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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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die Augen und schalt: »Es ist nicht besser. Du schwindelst mir was vor. Zurück mit dem Arm in den Sud, los, los.«
    »Wenn Ihr wüsstet, wie weh das tut«, jammerte er.
    Blanche betrachtete ihn mit einer spöttisch gehobenen Braue. »Man sollte nicht glauben, dass so ein riesiger Kerl wie du so ein Hasenherz haben könnte, Meilyr.«
    Mit einem brummeligen Lachen führte er den verstümmelten Arm zurück in das Bad, aber das Lachen endete mit etwas, das wie ein unterdrücktes Schluchzen klang.
    Blanche stand auf, klopfte Meilyr wortlos die massige Schulter und brachte ihm einen Becher Wein. Er griff dankbar danach und trank durstig. Er hatte Fieber, wusste Blanche. Das machte ihr Sorgen.
    Meilyr war ein Tischler aus einem Dorf unweit von Pembroke, der unklug genug gewesen war, den neuen Earl of Pembroke einen Blutsauger zu nennen, als der mit seinen Männern zum zweiten Mal innerhalb eines halben Jahres in sein Dorf gekommen war, um angeblich für König Edward irgendeine obskure Sondersteuer einzutreiben.
    Black Will Herbert hatte die Hand des Tischlers in die Schraubzwinge an der Werkbank gesteckt und zugedreht, so weit er konnte.
    Da Meilyr sein Handwerk nun nicht mehr ausüben konnte, hatte er sich auf die Suche nach Jasper Tudor begeben, sobald seine Nachbarn ihn aus dem Schraubstock befreit hatten. Jasper hatte ihm die völlig zerquetschte Hand abgenommen. Blanche hatte nie einen Menschen etwas Mutigeres tun sehen. Jasper war ein Edelmann und Kommandant – er hatte keine Ahnung, wie man jemandem eine Hand amputierte. Aber niemand anderes war zur Stelle gewesen, also hatte er es getan. Mit einer Säge, wie er es einmal bei einem Feldscher gesehen hatte. Blanche hatte dem schreienden Patienten Branntwein eingeflößt und das strömende Blut aufgewischt, während Madog und ein weiterer Mann Meilyr festhielten. Und seit jener Nacht hatte sie keine Albträume von Thomas Devereux’ abgetrennter Klaue mehr. Thomas Devereux’ Hand war nämlich gar nichts . Seltsamerweise hatte sie aber auch keine neuen Albträume bekommen. Es schien, als hätten der arme Meilyr und seine Hand irgendetwas in ihr geheilt.
    Und auch deswegen wollte sie ihn durchbekommen. »Ich mach dir einen Birkenrindentee. Der senkt das Fieber.«
    Meilyr lächelte sie treuherzig an. »Noch so ein Tee, und ich glaub, ich muss kotzen.«
    »Besser als sterben«, gab sie zurück und hängte einen kleinen Kessel mit Wasser übers Feuer. Als es kochte, goss sie es auf die getrocknete Rinde, die sie in einen Zinnbecher gegeben hatte.
    Owen kam polternd ins Haus gelaufen, steuerte auf Meilyr zu und legte einen seiner schlammverschmierten Holzritter auf das Bein des Tischlers, was so viel hieß wie: Spiel mit mir.
    »Nein, Owen«, mahnte Blanche. »Wir müssen Meilyr jetzt in Ruhe lassen.«
    »Ist schon recht, Mylady. Er stört mich nicht.«
    »Na schön. Der Tee muss lange ziehen, du hast noch eine Weile Aufschub.«
    »Könnte ich vielleicht noch ein Schlückchen von dem Wein …«
    »Nein. Zu viel verlangsamt die Wundheilung.« Sie hatte keine Ahnung, woher sie das wusste. Aber sie war sicher, dass es stimmte.
    Der Tischler fragte kein zweites Mal. Wie alle Männer, die Jasper Tudor um sich geschart hatte, schätzte er dessen englische Lady sehr, aber sie alle hatten auch einen Heidenrespekt vor ihr.
    »Also schön.« Blanche trocknete sich die Hände an einem Tuch ab, das neben dem Herd hing. »Wenn du Owen eine Weile hütest, hole ich uns ein Huhn fürs Essen.«
    »Abgemacht.«
    »Sieh zu, dass er nicht nach draußen läuft. Ich will nicht, dass er das sieht.«
    »Verlasst Euch auf mich, Mylady.«
    Blanche ging zurück in den Hof, hob scheinbar beiläufig eines der Hühner auf und steckte ihm den Kopf unter den Flügel. Sofort hielt es still. Auf dem Weg hinters Haus drehte sie ihm den Hals um, wie ihre Mägde in Lydminster es ihr beigebrachthatten, legte es auf den Hackklotz und schlug ihm den Kopf ab. Hinter der Bauernkate, die etwa in der Mitte des Hofs stand, lag ein kleiner Gemüsegarten. Blanche hatte die Männer angewiesen, ihr dort einen halben Baumstamm hinzulegen, der ihr als Sitzbank diente. Der Tag war verhangen und kühl, aber der Regen hatte am frühen Morgen aufgehört. Also setzte sie sich auf ihren bevorzugten Platz zwischen den duftenden Küchenkräutern, rupfte ihr Huhn und schaute gelegentlich zum stahlgrauen Himmel auf. Sie war überzeugt, dass es nirgendwo auf der Welt schönere und bizarrere Wolken gab als in Wales.
    Als sie

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