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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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im Herrn und wird die Wahrheit erkennen.‹ Und er trug mir weiter auf, Euch dies zu sagen: Ihr sollt mich meinem Vormund zur Frau geben, und zwar bevor das Jahr zu Ende geht.«
    »Edmund Tudor?«, fragte Henry entgeistert. »Aber er ist … nun ja, er ist aufgrund der etwas wunderlichen zweiten Ehe meiner Mutter mein Halbbruder, aber ehrlich gesagt, Megan, kein angemessener Gemahl für dich. Er entstammt nicht dem englischen Hochadel.«
    Blanche fand es hässlich, dass der König so geringschätzig von seinem Bruder sprach, aber sie ließ sich nichts anmerken und gab weiterhin vor, in ihre Gebete vertieft zu sein.
    »Und du bist noch schrecklich jung«, fuhr Henry fort.
    »Ja, Sire«, antwortete Megan. »All das ist mir bewusst. Aber der heilige Nikolaus, welcher, wie Ihr sicher wisst, der Patron der Jungfrauen ebenso wie glücklicher Eheschließungen ist, hat es gesagt.« Und nach einem kurzen Schweigen fügte sie eindringlich hinzu: »Mein König, ich hoffe, Ihr zweifelt nicht an meinem Wort oder meinem …« Verstand hatte sie wohl sagenwollen, brach aber gerade noch rechtzeitig ab. Da am Verstand des Königs berechtigte Zweifel bestanden, nahm niemand das Wort in seiner Gegenwart gern in den Mund. »An meiner Ehre«, sagte sie stattdessen. »Ich habe wochenlang mit mir gerungen, ehe ich den Mut gefunden habe, mit dieser Angelegenheit zu Euch zu kommen. Aber es ist genau, wie der Heilige gesagt hat: Ihr seid Gott nahe, darum vertraue ich darauf, dass Ihr die Wahrheit erkennt.«
    Henry ließ sich mit seiner Antwort viel Zeit. Er dachte nach, dann schloss er die Augen, wandte das Gesicht dem Altar zu und betete. So lange, dass die beiden jungen Damen schon anfingen zu glauben, er habe ihre Anwesenheit völlig vergessen. Doch schließlich hob er den Kopf, schaute seine Cousine an und nickte. »Da es offenbar Gottes Wille ist, soll es geschehen: Du wirst Tudor heiraten, und ich werde de la Pole die Gründe erklären. Oh, Megan. Wie ich dich beneide«, fügte er seufzend hinzu. »Wie ich mir wünschte, Gott würde mir ein einziges Mal ein solches Zeichen senden …«
     
    Blanche musste sich ein wenig schütteln, als sie mit Megan wieder in den sonnenwarmen Garten kam. Ihr gruselte. »Megan?«
    »Ich will nicht darüber reden«, kam die kategorische Antwort. »Ich brauchte eine Begleitung, und ich habe dich gewählt, weil du den Mund halten kannst. Versprich mir, dass du keiner Menschenseele ein Wort davon erzählst.«
    Blanche legte die Hand aufs Herz und hob sie dann zum Schwur.
    »Gut.« Die Jüngere atmete tief durch. »Oh, Blanche, ich kann dir nicht sagen, wie erleichtert ich bin, dass ich das hinter mir habe.«
    »Aber Megan … Ist es wahr?«, fragte Blanche. »Hattest du wirklich eine Vision? Oder hast du … du weißt schon.«
    »Mir diese Geschichte ausgedacht, weil ich mich in meinen Vormund verliebt habe? Und weil es der sicherste Weg war, unseren arglosen, frommen König zu bewegen, mir meinen Wunsch zu erfüllen?«
    Blanche zuckte mit einem koboldhaften Lächeln die Schultern und nickte.
    »Würdest du so etwas tun, Blanche?«, fragte Megan. Es klang wirklich neugierig.
    Blanche dachte einen Moment darüber nach. »Vermutlich ja«, räumte sie dann ein. »Wenn es der einzige Weg wäre.«
    Megan schüttelte den Kopf. »Du bist schlimmer als dein Bruder. Wirklich kein Umgang für ein unschuldiges Kind wie mich.«
    Blanche zeigte keinerlei Anzeichen von Reue. »Also sagst du mir nun …«
    »Wieso bist du eigentlich noch nicht verheiratet?«, unterbrach Megan. »Ich meine, du bist immerhin schon achtzehn. Meine Mutter würde sagen, eine alte Jungfer.«
    »Tja«, machte Blanche mit einer unbestimmten, etwas ratlosen Geste, während sie den ummauerten Garten durch eine kleine Pforte verließen und in den Burginnenhof zurückkamen. »Mein Verlobter war Sir William Talbot, aber er fiel bei der Schlacht von Castillon.«
    »Oh …«
    »Kein Grund zum Wehklagen, ich hab ihn nie im Leben gesehen. Nachdem der Krieg aus war, fielen die Preise für Schlachtrösser, und mein Vater war noch ärmer als sonst. Er hatte kein Geld für eine Mitgift, die ausgereicht hätte, mir einen annehmbaren Ritter zu kaufen.«
    »Aber ein Wort an den König hätte gereicht, und er hätte deine Mitgift übernommen«, entgegnete Megan.
    »Ja, das hat meine Mutter auch gesagt. Aber Vater meinte, es gäbe genügend Halunken bei Hofe, die die Großmut des Königs ausnutzten. Er wollte nichts davon hören. Und mir war es recht so. Ich bin

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