Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
»Wie du dir denken kannst, war Marguerite entzückt über die Neuigkeiten von Warwicks Rebellion. Sie sagt, wenn es auf der Welt gerecht zuginge, müsse Warwick Erfolg haben und dann im Augenblick seines Triumphes vom Blitz erschlagen werden.«
»Charmant wie eh und je«, warf Lucas ein.
»Hör zu, Julian.« Jasper legte den Löffel beiseite. »Edward sitzt in Norwich, offenbar so schockiert über den Verrat seines Bruders und seines Cousins Warwick, dass er in eine Schreckensstarre gefallen ist. Black Will Herbert will ihm in Eilmärschen Verstärkung bringen, und das wird Warwick zu verhindern suchen. Zum ersten Mal seit der Machtergreifung Yorks bietet sich die Chance, an Herbert heranzukommen und ihn für den Tod meines Bruders und meines Vaters zahlen zu lassen. Was wirst du tun?«
Julian beugte sich leicht vor. »Ich werde keinen Finger rühren. Ich habe nicht die Absicht, Warwick dabei zu helfen, diese widerwärtige Kröte Clarence auf den Thron zu hieven. Edward ist ein Thronräuber und ein York, zugegeben, aber wenigstens ist er ein Ehrenmann. Er hat es nicht verdient, so verraten zu werden. Die ganze Angelegenheit macht mir Bauchschmerzen.«
»Aber was ist mit Herbert?«, drängte Jasper, und ein Feuer glomm in seinen schwarzen Augen, das Julian ganz und gar nicht geheuer war.
»Wenn du meinst, der Tag der Vergeltung sei gekommen, dann geh selbst, Jasper.«
»Du kannst dir nicht vorstellen, wie es mich dazu drängt. Aber Richmond war nie in größerer Gefahr als jetzt. Ehe die Lage sich zuspitzt, muss ich zurück in Raglan sein. Sollte Herbert in einer Konfrontation mit Warwick unterliegen, aber nicht fallen, ist er zu allem fähig.«
Das ist wahr, musste Julian einräumen. Er dachte einen Moment nach, dann traf er eine Entscheidung. »Also schön. Ich reite hin. Wie ich sagte, ich werde keinen Finger für Warwick rühren und ihm todsicher keine Bogenschützen aus Waringham bringen, aber wenn seine und Herberts Truppen aufeinandertreffen, werde ich dort sein, damit ich dir sofort Nachricht schicken kann. Vielleicht komme ich auch selbst, das werden wir sehen. Lucas?«
»Ich bin dabei, und Tristan wird auch mitkommen.«
Julian nickte dankbar. »Reite in die Ropery zu deinem Cousin und bitte ihn, einen seiner Gehilfen zur Edmund zu schicken und das Löschen der Ladung zu überwachen. Sobald du zurück bist, brechen wir nach Waringham auf.«
Lucas schaufelte sich den letzten Löffel Lammbohnen in den Mund und stand auf. Im Vorbeigehen legte er Jasper die Hand auf die Schulter. »Gruß an die schöne Lady Blanche und eure muntere Schar kleiner Bastarde.«
Mit einem Knurren fegte Jasper die Hand weg.
Lachend ging Lucas hinaus.
Jasper stand ebenfalls auf. »Es ist ein Jammer, dass Warwick sich nicht entschließen konnte, dem Haus York gänzlich den Rücken zu kehren. Wenn er einen schwachen König auf dem Thron will, um in dessen Namen über England zu herrschen, wäre mein armer Bruder Henry die beste Wahl.«
»Das denkt der König von Frankreich anscheinend auch. Jedenfalls glaubt Marguerite das. Aber dein armer Bruder Henry hat einen Erben, der ein wahrer Lancaster ist und sich von niemandem gängeln ließe, und das weiß auch Warwick. Abgesehen davon würde Marguerite sich niemals mit Warwick verbünden. Zu viel ist passiert, zu viel unschuldiges Blut geflossen.«
»Es gibt nichts, was Marguerite nicht täte, um die Macht zurückzuerlangen«, widersprach Jasper.
Julian zuckte mit den Schultern. »Nun, es scheint müßig, darüber zu spekulieren, nicht wahr? Warwick ist Yorkist, beinah alle Nevilles sind Yorkisten – all seine Verbündeten stehen auf der Seite unserer Feinde. Die Vorstellung, er könnte zu uns überlaufen, ist einfach absurd.«
»Alles, was in den vergangenen fünfzehn Jahren passiert ist, war absurd«, entgegnete Jasper. »Leb wohl, Julian. Geh auf die Burg, wenn du nach Raglan kommst. Wenn Herbert nicht dort ist, solltest du sie gefahrlos betreten können. Mein Bruder Rhys wird wissen, wo ich bin.«
»Dein Bruder Rhys und ich sprechen leider nicht miteinander, aber er kann es mir ja ausrichten lassen.«
»Was hat es eigentlich auf sich mit eurem Groll?«
»Frag ihn.«
Jasper nickte. »Das hab ich.«
Julian breitete die Hände aus. »Wenn er nicht damit rausrückt, hast du schlechte Chancen, es zu erfahren. Mich bindet ein Eid.«
»Hat Edmund dir diesen Eid abgenommen?«
»Du lässt so leicht nicht locker, was?«
Jaspers Mundwinkel verzogen sich für einen Moment
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