingebrochen ist und seinen ganzen Schatz gestohlen hat. Der arme Mann! Und es heißt, dass der Dieb noch viel mehr als das gestohlen hat – tja, auch die Würde seines Eheweibs oder zumindest ihre Unschuld in Angelegenheiten, die den nichtehelichen Geschlechtsverkehr betreffen.«
»Moment mal«, sagte Leff. »Der Dieb hat mit Garebs Frau geschlafen? Und wo war Gareb?«
»Bei einem Treffen von Geldverleihern, hat Kruppe mitbekommen, wo er wichtige Angelegenheiten besprochen und zweifellos seinen Anteil an Früchten und anderem verspeist hat.«
»Nun denn«, sagte Torvald Nom, »da wird er ja glücklich sein, dass ich zurückgekommen bin, um meine Schulden zu bezahlen.«
»Nicht wahr!«, sagte Kruppe und strahlte erneut.
Leff nahm den Beutel mit den Münzen und spähte hinein. »Alles da?«
»Alles da«, antwortete Torvald Nom.
Leff stand auf und sagte: »Komm, bringen wir’s hinter uns, Flamm.«
Als die beiden gegangen waren, lehnte Torvald Nom sich auf seinem Stuhl zurück und lächelte Kruppe an.
Der zurücklächelte.
Nachdem das erledigt war, nahm Kruppe sich ein weiteres Gebäckstück und hielt es sich vor den Mund, um den Gaumenschmaus genauer zu betrachten und sich vielleicht einen Augenblick lang zu foltern, bis sich sein Mund öffnete wie der gezackte Rachen eines Bären. In dieser Haltung verharrend machte er eine Pause, um Torvald Nom einen Blick zuzuwerfen. »Im oberen Stock wirst du, mein werter Herr, einen dir bekannten Verwandten finden, falls du diesen Wunsch haben solltest. Genau wie du ist er überraschend ins schöne Darujhistan zurückgekehrt. Kein anderer als Rallick, den man unter den Noms des Hauses Nom als ein Schaf betrachten könnte, das noch schwärzer ist als du. In der Tat, das Schwarz des absoluten Tiefstpunktes, des Abgrunds, wohingegen du ein etwas weniger schwarzes Schwarz aufweist, so wie Holzkohle. Und somit haben wir also zwei Schafe von sehr dunkler Färbung in genau dieser Gaststätte hier – ach, wenn Kruppe doch Zeuge eines solchen Treffens sein könnte!« Jetzt war es an der Zeit, einen mahnenden Finger zu heben. »Aber hör zu, Torvald Nom, mein teurer Freund – Rallicks Rückkehr ist höchst geheim, ja? Versiegle deine Lippen, ich bitte dich!«
»Er versteckt sich? Vor wem?«
Pummelige Finger zuckten wie Würmer in einem Riff. »Schnell jetzt, ehe er zu einem grausamen Auftrag aufbricht. Kruppe wird dir den Platz hier freihalten, bis du zurückkommst – er sieht dem üppigen Mittagessen ach so freudig entgegen, das Torvald bezahlen wird … und glücklich bezahlen wird!«
Torvald schwitzte plötzlich, und er rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. »Das Wiedersehen kann … äh … warten. Wirklich, warum sollte ich ihn gerade jetzt belästigen wollen? Nein,
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