Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
was auf einen Wettstreit hingedeutet hätte.
»Shardan und ich haben den ganzen Nachmittag über Euch gesprochen, Lady Challice«, sagte Hanut.
»Ach ja? Wie schmeichelhaft.«
»Es war in der Nacht, in der mein Onkel ermordet wurde, oder? Im Anwesen von Lady Simtal – Ihr wart dort.«
»Ja, das stimmt, Hanut.«
»In jener Nacht hat der junge Gorlas Vidikas Euch das Leben gerettet.«
»Ja.«
»Und so Euer Herz gewonnen«, sagte Shardan Lim und lächelte hinter seinem Kelch, während er an ihm nippte.
»Ihr sagt das so, als wenn es eine einfache Sache wäre, mein Herz zu gewinnen«, sagte sie.
»Dann hat Dankbarkeit für einen guten Anfang gesorgt«, bemerkte Shardan, während Hanut sich zurücklehnte, als wollte er zuhören und nichts weiter wagen – zumindest im Moment. »Er war sehr jung, genau wie Ihr. Ein Alter, in dem Liebreiz blendend hell zu funkeln schien.«
»Und ich war geblendet«, sagte sie.
»Gorlas hat dabei sehr gut abgeschnitten, sollte ich noch hinzufügen. Man kann nur hoffen, dass er seiner Dankbarkeit täglich Ausdruck verleiht … wenn er hier ist, meine ich. All die schicklichen, vollkommen unzweideutigen Gesten und so weiter.«
Hanut Orr rührte sich. »Lady Vidikas, schon zu lange sind sich Haus Orr und Haus D’Arle im Rat uneins. Seit Generationen, und, soweit es mich betrifft, aus keinem guten Grund. Ich stelle oft fest, dass ich mir wünsche, dass Euer Vater sich mit mit treffen würde, um die Dinge wiedergutzumachen, um etwas Neues und Beständiges zu schmieden. Ein Bündnis, genau genommen.«
»Das ist ein ehrgeiziges Ziel, Hanut Orr«, sagte Challice. Unglücklicherweise hält mein Vater dich für einen aufgeblasenen, einfältigen Dummkopf. Mit anderen Worten: für einen echten Orr. »Und Ihr seid hochwillkommen, da bin ich mir sicher, einen derartigen Vorschlag zu machen. Ich wünsche Euch den Zug der Lady.«
»Oh, dann habe ich also Euren Segen für ein derartiges Unterfangen?«
»Natürlich. Wird das meinen Vater beeindrucken? Das bleibt abzuwarten.«
»Gewiss liebt er Euch inniglich«, murmelte Shardan Lim. »Wie könnte er auch nicht?«
Ich habe diese Liste … »Das Haus Vidikas stellte immer eine bescheidene Präsenz im Rat dar«, sagte sie. »Eine lange, ungebrochene Abfolge schwacher Männer und Frauen, denen es wirklich an Ehrgeiz gefehlt hat.«
Hanut Orr schnaubte und griff nach seinem Weinkelch. »Mit Ausnahme des Letzten, natürlich.«
»Natürlich. Worum es mir geht, ist Folgendes: Mein Vater misst den Wünschen des Hauses Vidikas wenig Gewicht bei, und ich bin jetzt ein Teil dieses Hauses.«
»Ärgert Euch das?«
Sie richtete ihren Blick auf Shardan Lim. »Das ist eine kühne Frage, mein Herr.«
»Entschuldigt, Lady Vidikas. Doch ich schätze Euch mittlerweile sehr und wünsche Euch daher nichts als Glück und Zufriedenheit.«
»Wie kommt Ihr darauf, dass ich anders empfinden würde?«
»Weil«, sagte Hanut Orr gedehnt, »Ihr den Wein heute Abend runtergekippt habt wie eine Schankdirne.« Er stand auf. »Ich danke Euch für einen überaus unterhaltsamen Abend, Lady Vidikas. Doch leider muss ich mich jetzt verabschieden.«
Gegen den in ihr aufsteigenden Ärger ankämpfend brachte sie ein Nicken zustande. »Natürlich, Ratsherr Orr. Vergebt mir, dass ich Euch nicht zur Tür begleite.«
Er lächelte. »Mit Leichtigkeit, meine Dame.«
Nachdem er gegangen war, fluchte Shardan Lim leise vor sich hin. »Er war wütend auf Euch.«
»Ach?« Die Hand, mit der sie den Weinkelch an ihre Lippen hob, zitterte, wie sie sah.
»Hanut will, dass Euer Vater zu ihm kommt, nicht anders herum. Er wird sich für niemanden zum unterwürfigen Welpen machen.«
»Ein Welpe ist niemals stark genug, um den ersten Zug zu machen, Shardan Lim. Er hat meine Herausforderung missverstanden.«
»Weil sie eine derzeitige Schwäche seinerseits unterstellt. Ein Nachlassen seines Mumms.«
»Vielleicht tut sie das, und das sollte ihn auf mich wütend machen? Wie genau funktioniert das?«
Shardan Lim lachte, und als er sich jetzt streckte, war es offensichtlich, dass er – nunmehr frei von Hanut Orrs Schatten – wie eine tödliche Blume war, die sich zur Nacht öffnete. »Ihr habt ihn als das bloßgestellt, was er ist: ein aufgeblasener, aber willensschwacher Rüpel.«
»Das sind unfreundliche Worte über Euren Freund.«
Shardan Lim starrte auf seinen Weinkelch hinunter, während er einen Schluck trank. Dann sagte er knurrend: »Hanut Orr ist nicht mein Freund.«
Der Wein
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