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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Ritter vor Warwick Aufstellung nehmen. Sie hatten die Schwerter nicht gezogen, aber die Rechte am Heft.
    »Nehmt wieder Platz, Mylord«, hörte Julian Lucas sagen. »Erfreut uns noch ein, zwei Stündchen mit Eurer Gesellschaft. Esst von den Muscheln, Ihr werdet es nicht bereuen. Die Magd kann sie aufwärmen und …«
    »Lasst mich vorbei, ihr Strolche.«
    »Ich glaube nicht, Mylord«, antwortete Tristan Fitzalan grimmig.
    Mit einem leisen Lachen ging Julian hinaus und schloss die Tür. Er wusste, er konnte sich darauf verlassen, dass er London weit hinter sich gelassen hatte, ehe seine Ritter Warwick laufen ließen.
    »Beeil dich«, wies er Alexander an. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Alexander hastete neben ihm her. »Wer ist Exeters Tochter, Mylord?«, fragte er. »Was hat sie mit dieser verfluchten Geschichte zu tun?«
    »Du hast nicht davon gehört? Es ist ein neumodisches Folterinstrument, das der Keeper des Tower erfunden hat. Eine Streckbank, die die armen Sünder in die Länge zieht, bis die Sehnen reißen und die Knochen brechen. Die Wachen im Tower haben sie nach Exeters Tochter benannt, weil das arme Mädchen viel zu lang geraten ist.«
    Alexander prustete, bis ihm der Ernst der Lage wieder einfiel, und schuldbewusst schlug er die Hand vor den Mund. »Welches Pferd soll ich für mich satteln, Mylord?«, fragte er dann.
    »Gar keins. Du bleibst hier.«
    »Aber …«
    »Keine Widerrede. Sattel Dädalus und hol mir Proviant aus der Küche.«
    »Was wird mit Eurer Rüstung?«
    Julian dachte einen Augenblick nach. Er wollte sich nicht damit belasten, denn Schnelligkeit war jetzt sein oberstes Anliegen. »Schick sie zu deinem Vater«, sagte er schließlich. »Wo immer es auch zur Schlacht kommt, wird er sein. Richte ihm aus, er soll sie mir mitbringen.«
    »In Ordnung.« Alexander eilte in die Küche, um bei Anabelle den Proviant in Auftrag zu geben, während Julian Schwert, Mantel und Börse aus seinem Gemach holte. Letztere wog er einen Moment in der Hand. »Verdammt, warum musst du immer so leer sein?«, schalt er sie. Er hatte einen weiten Weg vor sich. Man wusste nie, was einem auf der Reise alles widerfuhr, da konnte ein bisschen Geld nicht schaden. Aber er besann sich auf seinen Großvater, der mit ebenso magerer Barschaft aus England geflohen und nach Frankreich in den Krieg gezogen war. »Ihr wart zu beneiden, Großvater«, murmelte er vor sich hin. »Ihr habt euren Krieg auf dem Kontinent geführt. Wir Narren haben ihn nach England geholt.«

Edinburgh, Januar 1461
    Edouard hatte
     bitterlich geweint, als er hörte, dass er nicht mehr Prince of Wales sei.
    »York hat mir mein Fürstentum weggenommen? Aber es war so schön dort! Darf er das denn einfach so, Mutter?«
    Marguerite hatte vor ihm gekniet, ihn in die Arme geschlossen und gewiegt. »Schsch. Schon gut, mein kleiner Liebling. Natürlich darf er das nicht. Wir holen es dir zurück, mein Sohn. Ich verspreche es dir.«
    Ich hoffe, du versprichst nichts, was du nicht halten kannst, hatte Julian unbehaglich gedacht. Vom breiten Fenstersitz in ihrem Gemach hatte er die Szene verfolgt, und wann immer Marguerites Zorn, ihre Tiraden gegen York und ihre blutigen Racheschwüre ihm über die folgenden Wochen so unheimlichgeworden waren, dass er am liebsten zurück nach England geflüchtet wäre, rief er sich das anrührende Bild von der Königin und dem weinenden, betrogenen kleinen Prinzen ins Gedächtnis. Marguerite in aufgebrachtem Zustand war nicht leicht zu ertragen. Wie die meisten Menschen machte die Wut auch sie nicht liebenswerter. Aber Julian kam nicht umhin, sich an die Dinge zu erinnern, die Megan ihm in der Kapelle in Kenilworth gesagt hatte: Marguerite verteidigte das Recht ihres Sohnes, und sie war gewillt, das mit Klauen und Zähnen zu tun. Das war vermutlich etwas, das man jeder Mutter zubilligen musste.
    Die Engländer hatten Marguerite nie gemocht. Weil sie Französin war – eine Feindin. Selbst Julians Vater, der alles für König Henry getan hätte, hatte dessen Königin verabscheut. Wie alle Männer, die im Krieg gewesen waren. Und auch viele, die niemals auf einem blutgetränkten Schlachtfeld auf französischem Boden gestanden, den Hass auf alle Franzosen aber mit der Muttermilch eingesogen hatten.
    Julian gehörte nicht dazu. Fast hinter dem Rücken seines Vaters hatte seine Mutter ihn und Blanche gelehrt, dass es Unrecht und obendrein unsinnig war, ein ganzes Volk zu hassen. Kein Franzose hatte ihm je ein Leid zugefügt.

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