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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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aus einer Burg wie Pembroke zu holen. »Wann wollt ihr aufbrechen?«, fragte er.
    »Heute Nacht«, antwortete Blanche.
    Ihr Bruder sah von ihr zu Jasper und wieder zurück. »Du könntest zurück nach Waringham kommen, Blanche. Mit deinem Sohn. Wenigstens für eine Weile. Bis wir ein bisschen klarer sehen. Was ihr vorhabt, ist gefährlich, und …«
    »Spar deinen Atem«, riet Jasper verdrossen. »Ich habe sie beschworen. Mit Engelszungen geredet. Gedroht. Es ist hoffnungslos.«
    Blanche blinzelte träge in die Sonne und lächelte vor sich hin.
    »Und was hast du vor?«, fragte Jasper.
    Julian zuckte die Schultern. »Ich reite nach Waringham, bleib ein Weilchen dort und verhalte mich so still wie möglich. Und wenn Edward mich vergessen hat, stehle ich mich nach Norden und schließe mich Marguerite und Somerset wieder an.«
    »Wenn Edward das herausfindet …«, begann Blanche besorgt.
    »Das wird er nicht«, fiel Julian ihr ins Wort. »Ich werde eine ungekennzeichnete Rüstung tragen, und kein Feind wird mich je mit offenem Visier sehen. Ich werde der namenlose Ritter sein. Außerdem kann Edward of March nicht jeden meiner Schritte überwachen, nicht wahr? Ich schätze, er hat noch ein paar andere Dinge zu tun.«
     
    König Edward hatte sich in der Tat viel vorgenommen für die ersten Monate seiner Regentschaft, und wie Julian befürchtet hatte, machte er seine Sache gut. Während Warwick für ihn mit einer Armee nach Norden zog, wo Marguerite mit schottischer und französischer Unterstützung einige Burgen im Grenzgebiet und in Northumberland besetzt hielt, reiste der König durch England und sprach Recht. Dabei bewies er hervorragende juristische Sachkenntnis, Großmut und Klugheit, und es war bald offensichtlich, dass er an Vergeltungszügen gegen Lancastrianer kein Interesse hatte. Im Gegenteil, seine Bereitschaft, ehemaligen Feinden Vertrauen zu schenken und alles zu vergeben, bereitete seinen Ratgebern zunehmend Sorge. Aber ebenso gewann sie ihm im ganzen Land Herzen – auch manch eines, das bislang für Lancaster geschlagen hatte –, und der viel bemühte Begriff von der königlichen Gerechtigkeit bekam wieder ein Gesicht.
    Edward verfügte über einen enormen Vorteil: Er konnte es sich leisten, großzügig zu sein, denn er war reich. Er hatte die märchenhaften York- und Mortimer-Vermögen geerbt, die es zum ersten Mal seit dreihundert Jahren möglich machten, dass die Krone sich aus eigener Kraft finanzierte. Darum konnte er auf unbeliebte Sondersteuern und Bußgelder erst einmal großmütig verzichten, was ihm viele Sympathien eintrug. Hinzu kamen die Ländereien der enteigneten Lancastrianer, mit denen er seine treuesten Anhänger belehnte und enger an sich band.
    »Und keiner ist reicher entlohnt worden als Black Will Herbert, dieser Parvenü«, bemerkte Tristan Fitzalan. Er entstammteeinem Adelsgeschlecht, das ebenso alt war wie das der Waringham, und begegnete den neureichen Lords von Edwards Gnaden mit entsprechender Verächtlichkeit. »Er hat praktisch alles bekommen, was einst Somerset und Jasper Tudor gehörte. Es ist … ungeheuerlich.« Seine Empörung drohte ihm die Sprache zu verschlagen.
    Julian nickte düster. Wie bitter der Verlust ihrer Titel und Ländereien für seine Freunde sein musste, wie gewaltig ihr Zorn, dass ausgerechnet ein Niemand wie Herbert sie bekam. Es beschämte Julian, dass er selbst ihr Schicksal nicht teilte. Er ahnte, dass viele der einst einflussreichen und mächtigen Lancastrianer ihn mit Misstrauen beäugten und darüber tuschelten, dass er Edward of March seine Seele verkauft habe.
    Er stand rastlos vom Tisch in seinem Wohngemach auf, ging zum Kamin und legte Holz nach. Es war Dezember, nasskalt und so stürmisch, dass es pfeifend unter der Tür her zog.
    »Apropos Parvenü, dieser Hastings kann sich auch nicht gerade beklagen«, bemerkte Lucas Durham. »Edward hat ihn in seinen Kronrat berufen und zu seinem Lord Chamberlain ernannt, wusstet ihr das?«
    Julian setzte sich wieder. »Tja. Als Nächstes wird wahrscheinlich ein Stallbursche Lord Marshall von England und ein Ministrant Lord Chancellor.« Er stützte die Ellbogen auf den Tisch, verschränkte die Finger und legte das Kinn auf die Daumen. »Wir sollten bald aufbrechen.« Ohne es zu merken, hatte er die Stimme gesenkt. »Es geht ein Gerücht, Marguerite habe Bamburgh verloren. Es sieht nicht gut aus im Norden, und sie braucht jeden Mann.«
    »Ja, schon, Julian, nur können wir nicht einfach …«, begann

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