Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
feige ermordet wurde wie Euer Bruder …« Er brach ab, weil er merkte, dass er sich in Rage redete. Und genau das wollte er nicht.
    Edward nickte. »Dann helft mir, Waringham. Um Himmels willen, helft mir. Der Krieg ist vorbei. Ihr und ich haben es in der Hand, die Wunden zu heilen.« Er klang beschwörend.
    Aber Julian schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht.«
    Es war ein paar Atemzüge lang still. Dann sagte der junge König scheinbar leichthin: »Ich habe Euch bei meiner Krönung vermisst.«
    »Ich war aber dort.«
    »Doch nicht beim Festbankett in Westminster Hall.«
    »Nein. Ich bin überzeugt, ich habe unvergessliche Gaumenfreuden versäumt. Aber ich kann Euch keinen Lehnseid schwören, wie die Lords es dort getan haben. Es … geht einfach nicht.«
    »Aber warum nicht, Herrgott noch mal? Ihr seid beinah so jung wie ich, und Ihr seid ein kluger Mann, ich weiß es, Waringham. Warum wollt Ihr mir nicht helfen, in England ein neues Zeitalter des Friedens und des Wohlstands zu beginnen? Denn das kann ich, wisst Ihr.«
    Ja, dachte Julian, ich schätze, das kannst du wirklich. »Ich habe keine Zweifel, dass Ihr die Krone mit Würde tragen werdet. Dass Ihr ihr mehr Ehre macht als … mancher König der Vergangenheit. Aber sie gehört Euch nicht.«
    Edward hob mit einem Laut der Ungeduld beide Hände. »Ihr wisst genau, dass ich einen Anspruch auf diese Krone habe, der mindestens so gut ist wie Henry of Lancasters. Doch darüber zu streiten könnte noch länger dauern, als uns gegenseitig unsere Toten vorzuwerfen, und wäre ebenso sinnlos. Unser Cousin Lancaster hat die Krone gehabt und verspielt. Jetzt habe ich sie. So einfach ist es im Grunde. Und nur ein Narr könnte wünschen, die Regierung läge weiterhin in Lancasters unfähigen Händen.«
    »Ah, ich verstehe. Ein König kann also vom Thron gestoßen werden, nur weil er keine glückliche Hand bei der Führung der Regierungsgeschäfte hat? Ganz gleich, dass er einen Sohn und Erben hat, der es eines Tages besser machen könnte als er, und eine äußerst fähige Gemahlin, deren Mut es mit jedem Kerl aufnehmen kann und die die Regierungsgeschäfte bis dahin führen könnte? Erbrecht und Gottesgnadentum gelten auf einmal so wenig in England? Dann bleibt mir nur, Euch Glück zuwünschen, mein König . Denn was mag passieren, wenn sich das nächste Mal eine Hand voll Lords zusammenrottet, die mit der Regentschaft des Königs unzufrieden sind? Werden sie Euch stürzen? Und wer soll dann König werden? Wie wär’s mit unserem Cousin Warwick? Machthungrig genug wär er allemal. Oder Buckingham? Westmoreland? Oder warum eigentlich nicht Julian of Waringham? Denn wir alle stammen in direkter Linie von dem großen Edward III. ab, nicht wahr? Aber wie sollen wir nur entscheiden? Per Los vielleicht?«
    »Das ist genug!«, donnerte Edward. Er hatte ein beachtliches Organ, stellte Julian fest – gewiss sehr nützlich auf dem Schlachtfeld. Doch der König mäßigte sich sogleich wieder, ehe er fortfuhr: »Wenn Ihr wirklich so denkt, Waringham, dann erklärt mir eins: Wieso seid Ihr hier und nicht in Schottland bei Henry und Marguerite?«
    »Ich bin erst vor wenigen Tagen der Gastfreundschaft unseres Vetters Warwick entkommen und habe in Waringham noch allerhand zu regeln, ehe Ihr mich enteignet.«
    »Ich glaube eher, Ihr seid noch hier, weil Ihr froh seid, Marguerites Klauen entronnen zu sein.«
    Du hast ja so Recht, dachte Julian, sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Doch was er sagte, war: »Dann scheint mir, dass Ihr lieber glaubt, was Ihr glauben wollt, als das, was Ihr glauben solltet. Sehr gefährlich für einen König, denkt Ihr nicht?«
    Edward betrachtete ihn versonnen. »Warum legt Ihr es darauf an, dass ich Euch in den Tower schicke?«, fragte er langsam. »Das will ich nicht. Im Gegenteil, es ist Eure Freundschaft, die ich will.«
    Und das war die reine Wahrheit, wusste Julian. Der Duke of York hatte ihn gewollt, um einen Waringham in seinen Reihen zu haben und andere Lancastrianer so zum Seitenwechsel zu bewegen. Aber Edward war anders. Julian hob ratlos die Schultern. »Das ehrt mich, Mylord. Aber ich kann sie Euch nicht geben, obwohl ich es gern täte.«
    »Warum nicht?« Die Stimme klang jetzt leise, aber drängend. »Erklärt es mir, damit ich es wenigstens verstehen kann.«
    Julian war nicht in der Absicht nach Westminster gekommen, dem Thronräuber sein Innerstes zu offenbaren, aber nun tat er es irgendwie trotzdem: »Ich habe … verdammt lange gebraucht, um

Weitere Kostenlose Bücher