Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
Warwicks Befehl und waren ihm nach wie vor ergeben. Er brachte sie nach England, marschierte nach London und überredete den völlig verdatterten Stadtrat, den Unterhalt seiner Armee zu finanzieren. Dann zog er weiter nach Norden, um sich mit den lancastrianischen Rebellen unter Robin of Redesdale zu vereinigen.
Derweil kamen Black Will Herbert und der Earl of Devon in Eilmärschen von Westen, um ihm in den Rücken zu fallen. Doch es war eine Zweckgemeinschaft, nicht Sympathie, welche die beiden Earls verband, und unweit von Banbury zerstritten sie sich über die Frage, wo sie für die Nacht Quartier nehmen sollten. Julian, der ihnen heimlich folgte, hatte einen jungen Bannerträger aus Black Will Herberts Gefolge gekauft und traute seinen Ohren kaum, als dieser Spitzel ihm berichtete, die Lords hätten sich im Streit getrennt, Devon sei mit den Bogenschützen weiter Richtung Norden gezogen, Herbert mit seiner Kavallerie nach Edgcote. Das blieb auch dem Earl of Warwick nicht verborgen. Er schickte seine Vorhut aus, die Herberts Truppe in einem fast gelangweilten Scharmützel aufrieb, den mächtigen walisischen Earl gefangen nahm und dem Earl of Warwick brachte, der im zwanzig Meilen entfernten Northampton wartete.
Ein ziemliches Durcheinander und Gedränge herrschte im Innenhof der Burg von Northampton. Sie war ein alter, von einer Mauer umfriedeter Kasten ähnlich wie Waringham und auch nicht größer. Der yorkistische Kastellan war nicht auf dem allerneuesten Stand der Dinge gewesen und hatte sich deswegen nichts dabei gedacht, den Earl of Warwick einzulassen.
Natürlich hatte nur ein Bruchteil seiner Rebellenarmee im Bergfried Platz finden können. Der Rest kampierte im Hof und auf den Wiesen außerhalb der Mauern, und als die siegreiche Vorhut mit dem gefangenen Earl of Pembroke am Vormittag in die Burg einritt, strömten Soldaten ebenso wie die Bürger der Stadt dort zusammen.
Julian, Tristan und Lucas drängten sich weit genug nach vorn, um sehen zu können, was geschah, aber auch wieder nicht so weit, dass sie Gefahr liefen, Warwick ins Auge zu fallen.
Richard Neville, der Earl of Warwick, stand in einem prachtvollen, tiefblauen Gewand auf den Eingangsstufen des alten Burgturms. Der sachte Sommerwind fuhr ihm durch die braunen Haare, doch er selbst stand völlig reglos und blickte seinem Gefangenen entgegen. Julian sah ein Leuchten in den scharfen blauen Augen.
»Er sollte sich das Surkot mit Hermelin besetzen lassen«, murmelte Tristan Fitzalan. »Damit die Welt sieht, worauf er in Wahrheit aus ist.«
Julian nickte versonnen. Warwicks Kleidung, vor allem jedoch die stolze Haltung, mit der er seinen geschlagenen Feind empfing, hatte auf unbestimmte Weise etwas Königliches. »Vielleicht ist es wirklich bitter, wenn man für eine Rolle geboren ist, die man nicht haben kann«, murmelte er.
Tristan brummte abfällig. »Was muss er tun, damit er endlich deine Sympathie verliert?«
»Ich sag dir Bescheid, wenn ich es herausfinde.«
»Schsch«, machte Lucas. »Ich will hören, was sie sagen.«
Black Will Herbert trug eine kostbare schwarze Rüstung, aber keinen Helm und natürlich auch keine Waffen mehr. Seine Hände waren auf dem Rücken gefesselt, und der Befehlshaber der kleinen Vorhut, Sir Robert Welles, packte ihn unsanft am Arm und führte ihn zu Warwick.
Der schenkte seinem Widersacher ein hasserfülltes Lächeln. »Heute ist das erste Mal, dass es mir eine Freude ist, Euch zu sehen, Herbert.«
Der Gefangene spuckte auf den Boden. »Ihr seid ein Verräter, Warwick, und Ihr werdet für Euren Verrat bezahlen.«
»Tja, wer weiß«, gab Julians Cousin zurück. »Aber eins ist gewiss: Wenn der Tag kommt, werdet Ihr nicht mehr da sein, um ihn zu erleben.« Er nickte seinem Ritter zu, der Herbert immer noch am Ellbogen gepackt hielt. »Schlagt ihm den Kopf ab.«
Einen Moment war es so still im Burghof, dass man die leichte Brise im Staub rascheln hörte. Dann setzte ein verhaltenes Raunen ein. Julian hörte Verwunderung, Hochachtung und Vorfreude in diesem Getuschel, aber wie erwartet keinerlei Protest.
Herbert war sichtlich blasser geworden; seine Gesichtsfarbe wirkte wächsern im Kontrast zu dem schwarzen Bart. »Das werdet nicht einmal Ihr wagen«, sagte er.
Warwick schmunzelte. »Nein? Und warum sollte ich nicht? Es gibt niemanden in England, der mich hindern könnte, wisst Ihr. Ihr habt Euch redlich bemüht, meinen Einfluss zu schmälern. Ihr ebenso wie die verfluchte Sippschaft der
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