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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Street entlang nach Westen.
    Julian bedankte sich und ritt weiter. Ein paar Meilen vor London zweigte bei Dartford eine Straße nach Norden ab, wusste er. Der kürzeste Weg, um nach Warwick zu gelangen. Die Frage war nur, wusste Janet das? Was, wenn sie beschloss, die Themse hinaufzureiten, weil der Weg ihr bekannt war? Was, wenn er sich täuschte und sie doch nach Westminster zu ihrem Bruder wollte?
    Doch er hatte Glück und holte sie lange vor Dartford ein. Ihr Wallach ging im Schritt und lahmte auf der linken Vorderhand. Als sie den Hufschlag hinter sich hörte, sah sie zurück, riss furchtsam die Augen auf und versuchte, das arme Tier anzutreiben, aber vergeblich. In panischer Hast befreite sie den Fuß aus dem Steigbügel, ließ sich aus dem Damensattel gleiten und rannte von der Straße auf die rettenden Bäume zu. Doch weil dies die königliche Hauptstraße von London nach Canterbury war, wurde sie sorgsam gepflegt und ein breiter Streifen links und rechts des staubigen Weges von Bewuchs freigehalten, damit sich keine Banditen dahinter verbergen konnten. So konnte Julian ihr im Galopp von der Straße folgen, holte sie ein, beugte sich bedenklich weit nach rechts, schlang den Arm um ihren Oberkörper und hob sie hoch.
    Janet stieß einen eher wütenden als ängstlichen Schrei aus.
    Julian warf sie bäuchlings vor sich über den Sattel, ritt aber nur noch ein paar Längen, ehe er Dädalus in Schritt fallen ließ und zwischen die Bäume lenkte. Als das Unterholz so dicht wurde, dass es nicht weiterging, hielt er an und saß nach rechts ab, was sein Ross veranlasste, ihm über die Schulter einen pikierten Blick zuzuwerfen. Julian legte seiner Gemahlin die Hände um die Taille und zog sie auf den Boden. Dann nahm er ihren Ellbogen und drehte sie zu sich um.
    Er hatte keine klare Vorstellung gehabt, was er tun würde, wenn er sie fand. In der Linken hielt er eine Gerte, obwohl er meist ohne ritt. Er merkte jetzt erst wirklich, dass er sie mitgenommen hatte, und er konnte sich an keinen Gedankengang erinnern, der dem vorausgegangen war. Bei seinem Aufbruch war er kopflos vor Zorn gewesen. Aber er wusste natürlich, wozu er sie mitgebracht hatte.
    »Nun, Madam? Denkt Ihr nicht, Ihr solltet Euch erklären?«, erkundigte er sich frostig.
    »Was könnte ich Euch sagen, das Ihr nicht längst wisst?«, konterte sie.
    Sie war ihm noch nie so hinreißend erschienen wie in diesem Moment. Die Flechten unter der Haube hatten sich auf der Flucht teilweise aufgelöst, sodass das flachsblonde Haar ihr nun lose auf die üppige Brust und den Rücken fiel. Ihr Gesicht war gerötet, ob vor Scham oder von der Anstrengung des weiten Ritts, vermochte er nicht zu entscheiden, und Schweiß glänzte in winzigen Perlen auf ihren Schläfen und dem schmalen, langen Hals. Die seelenlose Fassade der feinen Dame hatte mit einem Mal Risse bekommen, und das gefiel ihm, ohne dass er hätte sagen können, wieso. Jedenfalls stellte er plötzlich fest, dass er versucht war, sein Besitzrecht an dieser Frau hier und jetzt einzufordern. Aber das konnte er nicht. Es hätte seine Strategie zunichte gemacht.
    »Zum Beispiel, wer der Vater Eures Bastards ist«, antwortete er.
    Sie wandte verächtlich den Blick ab und sagte nichts.
    »Ihr werdet zugeben müssen, dass ich ein berechtigtes Interesse habe, zu erfahren, wessen Kind mir untergeschoben werden sollte«, fügte er hinzu.
    »Ich hätte wissen müssen, dass diese Hebamme redet«, murmelte Janet. »Oder ihr Mann, um genauer zu sein. Ich nehme an, er kriecht vor Euch, weil er Euer Halbbruder ist, nicht wahr?«
    »Weder kriecht er vor mir, noch ist er mein Halbbruder, sondern der Sohn meines Cousins Robert, der …«
    »Ah, der edle Lord Waringham, den Eure Pächter ›den Teufel‹ nennen«, fiel sie ihm ins Wort.
    Julian sah sie verblüfft an. »Dafür, dass Ihr Euch von früh bis spät in Eurer Kammer einsperrt, habt Ihr eine Menge über Waringham gelernt, scheint mir.«
    Sie winkte ab. »Ich habe Ohren.«
    »Und ich nehme an, Euer Bruder hat Euch befohlen, sie überall und zu jeder Zeit offenzuhalten, was?«
    Die grauen Augen verdunkelten sich. »Die Wünsche meines Bruders sind für mich nicht mehr von Belang.«
    »Das könnt Ihr Eurem Wallach erzählen, Madam. Vielleicht glaubt der es.«
    Sie beäugten einander – unsicher und voller Misstrauen. In der Stille hörten sie den Ruf eines Kuckucks, und irgendwo in der Nähe plätscherte ein Bach.
    »Und was nun?«, fragte Janet schließlich. Sie strich

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