Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
dass Marguerite ihm genauso übel mitgespielt hatte wie Edward ihr, aber es gab Unterschiede, musste er eingestehen. Kein Mann musste je befürchten, in die Klemme zu geraten, in der sie steckte.
Er konnte zusehen, wie sie ihre Reserven mobilisierte. Ein fast unmerkliches Straffen der Schultern verriet sie, ein Anspannen der Wangenmuskeln. »Werdet Ihr mir sagen, was Ihr nun zu tun gedenkt, Mylord?«
Julian nickte. »Wenn Ihr mir zuvor ein paar Fragen beantwortet.«
»Warum in aller Welt sollte ich das tun?«
»Weil ich möglicherweise gewillt bin, Euch zu schützen und Eure Ehre zurückzugeben, Janet. Wenn Ihr meine Bedingungen erfüllt. Anders gesagt: Ich helfe Euch, wenn Ihr mir helft.«
Sie lachte freudlos. »Und Ihr erwartet, dass ich das glaube? Wie kommt Ihr auf den Gedanken, dass ich Euch trauen könnte?«
Julian hob die Schultern. »Bitte. Dann wählt doch einen der zahllosen anderen Auswege, die sich Euch auftun. Ich bin gespannt.«
Es war ein harter Brocken, und sie hatte lange daran zu kauen. Julian konnte das gut verstehen, und er ließ ihr so viel Zeit, wie sie eben brauchte, um sich in das Unvermeidliche zu ergeben. Schließlich fragte sie: »Was wollt Ihr wissen?« Ihre Stimme klang gepresst. Aber nichts sonst verriet die Bitterkeit ihrer Niederlage. Julian kam nicht umhin, ihre Haltung zu bewundern.
»Hat Euer Bruder Euch beauftragt, mir nachzuspionieren und ihm zu berichten, was ich tue oder möglicherweise andere Lancastrianer tun, die nach Waringham kommen?«, fragte er.
»Ja.«
»Und wie soll er Eure Berichte erhalten?«
»Ich muss sie niederschreiben und am Tag vor dem Vollmondzu einem Findling auf einer der Weiden des Gestüts bringen. Unter einer Grassode hinter dem Stein liegt eine Holzschachtel. Ich soll meinen Bericht hineinlegen, und in der Nacht kommt mein Bruder Ralph und holt ihn ab.«
Julian war schockiert. Sie mussten Waringham gründlich ausgekundschaftet haben, um solche Arrangements zu treffen. Der Gedanke war ihm unheimlich, dass nachts Yorkisten durch Dorf und Gestüt geschlichen waren und ihn ausspioniert hatten. Er fühlte sich entblößt und auf eigentümliche Weise besudelt.
»Vollmond ist heute«, bemerkte er.
»Der Bericht liegt an Ort und Stelle.«
»Was steht drin? Lügt mich lieber nicht an, ich werde ihn lesen.«
»Alles, was Exeters Bote gestern zu Euch gesagt hat. Auch dass er Euch beleidigt hat und wie Ihr ihn davongejagt habt, weil er sich nicht mit Euch schlagen wollte.«
Julian starrte sie ungläubig an. »Woher wisst Ihr das alles?«
»Ich hatte mich auf der Brustwehr versteckt. Ich konnte jedes Wort hören.«
Julian erkannte, dass er sein Urteil revidieren musste: Sie war wohl doch eine geborene Spionin. »Tut Ihr so was oft?«
»Ständig«, räumte sie ohne jedes Anzeichen von Scham oder Reue ein. »Leider gab es abgesehen von gestern nicht viel Lohnendes zu erfahren. Den König wird nicht sonderlich interessieren, dass Euer Dorfpfarrer ein Verhältnis mit der Frau Eures Sattlers hat.«
»Was?«
Sie lächelte spöttisch und nach wie vor ohne den leisesten Funken von Humor. »Wollt Ihr noch ein bisschen mehr Dorfklatsch?«
Julian winkte ab. Ihn hätte brennend interessiert, wie sie das erfahren hatte und wie lange die Sache mit Vater Michael und Jack Saddlers hübscher Frau schon ging, aber sie hatten Wichtigeres zu besprechen. Rastlos stand er auf, lehnte sich an den Stamm der Weide, verschränkte die Arme vor der Brustund schaute einen Moment auf seine rätselhafte Gemahlin hinab. »Wir holen den Bericht, sobald wir zurückkommen, und von heute an werdet Ihr sie nach meinem Diktat verfassen. Ich werde Waringham morgen verlassen, um endlich wieder meiner Vasallenpflicht gegenüber dem rechtmäßigen König nachzukommen, und Ihr werdet dies weder Eurem Bruder noch Eurem König oder irgendeinem anderen Yorkisten mitteilen. Ihr sagt Ihnen nur noch das, was ich Euch auftrage. Im Gegenzug werde ich Euren Bastard als mein Kind anerkennen, wenn er zur Welt kommt.«
Janet überlegte nicht lange. »Einverstanden.«
Das war zu leicht, dachte Julian. Er hatte mit Zorn und einer hochmütigen Absage gerechnet, mit händeringenden Treuebekundungen an Edward und ihren Bruder. Diese rasche, kühle Zustimmung machte ihn äußerst misstrauisch. Er trat einen Schritt auf sie zu. »Wenn Ihr mich hintergeht, wenn auch nur ein geflüstertes Wort ohne meine Genehmigung das Ohr Eures Bruders erreicht, lasse ich den Schwindel auffliegen. Ich werde eine Petition
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