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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Kissen im Nacken. Sie wagte nicht, auf Owen hinabzuschauen,aber sie spürte den kleinen, warmen Körper auf der Brust. Sie betete, dass er wieder eingeschlafen war. Dass er nicht anfing zu schreien, Devereux keinen Grund geben würde, ihn aus dem niedrigen Fenster zu werfen.
    »Wer ist denn der glückliche Vater?«, fragte Devereux, stellte einen Stiefel auf die hölzerne Bettkante und beugte sich weiter über sie. »Oder weißt du’s nicht, du gottloses, lasterhaftes Stück Dreck?«
    Seine Beleidigungen kränkten sie nicht mehr, stellte Blanche fest. Wenigstens in der Hinsicht konnte er sie nicht mehr berühren und ihr nicht mehr wehtun.
    Er stellte das Lämpchen auf die Truhe neben dem Bett, packte mit der frei gewordenen Hand Blanches Arm und riss sie zu sich hoch. Es gelang ihr irgendwie, das schlafende Kind auf das Kissen gleiten zu lassen, ehe sie aus dem Bett fiel und hart auf dem Boden landete.
    Mit konzentrierter Miene sah Devereux auf sie hinab und schnürte ohne Hast seine Hosen auf. Erstaunlich geschickt.
    »Ich glaube, wenn du das tust, bringst du mich um«, eröffnete sie ihm so ruhig, wie sie konnte. »Nur für den Fall, dass es dich kümmert.«
    »Warum in aller Welt sollte es das?« Er ließ sich auf sie fallen und versetzte ihr mit der eisernen Hand einen Schlag gegen die Schläfe, dass sie glaubte, ihr Kopf werde in tausend Scherben zerspringen. Tränen schossen ihr in die Augen, sodass sie die schwarze Klaue nur verschwommen erkannte, die er ihr vor die Augen hielt.
    »Hast du nicht in Kauf genommen, dass du mich umbringen würdest?« Die Frage brachte Blanche in ziemliche Verlegenheit, aber Devereux wollte gar keine Antwort. »Glaubst du etwa im Ernst, ich wollte dich zurück, nachdem du dich in so unaussprechlicher Weise gegen deinen Herrn und Meister versündigt, dich jahrelang in anderen Betten rumgetrieben und einen Bastard geworfen hast, he?« Er schob ihre Röcke hoch, zwängte ein Knie zwischen ihre Beine und hakte den Daumen der Kralle in den bereits geöffneten Halsausschnitt ihres schlichten Kleides,um ihn weiter aufzureißen. »Wenn du krepierst, hat der Sheriff von Herefordshire einen Strick gespart, das ist alles.«
    Die Eisenfinger, die ihre Brust streiften, waren eiskalt. Blanche war nicht sicher, ob die Gänsehaut, die sie auf Armen und Beinen spürte, daher rührte oder von ihrem Entsetzen. Aber sie hörte nicht auf, sich zu wehren, selbst wenn ihr Widerstand erbärmlich und matt war, weil ihr die Kräfte schwanden. »Da du nicht verblutet bist, wirst du den Sheriff schwerlich überreden können, mich aufzuhängen«, brachte sie hinter zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Devereux schlug sie noch einmal mit der Klaue, um sie gefügig zu machen, und sein schmallippiger Mund lächelte. »Sei versichert, das wird mir nicht schwerfallen. Ich bin der Sheriff von Herefordshire.«
    »Glückwunsch, Devereux«, sagte eine leise Stimme hinter ihnen.
    Thomas’ Kopf fuhr herum, sodass Blanche freie Sicht auf das Fenster der Schlafkammer hatte. Ein Mann hockte seitlich auf dem niedrigen Sims, seine Haltung scheinbar völlig entspannt, wie ein verwegener junger Bursche, der seiner Liebsten an einem Sommerabend einen heimlichen Besuch abstattet. Das Licht der Öllampe erreichte ihn nicht, aber das war auch nicht nötig. Blanche hatte ihn an der Stimme erkannt.
    Sie schaute schnell wieder zu Devereux und sah, dass er im Begriff war, nach Verstärkung zu brüllen. Blanche hob die Hände, krallte die Rechte in seine Haare und drückte ihm den Handballen der Linken vor den Mund.
    »Er hat zwei Mann draußen in der Küche«, warnte sie gedämpft.
    »Ich weiß«, antwortete Jasper ebenso leise. Ohne ein Geräusch zu verursachen, stieg er vom Fensterbrett und glitt wie ein Schatten zu ihnen herüber. Er hielt das blanke Schwert in der Rechten. »Lass ihn los«, sagte er, und als Blanche es tat, packte er Devereux seinerseits bei den Haaren, zerrte ihn rüde auf die Knie und setzte ihm die Klinge an die Kehle.
    Ein wenig mühsam stemmte Blanche sich hoch. Ihre linkeSeite schmerzte, und sie fragte sich, ob Devereux ihr mit seinem Gewicht eine Rippe gebrochen hatte. Sie stand auf, hob das Kind vom Bett und stellte sich mit dem Rücken an die Wand.
    Jaspers Blick war unverwandt auf sie gerichtet. Jetzt, da er dem Licht näher war, konnte sie ihn besser erkennen, und sie sah, was die letzten Wochen ihm abverlangt hatten, selbst wenn sie immer noch nicht wusste, was passiert war.
    Thomas Devereux

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