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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Gleichgültigkeit. Er legte die Hände auf ihr Gesicht, schaute ihr einen Moment in die Augen, dann zog er sie behutsam an sich. »Es tut mir leid«, murmelte er. »Es tut mir leid, dass ich das nicht verhindert habe.« Seine Stimme drohte zu kippen.
    »Schsch.« Es kostete sie Mühe, den freien Arm zu heben und in seinen Nacken zu legen. Blanche musste feststellen, dass ihr Pulver nun endgültig verschossen war. »Selbst Jasper Tudor kann nicht an zwei Orten gleichzeitig sein.«
    »Nicht dass ich dort, wo ich war, irgendetwas ausgerichtet hätte«, erwiderte er voller Bitterkeit. »Im Gegenteil.«
    Sie löste sich von ihm und hielt ihm das Kind hin. »Hier, schau dir an, was wir zuwege gebracht haben. Ich habe ihn Owen genannt.«
    Jaspers Kopf ruckte hoch. »Owen? Nach meinem Vater?«
    Sie nickte. »Ich dachte, das sei in Wales ebenso üblich wie in England.«
    »Das ist es.« Seine Stimme klang seltsam. Er nahm ihr den Säugling ab, behutsam, aber nicht zögerlich. »Gott segne dich, Owen ap Jasper«, flüsterte er auf Walisisch, und für einenMoment glaubte Blanche, sie sehe Tränen in seinen Augen funkeln. Dann gab er ihr das Kind zurück. »Wir sollten schleunigst von hier verschwinden.«
    Sie nickte. »Wo sind dein Vater und Rhys? Und Lionel und Madog?«
    »Später.« Er wandte sich ab, öffnete die Truhe, durchwühlte sie hastig, klaubte ein paar Decken und Tücher zusammen und legte sie auf die Bettdecke, aus der er ein unordentliches Bündel knüpfte. Damit stieg er aus dem Fenster und winkte Blanche, ihm zu folgen. Er nahm ihr das Kind wieder ab, damit sie die Hände zum Klettern frei hatte. Trotzdem ging es nur langsam und schmerzhaft vonstatten. Das blieb Jasper nicht verborgen. »Blanche, wann genau ist Owen zur Welt gekommen?«
    »Letzte Nacht.« Sie war ein wenig erschrocken darüber, wie erschöpft sie mit einem Mal klang.
    Jasper fluchte – untypisch wortreich. »Hättest du mir doch erlaubt, Devereux die Kehle durchzuschneiden. Noch ist es nicht zu spät, weißt du …«
    Sie legte die Hand auf seinen Arm. »Aber er hat unser Kind am Leben gelassen. Und mich auch. Das ist mehr, als ich heute Mittag zu hoffen gewagt habe. Vergiss Thomas Devereux. Lass uns von hier verschwinden, ehe seine Männer ihn finden.«
    Jasper schwankte noch einen Moment. Dann nickte er knapp, legte einen Arm um ihre Taille und führte sie in den Stall.
    Dort warteten nicht nur sein Pferd und die Bauersleute, sondern ebenso Generys und Richmond.
    »Oh, Gott und alle Heiligen seien gepriesen«, jubelte Blanche gedämpft und schloss die Amme mitsamt dem schlafenden Jungen in die Arme. »Geht es euch gut?«
    Generys nickte. Auch sie war erschöpft nach all den Schrecken der vergangenen Nacht und dieses langen Tages, aber sie lächelte und wies verstohlen auf Jasper. »Er kam uns entgegen.« Leise berichtete sie, wie Jasper die beiden Soldaten aus dem Sattel befördert und entwaffnet hatte. Er hatte sie nicht getötet, um dem kleinen Richmond einen solchen Anblick zu ersparen, aber Rücken an Rücken gefesselt, sodass es eine Weile dauernwürde, bis sie sich befreien konnten. Ihre Pferde hatten sie mitgenommen.
    Jasper gab derweil den Bauernkindern die Decken und unterhielt sich gedämpft mit deren Vater, während die Mutter eines der Tücher ergriff und Blanche beibrachte, wie man ein Kind wickelte. Jetzt begriff Blanche, zu welchem Zweck Jasper das Leinen aus der Truhe geholt hatte, und sie war verblüfft über seine Geistesgegenwart.
    Sie dankte der Bäuerin, ebenso erleichtert wie beschämt. Owen war vollkommen durchnässt gewesen, und abgesehen davon, dass er nicht sonderlich gut gerochen hatte, war sie besorgt gewesen, er werde sich erkälten. »Was sonst muss ich tun? Ich hab ihn erst seit gestern. Er ist mein Erstes, und niemand hat mir je erklärt … Ich meine …« Was sie meinte, war, dass eine Frau ihres Standes für gewöhnlich eine Amme hatte, die die Säuglingspflege übernahm. Aber sie schämte sich, das einzugestehen.
    Die Waliserin lächelte ihr aufmunternd zu. Sie war nicht viel älter als Blanche, hatte jedoch schon ein paar Zahnlücken und war krumm von zu viel harter Arbeit, aber sie hatte schöne dunkle Augen, und die Hand, die sich auf Blanches legte, war warm, schwielig und tröstlich. »Haltet ihn warm und gebt ihm die Brust, wenn er schreit. Es ist gar nicht so schwierig, glaubt mir. Nehmt die Windeln nur mit, meine Kinder sind aus dem Alter heraus, der Herr sei gepriesen. Vor allem: Ruht Euch aus. Ihr

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