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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Königin. Aber Euch ist ja gewiss nicht neu, wie rasch Fortunas Rad sich gerade im Krieg dreht, wo man nicht nur alles gewinnen, sondern ebenso alles verlieren kann. Wie Ihr, zum Beispiel.« Er schaute zu seinem Ritter. »Holt den Henker, Sir Robert, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Robert Welles winkte zwei Soldaten heran, die den Gefangenen jeder bei einem Arm nahmen und wenige Schritte nach rechts führten. Als die Menge zurückwich, entdeckte Julian einen Hackklotz, der dorthin geschafft worden war. »Warwick hat wie immer an alles gedacht«, murmelte er.
    Vor dem Hackklotz zwangen die Soldaten den Gefangenen auf die Knie, während Sir Robert einen vierschrötigen Mann mit massigen Schultern und grauen Bartstoppeln zum Richtblock führte. Der Henker von Northampton hatte ein gutmütiges Großvatergesicht, das so gar nicht zu dem schaurigen, großen Beil in seinen Händen passen wollte. Bis er die lederne Maske aufsetzte.
    Black Will Herbert kniete vor dem Block und verfolgte jede Bewegung mit gehetzten Blicken. Sein Atem ging stoßweise, aber das war das Einzige, was sein Entsetzen verriet. Als einer der Soldaten hinzutrat, um ihm mit einem schwarzen Tuch die Augen zu verbinden, bog er den Kopf weg, sah zu Warwick hinüber und verlangte: »Lasst mich beichten.«
    Warwick zögerte. Dann wandte er den Blick ab und verschränkte die Arme. Er sagte nichts, schüttelte nicht einmal den Kopf, aber seine Männer verstanden sein Nein sehr wohl.
    »Julian, tu etwas«, stieß Tristan hervor. »Er hat kein Recht, ihn hinzurichten, also verhindere wenigstens, dass er ihn in die Hölle schickt.«
    Julian rührte sich nicht. Mit einem Mal schien die Zeit zurückgedreht, und er war wieder in Carmarthen, sah Edmund Tudor im flackernden Schein einer Fackel die Hand in den Nacken legen, sah das Grauen in den schwarzen Augen. Sie macht einen sprachlos, die Pest, nicht wahr …
    »Julian!«, drängte Tristan.
    »Schleich dich zu den Gäulen«, bekam er zur Antwort. »Reite nach Raglan und richte Jasper Tudor aus, Black Will Herbert sei genau da, wo er hingehört.«
    »Aber …«
    Julian wandte den Kopf und sah seinen Ritter an. »Tu es, oder scheide aus meinen Diensten.«
    »Lasst mich beichten, Warwick«, wiederholte Herbert. »Das Recht sollte kein Christenmensch einem anderen absprechen.« Er bettelte nicht, aber er war auch nicht weit davon entfernt.
    Julian spürte seine Hände feucht werden. Es war eine abscheuliche Szene.
    Warwick gab mit einer unwilligen Geste nach. »Also meinetwegen. Sir Robert, seid so gut und schafft einen Priester herbei.« An Herbert gewandt, fuhr er fort: »Ich gebe Euch eine Viertelstunde. Beschränkt Euch also auf das Wesentliche.«
    Herbert antwortete nicht. Er hatte den Kopf gesenkt, die Augen geschlossen und betete tonlos. Weder besonders inbrünstig noch verzweifelt. Er wirkte in sich gekehrt.
    In Windeseile kam der Ritter mit einem von Warwicks Feldgeistlichen zurück, der die Schaulustigen mit einer unwirschen Geste aufforderte, ein paar Schritte zurückzutreten. Als sie nicht sofort gehorchten, legte er Hand an und stieß die vorderen kräftig vor die Brust. Endlich bewegten sie sich, und als der Abstand groß genug war, um Diskretion zu gewährleisten, setzte der Priester sich auf den Hackklotz, legte Herbert die Hand auf den gesenkten Kopf und sprach leise.
    Der Henker trat derweil an den Brunnen, setzte den Stiel des Beils auf die gemauerte Einfassung, holte einen Wetzstein aus dem Beutel und fing an, in aller Seelenruhe seine Klinge zu schärfen. Julian nahm an, er war nicht der Einzige, dem das regelmäßige, schleifende Geräusch eine Gänsehaut verursachte.
    Er wandte sich an Tristan Fitzalan. »Zufrieden?«
    Der Ritter nickte. »Morgen hättest du’s bereut«, mutmaßte er.
    »Kann schon sein«, gab Julian unwirsch zurück.
    »Also dann.« Tristan seufzte verstohlen. »Ich mach mich auf den Weg.«
    Julian hielt ihn am Ärmel zurück. »Ich fange an, mich zu fragen, ob Warwick hier nur eine makabre Komödie zum Besten gibt. Warte lieber, bis der Kopf im Gras liegt. Nicht, dass Jasper sich zu früh freut.«
    Doch Warwick hatte offenbar die Absicht, diesen schockierenden Rechtsbruch, den die Hinrichtung eines Kronvasallen ohne Urteilsspruch darstellte, zu Ende zu führen. Aus persönlicher Rache, wusste Julian, aber ebenso aus politischem Kalkül. Es war eine Demonstration von Macht, die so schnell niemand vergessen würde.
    Die Beichte dauerte nicht lang. Schließlich schlug der

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