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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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versuchte, über die Schulter zu sehen, obwohl die scharfe Klinge nur eine Haaresbreite von seinem Hals entfernt war. Offenbar fand er es unerträglich, nicht zu wissen, wer ihn bei seinem lange überfälligen Tête-à-Tête mit seiner Frau so rüde gestört hatte.
    Jasper rammte ihm das Knie zwischen die Schulterblätter und setzte die Klinge unter dem Kinn an, dass man meinen konnte, er wolle Devereux rasieren. »Du blutest am Kopf«, sagte er zu Blanche.
    Sie berührte mit den Fingerspitzen die Schläfe, wo sie eine warme, klebrige Nässe spürte. »Ich glaube, es ist nicht schlimm.«
    »Das Kind?«
    »Es geht ihm gut.« Sie lächelte. Allem zum Trotz, was geschehen war, ihr selbst und ihm offenbar auch, lächelte sie ihn an, als sie mit unzureichend verborgenem Stolz sagte: »Es ist ein Junge, Jasper.«
    Sie sah seine Augen aufleuchten, oder zumindest bildete sie sich das ein. Vielleicht war es auch nur das Flackern des Öllichts, das sich darin spiegelte. Sein Gesicht arbeitete, der volle Mund wurde zu einem schmalen Strich zusammengepresst, und dann hatte er sich wieder unter Kontrolle.
    Thomas Devereux hingegen gab einen Laut von sich, als drohe er zu ersticken. All seine Fragen waren auf einen Schlag beantwortet worden, und es sah aus, als machten die gewonnenen Erkenntnisse ihn nicht glücklicher. Er öffnete die Faust und tastete nach dem Dolch an seinem Gürtel. Jasper trat ihn in die Nieren und stellte dann den Stiefel auf die Hand. Devereux stöhnte.
    »Was soll ich tun, Blanche?«, fragte Jasper Tudor. »Es wäre mir eine Freude, dieser erbärmlichen Kreatur die Kehle durchzuschneiden, aber die Entscheidung liegt bei dir.«
    Tu es , war die Antwort, zu der es sie drängte. So mächtig war dieser Drang, dass sie für einen Augenblick nicht sicher war, ob sie es nicht vielleicht laut ausgesprochen hatte. Aber beide Männer sahen sie unverwandt an, warteten auf ihr Urteil. Sie wollte, dass Thomas Devereux vom Angesicht der Erde verschwand. Sie wollte frei von der Furcht vor ihm sein. Sie wollte Rache für alles, was er ihr angetan hatte, heute und in dem Jahr, das sie als Frau an seiner Seite verbracht hatte. Er hatte Strafe verdient, weiß Gott. Aber eine hartnäckige Stimme in ihrem Kopf entgegnete, dass sie ihm schon übel genug mitgespielt hatte. Er hatte gebüßt, und eine Hand war ein hoher Preis.
    »Denkst du, du entscheidest dich heute noch, Weib?«, fragte Devereux verächtlich.
    »Noch ein Wort, und ich fälle die Entscheidung für sie«, drohte Jasper. Seine Stimme bebte vor unterdrücktem Zorn, und er verlagerte noch ein wenig mehr Gewicht auf den Stiefel, unter dem Devereux’ Hand gefangen war.
    Blanche schaute auf ihren Sohn hinab. Dann sah sie ihrem vor Gott angetrauten Gemahl in die Augen, und sie wusste, dass sie an einem Scheideweg stand. Die Wahl, die sie jetzt traf, würde ihr ganzes weiteres Leben beeinflussen. Und sie erkannte, dass sie seinen Tod nicht wirklich aus Rachsucht oder aus Furcht wollte, sondern nur, damit er aus dem Weg war. Auf dass Jasper Tudor sie heiraten, ihrem Kind seinen Namen und ihr die verlorene Ehre zurückgeben konnte, die verlorene Stellung, Sicherheit, Normalität. Und das war kein guter Grund. Forderte sie Jasper jetzt auf, Thomas Devereux zu töten, dann war sie eine Mörderin. Und das würde bedeuten, dass sie zwar vielleicht Sicherheit und den äußern Anschein von Ehre zurückgewönne, aber sich selbst würde sie verlieren. Blanche of Waringham, wie sie sie bislang gekannt hatte, würde nicht mehr sein. Und das wollte sie nicht.
    Sie wandte den Blick ab und murmelte widerwillig: »Lass ihn leben.«
    Jasper stieß hörbar die Luft aus, aber er zögerte nicht. Er hob eine Hand voll Stroh vom Boden auf, stopfte es Devereux in den Mund und knebelte ihn mit einem Stoffstreifen, den Blanche vom Bettlaken riss. Dann band er ihm die Arme oberhalb der Ellbogen zusammen, denn er fürchtete, wenn er ihm die Handgelenke fesselte, könne Devereux einfach seine Eisenhand abstreifen und sich befreien, und befestigte das lose Ende am Bettpfosten. Schließlich beugte er sich über ihn. »Süße Träume, du Ungeheuer«, zischte er und schlug ihn mit einem sparsamen, gezielten Fausthieb bewusstlos. Erst danach steckte er sein Schwert ein.
    Blanche beobachtete ihn beklommen. Sie hatte Jasper noch niemals solche Dinge tun sehen. Nicht dass er sie tat, machte ihr zu schaffen, sondern seine leidenschaftslose Präzision.
    Doch als er zu ihr trat, fiel die Maske kühler

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