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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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meiner Krönung in Frankreich. Ich fand es grässlich. All dies ausländische Essen. Und überall war Krieg.« Mit einem Kopfschütteln kehrte er in die Gegenwart zurück. »Was gibt es Neues in Brügge?«
    Julian hob lächelnd die Schulter. »Lauter verrücktes, fremdländisches Zeug, wie immer. Irgendein Deutscher hat ein merkwürdiges Ding gebaut, mit dem man Bücher drucken kann.«
    » Drucken ?«, fragte der alte König. »Was soll das heißen, drucken?«
    »So ganz genau weiß ich es auch nicht. Master Caxton in Brügge – er ist der Gouverneur der englischen Kaufmannschaft dort – hat mir ein Bild von diesem … Ding gezeigt. Auf den ersten Blick dachte ich, es sei eine Art Weinpresse oder irgendein neumodisches Folterinstrument. Mannshoch, etwa so groß wie Euer Bett dort drüben, mit einem mörderisch großen Hebel. Aber es ist völlig harmlos und funktioniert in etwa so wie ein zu groß geratenes Siegel: Spiegelverkehrte Buchstaben aus Blei werden zu Wörtern zusammengesetzt und mit Tinte bestrichen, und dann kann man sie auf Papier oder Pergament pressen, so oft man will.«
    »Wozu soll das gut sein?«, fragte Henry argwöhnisch. Alles Neue war ihm suspekt, wusste Julian.
    »Nun, man kann Bücher damit herstellen, in beliebig großer Stückzahl. Viel schneller und preiswerter als Handschriften. In Mainz haben sie die Bibel gedruckt. Um das Wort Gottes weiter in die Welt zu tragen.«
    »Das Wort Gottes aus spiegelverkehrten Buchstaben?« Henry war schockiert. »Das ist Teufelswerk!«
    Julian war anderer Ansicht. Das Bild, das dieser Master Caxton ihm gezeigt hatte, hatte ihn auf eigentümliche Weise erregt, und er musste ständig an diese Druckerpresse denken. Sie war etwas vollkommen Neues, etwas Unerhörtes. Aber das musste ja nicht schlecht sein. Henry war alt und allem Neuengegenüber misstrauisch. Aber Julian war jung und neugierig. Und als Master Caxton gesagt hatte, eines Tages werde er dieses Wunderding vielleicht nach England bringen, hatte Julian gedacht: Warum nicht jetzt gleich?
    »Habt Ihr Marguerite gesehen?«, fragte der König. »Und Edouard?« Beim Namen seines Sohnes stahl sich ein wehmütiger Unterton in seine Stimme.
    Julian schob seine Fantastereien energisch beiseite und nickte. »Nachdem ich in Burgund war, bin ich nach Harfleur gesegelt und hab sie besucht. Die Königin und der Prinz senden Euch ergebene Grüße und sehnen den Tag herbei, da Ihr Euch wiederseht, Sire.« Tatsächlich hatte Marguerite ihren Gemahl mit keinem Wort erwähnt, sondern Julian ungeduldig ausgefragt, was in England und Burgund vorging. Der Prinz hingegen hatte nach seinem Vater gefragt, wenn auch eher pflichtschuldig. Aber daraus konnte man Edouard keinen Vorwurf machen. Mit neun hatte er seinen Vater zuletzt gesehen. Heute war er ein stattlicher junger Mann von beinah sechzehn Jahren, ein großer Athlet, Jäger und Turnierkämpfer, von allen Damen des französischen Adels umschwärmt, und vermutlich war Henry dem Prinzen ebenso peinlich wie Julian. Umso anständiger von Edouard, sich nach seinem alten Herrn zu erkundigen.
    »Harfleur …« Henry befühlte versonnen eine kleine Warze an der Nasenwurzel. »Gehört uns das noch?«
    Julian schüttelte den Kopf. »Nein, Sire. Nichts gehört uns mehr dort drüben außer Calais.«
    »Ach, natürlich«, gab Henry zurück, anscheinend ungeduldig mit sich selbst ob seiner Vergesslichkeit. »Ich habe den großen Krieg verloren, nicht wahr? Herrje, Marguerite war so böse deswegen, wahrlich und wahrlich …«
    Julian unterdrückte mit Mühe ein Grinsen. Er konnte sich unschwer vorstellen, wie sie ihrem kriegsmüden Gemahl zugesetzt hatte. »Ich schätze, heute ist sie dankbar. Denn ihr Cousin Louis bietet ihr seit Jahren Obdach und Schutz, und das könnte er kaum, wenn wir den Krieg gewonnen und sein VaterFrankreich endgültig verloren hätte. Denn dann wäre Edward of March jetzt König von Frankreich.«
    Henry nickte. »Die Wege des Herrn sind unergründlich, Waringham, aber hier zeigt sich die Vollkommenheit seines Plans.«
    »Amen.« Julian bemühte sich, nicht gar zu sarkastisch zu klingen. »Und in seiner grenzenlosen Weisheit hat Gott beschlossen, unseren einstigen Todfeind Frankreich nun vielleicht noch zu unserem Verbündeten gegen Burgund zu machen.«
    »Gegen Burgund? Ich dachte, der junge Edward hat ein Bündnis mit Burgund geschlossen und dem Herzog seine Schwester zur Frau gegeben.«
    Junge, Junge, dachte Julian verwundert, im Moment bist du wirklich gut

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