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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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um mich zu holen, und dass es bald einen neuen Earl of Waringham geben wird.«
    Ein Raunen erhob sich in der Halle. Die Männer tauschten unsichere Blicke, und aus dem Raunen wurde bald ein unheilvollesMurren. Dann trat der Schmied vor. Er drehte nervös den Filzhut in den Händen und schaute den jungen Earl besorgt an. »Aber was wird aus Euch, Mylord?«
    Julian zuckte die Schultern. »Ich habe keine Ahnung, Matthew.«
    »Wir wollen aber keinen fremden Lord«, erklärte Davey Wheeler. Das verbliebene Auge war vor Entrüstung weit geöffnet, und Julian fragte sich flüchtig, warum der Mann keine Binde über der schauerlichen leeren Höhle trug.
    Allgemeine Zustimmung war zu vernehmen.
    Julian hob kurz die Hände, um die Versammlung zur Ruhe zu bringen. »Ich weiß. Und ich weiß auch eure Loyalität zu schätzen. Dennoch kann ich euch im Augenblick nur raten, euch zu fügen und nicht mit ihm anzulegen. Das hier war nie euer Krieg, und ihr solltet ihn nicht zu eurem machen.«
    Er sah in ein paar Gesichter und erkannte, dass die Empörung sich zumindest bei manchen in Nachdenklichkeit verwandelt hatte. Vor allem bei denen, die zählten: dem Schmied, dem Müller, bei Adam und einigen anderen Bauern, auf die die Leute hörten. Ein wenig beruhigt wandte er sich an seinen Steward. »Ist meine Schwester noch hier?«, fragte er leise.
    Frederic nickte und zeigte mit dem Daumen auf die hohe Decke. Dann kritzelte er auf eine seiner Tafeln: Sie hat ihre übrigen Kinder hergeholt, um abzuwarten, was geschieht. Ich danke Gott, dass du noch lebst, Julian. Ich habe den Pfeil gesehen, der dich traf. Der Herr muss ein Wunder gewirkt haben.
    Julian nickte. »Er und Edward of March«, bemerkte er trocken. Auf Frederics verständnislosen Blick fügte er hinzu: »Ich erzähl’s euch später. Jetzt will ich zu meiner Schwester, ehe mich der Mut verlässt.«
     
    Kate wusste es schon. Die Neuigkeit von Julians Heimkehr hatte sich auf der Burg wie üblich mit der Geschwindigkeit eines Blitzschlags verbreitet, und eine der Mägde war zu Kate gelaufen und hatte es ihr gesagt.
    Julian fand seine Schwester in Gesellschaft eines halbwüchsigenKnaben und zweier kleiner Mädchen im Wohngemach. Als er eintrat, erhob sie sich vom Fenstersitz und trat mit ausgestreckten Armen auf ihn zu. Sie lächelte, und Tränen rannen über ihr Gesicht. »Ich bin so froh, Bruder.«
    Es klang erstaunlich aufrichtig, aber Julian ahnte trotzdem, dass es eine Lüge war. Wie sollte sie froh darüber sein, dass ihr Mann und ihr Erstgeborener tot waren, der fremde Bruder aber weiterleben durfte? Immerhin war er dankbar, dass sie ihn offenbar nicht hasste. »Kate.« Er nahm ihre Hände und wollte die Linke an die Lippen führen, aber Kate befreite sich und schlang die Arme um seinen Hals.
    Ein wenig unbeholfen hielt er sie. »Es tut mir leid«, sagte er leise. Es war die Wahrheit, und es gab nicht viel, was er sonst hätte sagen können. Trotzdem fand er die Worte leer und förmlich, und er versuchte es noch einmal. »Wenn ich geahnt hätte, was er vorhat, hätte ich ihn hier eingesperrt. Ich … Kate, es tut mir leid, dass ich nicht besser auf deinen Jungen Acht gegeben habe.«
    Für ein paar Herzschläge vergrub sie das Gesicht an seiner Schulter, doch als sie sich von ihm löste, hatte sie sich gefasst. »Er war achtzehn Jahre alt, Julian. So alt wie du, als du mit Edmund Tudor in Wales gekämpft hast. Vater war mit sechzehn bei Agincourt. Alexander hatte Recht, er war … alt genug.« Ihre Stimme wollte nicht gehorchen, aber Kate presste die Lippen zusammen und zwang sich weiterzusprechen. »Es war nicht deine Schuld. Und ich will nicht, dass du dir Vorwürfe machst. Edward of March hat Alexander und Simon auf dem Gewissen, nicht du.«
    »Ich bin anderer Ansicht«, bekundete der Jüngling am Tisch.
    Julian wandte den Kopf und sah ihn zum ersten Mal richtig an.
    »Das ist Roland, unser Zweitältester«, stellte Kate vor, und Julian hörte eine leise Nervosität in ihrer Stimme, als wolle sie sich im Voraus für Roland entschuldigen. »Und Martha und Agnes, unsere beiden Kleinen. Ihre große Schwester Joanna ist mit Sir Walter Hungerford verheiratet.«
    Die beiden Mädchen waren vielleicht acht und zehn Jahre alt, schätzte Julian. Sie waren aufgestanden und knicksten höflich, die Gesichter blass und spitz vor Traurigkeit. Julians Brust zog sich zusammen. Er zwinkerte ihnen zu. »Willkommen in Waringham, Martha, Agnes. Ich freue mich, euch kennen zu lernen.« Er sah

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