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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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unwirtlichen Wetters das übliche Gedränge aus Fuhrwerken, Menschen, Kutschen, Reitern, Schweinen und Ziegen herrschte. Die meisten Londoner waren zu beschäftigt, um den beiden Reitern einengenaueren Blick zu schenken. Nur ein paar runzelten unwillig die Stirn, weil sie die rote Rose sahen, die Julian immer noch am Kragen seines Mantels trug, auch wenn es ebenso unklug wie kindisch war. Und einige der kecken jungen Stadtfrauen pfiffen Lucas Durham hinterher, der selbst in London Aufsehen erregen konnte in seinen Stulpenstiefeln, die bis an die Oberschenkel reichten, einem modischen Wams mit geschlitzten Pluderärmeln und einem Biberhut mit Pfauenfeder.
    Als sie durch das Ludgate auf die Fleet Street kamen, fing es ernsthaft an zu regnen, aber es war nicht mehr weit. Bald erreichten sie Julians Stadthaus, wo der Bäckersohn ihnen wie eh und je die Pferde abnahm und Anabelle sie im Haus erwartete.
    Sie knickste anmutig. »Willkommen, Mylord, Sir Lucas.« Anabelle war inzwischen mit dem Gesellen des Goldschmieds im Hof verheiratet, hatte ihm drei Töchter geschenkt und wurde allmählich rund, aber ihr Lächeln und ihr Augenaufschlag hatten nichts von ihrer Wirkung verloren.
    Julian atmete tief durch. Wie schön es war, wieder in England und unter vertrauten Menschen zu sein. »Danke, Anabelle. Mach uns irgendetwas Schnelles, sei so gut. Wir sind ausgehungert.«
    Sie nickte bereitwillig, fragte aber: »Habt ihr keinen Smutje auf Eurem feinen Schiff?«
    »Doch«, erwiderte Lucas. »Aber was er kocht, würdest du nicht einmal deinen Schweinen vorsetzen.«
    »Ich hab mit Euch gerechnet. Essen ist gleich fertig.«
    »Woher wusstest du, dass wir zurück sind?«, fragte Julian neugierig.
    Sie ruckte das Kinn zur Treppe. »Oben wartet ein Gentleman. Er hat mir gesagt, dass Ihr kommt.«
    Julian und Lucas tauschten einen Blick. Anabelles Tonfall verriet, dass sie keine großen Stücke auf diesen Besucher hielt. »Weißt du, wer es ist?«, erkundigte sich Julian leise.
    »Der Mann Eurer Schwester, Mylord.«
    »Thomas Devereux?«, fragte Julian fassungslos und drückte ihr den feuchten Mantel in die Hände.
    »Nein, nein«, entgegnete sie beschwichtigend. »Der andere.«
    Er bedachte sie mit einem Kopfschütteln und wandte sich zur Treppe. Lucas folgte ihm.
    Jasper Tudor stand mit dem Rücken zu ihnen am Fenster, die massigen Schultern sichtlich angespannt. Als er ihre Schritte hörte, wandte er sich um, sehr schnell. So wird man, wenn man jahrelang ein Gejagter ist, dachte Julian. »Jasper. Sei willkommen.«
    »Julian, Lucas.« Er schüttelte beiden die Hand.
    »Glaubst du wirklich, es ist klug, dass du hier bist?«
    Jasper winkte ab. »Das sagst du jedes Mal, wenn ich dich aufsuche.«
    »Na und? Wenn ich dich aufsuche, sagst du es auch.«
    Das Beinah-Lächeln stahl sich in die Augen, und Jasper entgegnete: »Nun, ich bedaure, dass ich nicht in dein Graupenfass passe, aber ich musste es riskieren, herzukommen. Black Will Herbert hat Wales verlassen und zieht mit dem Earl of Devon nach Osten, um Edward Verstärkung zu bringen. Wie es aussieht, haben wir wieder einmal Krieg in England, Julian.«
    »Aber dieses Mal ist es nicht der meine«, entgegnete Julian mit Nachdruck.
    »Doch, das ist er. Dein Cousin Warwick hat sich in offener Rebellion gegen Edward erhoben; ich nehme an, das weißt du, oder?«
    »Ich habe Augen und Ohren, Jasper.«
    »Aber weißt du auch, dass er letzte Woche offiziell die Verlobung seiner Tochter Isabel mit dem Duke of Clarence bekannt gegeben hat?«
    Lucas reichte dem Gast einen gut gefüllten Becher Ale. »Das heißt, Warwick ist aus der Deckung gekommen. Eher, als ich gedacht hätte.«
    »Vor allem eher, als Edward gedacht hätte«, bemerkte Julian versonnen. »Warwick ergreift die Initiative, ehe Edward bereit ist. So wie er es einst mit uns getan hat.«
    Jasper machte einen Schritt auf ihn zu. »Julian, du kannst nicht so tun, als ginge dich das nichts an. Ganz gleich, wasWarwick vorhat, für den Moment ist er unser Verbündeter. Edwards Feind ist unser Freund.«
    Julian schnaubte. »Ich hätte dich nie für einen Einfaltspinsel gehalten.«
    Jasper runzelte ärgerlich die Stirn, aber ehe er etwas erwidern konnte, fuhr Lucas ungeduldig dazwischen: »Könnt ihr euch vielleicht mal zusammennehmen und euch ausnahmsweise einmal nicht insgeheim gegenseitig vorwerfen, Lady Blanche ins Unglück gestürzt zu haben?«
    Beide fuhren zu ihm herum und fragten mit exakt dem gleichen Maß an Empörung: » Was

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