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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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fanden, den sie ohne allzu große Hoffnung gesucht hatten: Von drei Rittern bewacht saß König Henry in der Küche des bescheidenen Häuschens.
    »Gott sei gepriesen«, flüsterte Tristan Fitzalan tonlos. »Warwick, dieser Hornochse, hat ihn tatsächlich mit hergebracht.«
    Julian nickte und murmelte angewidert: »Nun seht ihn euch an.«
    Der König saß breitbeinig auf einem Schemel, die Brust seines schlichten Gewandes wie so häufig mit Flecken und Krümeln übersät. Gänzlich unüblich war hingegen, dass er mit seinen Bewachern würfelte, und noch während die drei Ritter durch die Ritzen im Fensterladen spähten, hob Henry einen Becher an die Lippen, legte den Kopf zurück und trank. Ein ordentlicher Schwall Wein rann sein Kinn hinab, und er kicherte, als er absetzte. Der König war heillos betrunken, erkannten sie, und das ließ ihn hinfälliger und greisenhafter wirken denn je.
    »Sie haben ihn abgefüllt, um ihn von der Schlacht abzulenken, nehm ich an«, sagte Lucas unbehaglich.
    Julian hörte, dass sein Freund sich für den König schämte, genau wie er selbst. »Tja«, murmelte er und straffte die Schultern. »Ich schätze, es ist zu spät, die Seiten zu wechseln – Warwick ist längst über alle Berge. Also: Du den Rechten, Tristan. Lucas, du nimmst den Linken.«
    Die beiden Ritter nickten. Alle drei hielten sie die Schwerter noch in der Rechten. Sie stürmten die Kate, stürzten sich auf die drei Bewacher des Königs und machten sie nieder, ehe die Trunkenbolde auch nur auf die Füße gekommen waren.
    König Henry schrie: »Bei allen Heiligen, was tut Ihr!«
    Julian riss sich den Helm vom Kopf und verneigte sich hastig. »Wir befreien Euch aus der Hand Eurer Feinde, Sire. Und wenn Ihr nun so gut sein wollt, uns zu begleiten …«
    »Wer seid Ihr?«, fragte Henry und wich angstvoll vor ihm zurück.
    Grundgütiger, ist das zu fassen?, dachte Julian, antwortete aber scheinbar geduldig: »Der Earl of Waringham, mein König.«
    »Oh …« Es war ein Laut der Verunsicherung. Der Name flößte dem König offenbar Vertrauen ein, aber es ängstigte ihn, dass er in der Verwirrung seines Geistes das Gesicht nicht erkannte.
    Einzig Tristan schien in der Lage, den König zu bedauern. Er kniete vor ihm nieder, wie es sich gehörte, und sagte respektvoll:»Tristan Fitzalan, Euer Gnaden, zu Euren Diensten. Wenn Ihr die Güte haben wollt, uns zu begleiten, bringen wir Euch zu Eurer Gemahlin, die Euch mit großer Sehnsucht erwartet.«
    Henrys Mundwinkel, in denen getrockneter Speichel klebte, verzogen sich für einen Lidschlag nach oben, und dann nickte er zögernd. »Dann seid so gut und gebt mir Euren Arm, Sir Tristan. Mich schwindelt so«, fügte er weinerlich hinzu.
    Kein Wunder, so abgefüllt wie du bist, dachte Julian.
    »Die frische Luft wird Euch gewiss beleben«, antwortete Tristan tröstend, erhob sich, nahm den König behutsam beim Arm und führte ihn ins Freie.
    Julian und Lucas tauschten einen Blick und verdrehten die Augen, ehe sie ihnen folgten.
    Die Kampfhandlungen waren eingestellt, die Yorkisten geflohen. Hier und da loderten Brände in der Stadt, und man hörte das Johlen der Sieger.
    Aus dem Schatten einer Stallwand trat eine Gestalt ins helle Mondlicht. Erschrocken legte Julian wieder die Hand ans Heft, doch dann sah er, dass es sich um einen unbewaffneten Mann in schlichten Kleidern handelte. Ein Handwerksgeselle, tippte Julian.
    »Kann ich jetzt zurück in mein Haus, Mylord?«, fragte der Mann. Er sah ihm nicht in die Augen und schien alles daran zu setzen, jeden Ausdruck aus seinem Gesicht fernzuhalten. Er war wütend, dass man ihn in einer Winternacht einfach aus seinem Heim gejagt hatte, nahm Julian an. Und das war kein Wunder.
    »Ja, du kannst zurück«, antwortete er. »Ich fürchte allerdings, drei tote Yorkisten liegen in deiner Küche.«
    Der Mann nickte ungerührt.
    Julian wollte sich abwenden, dann zögerte er. »Hast du eine Frau? Kinder?«
    Der Geselle war schlagartig misstrauisch. »Und wenn es so wäre?«
    »Wenn es so wäre, würde ich sie an deiner Stelle auf demschnellsten Weg aus der Stadt schaffen, bis die Truppen der Königin abziehen«, riet Julian und folgte seinen Freunden und dem leicht torkelnden König, ohne eine Antwort abzuwarten.
     
    Niemand war Zeuge des Wiedersehens zwischen Henry und Marguerite. Julian dachte bei sich, dass der König nicht zu beneiden war und sich gewiss allerhand von seiner Gemahlin anhören musste: Nicht nur, dass er nach einem halben Jahr der

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