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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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blieb ein jeder, wo er war: Megan auf der Fensterbank, die Schultern hochgezogen und den Kopf gesenkt wie ein verschrecktes Vögelchen. Blanche neben ihr an die Wand gelehnt, die Arme verschränkt, ihre Miene abweisend. Megans Gemahl Hal Stafford und Jasper Tudor standen vor dem Kamin, und Jaspers Hand hatte sich zum Heft seines Schwerts verirrt. Einen Schritt zu seiner Rechten, nahe dem Tisch, stand sein Bruder Rhys und schüttelte unablässig den Kopf. Eine Träne lief über seine Wange.
    Julian bekam auf seine Frage keine Antwort. Er trat in die Halle, ging zu seiner Schwester und schloss sie in die Arme. Einen Augenblick blieb sie starr, dann löste sich irgendetwas in ihr. »Julian. Oh Gott, bin ich froh, dass du da bist.«
    Er ließ sie los, wandte sich zu Megan, nahm ihre Hände und küsste sie nacheinander. Sie tauschten einen Blick und sprachen nicht. Kummer stand in Megans Augen, aber auch diese unerschütterliche Entschlossenheit, die ihr zu eigen war und die normalen Sterblichen Angst einjagen konnte. Sie hatte wieder einmal etwas Unerhörtes getan, erkannte er, auf ihre stille, unaufdringliche Art. Irgendetwas, das Jasper, Blanche und Rhys missfiel, aber Megan war wie üblich zutiefst von der Richtigkeit ihres Weges überzeugt. Wie eine Märtyrerin.
    Julian ging zum Kamin hinüber, legte ihrem Mann die Linke auf die Schulter und ergriff seine Rechte. »Hal.«
    Der Gast schüttelte seine Hand teilnahmslos, wie ein aufgezogenes Spielzeug.
    Julian stellte sich zwischen ihn und Jasper und sah zu Letzterem. »Denkst du nicht, es ist ein bisschen verrückt, nach England zu kommen und obendrein Blanche mitzubringen?«, fragte er.
    Jasper erwachte aus diesem merkwürdigen Trancezustand, schaute ihn zum ersten Mal richtig an, schüttelte die dargebotene Hand und nickte grimmig. »Du wirst feststellen, dass ich nicht der Verrückteste in dieser Halle bin.«
    Julian streifte Rhys mit einem kurzen, ausdruckslosen Blick und ignorierte ihn dann. Seit er Wales in jenem bitteren Winter nach Edmunds Tod vor fünf Jahren verlassen hatte, waren sie sich nie wieder begegnet. Aber keiner von ihnen hatte irgendetwas vergessen.
    »Wie kommt es, dass du in London bist?«, fragte Hal. »Es hieß, du seiest in Warwick gefangen.«
    »Hm, war ich auch.«
    »Und schwer verwundet, hat Burton mir erzählt.«
    Julian setzte sich an seinen bevorzugten Platz – einen bequemen Sessel am Tisch mit dem Rücken zum Kamin und dem Blick zu den beiden Fenstern. »Wie du siehst, bin ich beides nicht mehr. Was treibt euch her, wenn ihr nicht wusstet, dass ich hier bin?«
    »Wenn du keine Einwände hast, würden Blanche, Owen und ich uns hier gern ein paar Tage verstecken«, sagte Jasper.
    »Wer ist Owen?«
    »Unser Sohn.«
    Julian machte eine einladende Geste. »Natürlich. Ich habe allerdings Zweifel, dass dieses Haus ein besonders sicheres Versteck ist. Hastings, dieser Bluthund, hat mich hier heute Nachmittag schon aufgestöbert. Das Sicherste wäre, ihr kehrtet auf kürzestem Weg nach Wales zurück.«
    »Um dort was genau zu tun?«, fragte Blanche bitter. »Wir haben in Wales kein Dach mehr über dem Kopf, und nach dem,was Megan getan hat, können wir es uns auch nicht wieder zurückholen.«
    Julian zog verwundert eine Braue in die Höhe und sagte erst einmal gar nichts. Er bedauerte, dass Blanche in solch eine ungewisse Lage geraten war, aber die Querelen jenseits der walisischen Grenze waren nun wirklich nicht seine Angelegenheit. Wie dumm sie gewesen war, sich darin verwickeln zu lassen. Und es war ja nicht so, als liefe sie Gefahr, hungrig und mittellos unter einer Flussbrücke Obdach suchen zu müssen. Wenn gar nichts anderes blieb, konnten sie und Jasper immer noch zu Henry und Marguerite nach Schottland fliehen.
    »Warum setzt ihr euch nicht hin wie zivilisierte Christenmenschen und erzählt der Reihe nach?«, schlug er schließlich vor.
    Hal, Blanche und Megan folgten seiner Einladung. Auch Jasper kam an den Tisch, blieb aber hinter einem der Sessel stehen und stützte die Hände auf die Rückenlehne, als sei er zu rastlos, um Platz zu nehmen.
    Julian schaute in die Runde. Als er erkannte, wie bleich Megan war, sagte er über die Schulter zu Rhys: »Geh hinunter in die Küche und sag der Magd, sie soll einen Krug Wein heraufbringen.«
    »Geht doch selbst«, bekam er zur Antwort. Rhys als Einziger hatte sich nicht gerührt.
    Ehe Julian darauf etwas erwidern konnte, knurrte Jasper: »Dieser Mann nimmt uns in sein Haus auf, Rhys, also

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