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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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überhaupt unternommen hatte. Was hatte er denn gesucht? Selbst diese Frage konnte er nicht beantworten.
    Nun ja … vielleicht doch. Flucht. Sie war kurz gewesen, ja, aber nichtsdestotrotz eine Flucht . Der Feigling flieht, wohl wissend, dass er zurückkehren muss, und er wünscht sich, auf der Rückreise getötet zu werden, dass sie ihm sein Leben nimmt, wie sie überall das Alte nimmt. Aber hör zu! Du kannst deine Seele formen – mach einen Eimer aus ihr, einen undichten Eimer, den du mit dir herumträgst. Oder deine Seele kann ein Seil sein, ein dickes, gedrehtes Seil, das sich zu zerreißen weigert, selbst wenn es sich zu einem Knoten nach dem anderen krümmt. Wähle dein Bild, Endest Silann. Du bist hier, du hast es so weit geschafft, oder? Und wie er zu dir gesagt hat … es ist nicht mehr sehr viel weiter. Ganz und gar nicht mehr viel weiter.
    Er roch Holzrauch.
    Überrascht und beunruhigt wandte er sich von dem rauschenden Fluss ab. Richtete den Blick stromaufwärts, von wo die leichte Nachmittagsbrise kam. Und dort, im fernen Zwielicht, sah er das gedämpfte Glimmen eines Lagerfeuers.
    Ah, dann also doch keine Flucht. Er hatte Einsamkeit gesucht, wollte Auge in Auge mit der widerspenstigen, gleichgültigen Natur sein. Er hatte gewollt, dass er sich … unbedeutend fühlte. Er hatte gewollt, dass die Wildnis ihn bewusstlos schlug, ihn gedemütigt zurückließ, zu einem armen Wicht geschrumpft. Oh, er hatte so viel gewollt, nicht wahr?
    Mit einem säuerlichen Grunzen machte Endest Silann sich auf den Weg stromaufwärts. Zumindest würde er sich an dem Feuer die Hände wärmen können.
    Aus dreißig Schritt Entfernung konnte er die einsame Gestalt sehen, die in die rauchigen Flammen schaute. Groß, mit runden Schultern saß sie auf einem umgefallenen Holzklotz. Und Endest Silann lächelte, als er sie erkannte.
    Zwei Forellen brutzelten auf Grillspießen über dem Feuer. Ein Topf mit siedendem Tee stand mit einer geschwärzten Schulter in aufgeschichteten Kohlen. Zwei Zinnbecher wurden auf dem flachen Felsen angewärmt, der eine Seite der Feuerstelle ausmachte.
    Ein weiterer Holzklotz wartete gegenüber demjenigen, auf dem Caladan Bruth, der Kriegsherr, saß, der sich jetzt langsam umdrehte und Endest Silann entgegenblickte, während er näher kam. Das breite, seltsam tierische Gesicht verzog sich zu einem ironischen Lächeln. »Ich habe mir in dieser Nacht alle möglichen Gäste vorgestellt, aber du bist mir nicht in den Sinn gekommen, alter Freund. Vergib mir. Du hast dir sehr viel Zeit gelassen, seit du angefangen hast, in dieses Tal hinabzusteigen, aber was das betrifft, will ich gerne nachsichtig sein – nur beklage dich nicht, wenn der Fisch zerkocht ist.«
    »Klagen sind weit entfernt und werden auch dort bleiben, Caladan. Du hast meinen Appetit geweckt – auf etwas zu essen, etwas zu trinken und vor allem auf Gesellschaft.«
    »Dann setz dich hin und mach es dir bequem.«
    »Du hast deine Armee nach der Belagerung also tatsächlich entlassen«, sagte Endest Silann, ging ums Feuer herum zu dem zweiten Holzklotz und setzte sich. »Es hat Gerüchte gegeben. Natürlich hat mein Herr nichts gesagt.«
    »Sieh nur«, sagte der Kriegsherr, »wie ich jetzt eine Armee aus nassen Steinen befehlige, und ja, sie erweist sich als weit weniger lästig als die letzte. Endlich kann ich nachts ruhig schlafen. Obwohl es mich ganz schön gefordert hat, als ich gezwungen war, meinen Verstand mit dem der Forellen zu messen. Komm, nimm dir einen von den Tellern, und hier – aber pass mit den Gräten auf«, fügte er hinzu, als er einen Fisch auf den Teller legte.
    »Du hier, ganz allein, Caladan Bruth – ich frage mich gerade, ob du dich versteckst.«
    »Könnte sein, dass ich das tue, Endest Silann. Unglücklicherweise klappt das mit dem Verstecken nie so recht.«
    »Nein, das tut es nie.«
    Einige Zeit lang sprach keiner von den beiden, während sie ihr Abendessen verzehrten. Die Forelle war in der Tat zerkocht, aber Endest Silann sagte nichts, denn sie war nichtsdestotrotz köstlich.
    Wenn Anomander Rake ein in Dunkelheit gehülltes Mysterium war, dann war Caladan Bruth eines, das in Herzlichkeit gekleidet war. Ohne viele Worte zu machen konnte er dennoch dafür sorgen, dass sich praktisch jeder willkommen und in der Tat geschätzt fühlte. Oder, genauer gesagt, er konnte es, wenn die Last des Befehlens nicht wie ein verdammter Berg auf seinen Schultern lag. Diese Nacht, das verstand Endest Silann sehr gut, war dann

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